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Am 27. November organisiert die Initiative "Kein Nazizentrum in Weiler und anderswo!" eine antifaschistische Demonstration gegen die Nazi-Immobilie "Linde" in Schorndorf-Weiler. Der inzwischen breite Unterstützerkreis aus antifaschistischen Gruppen, gewerkschaftlichen Strukturen, Parteien und zahlreichen Einzelpersonen, hat es sich gemeinsam zum Ziel gesetzt, keine schleichende Normalisierung der NPD-Nachbarschaft zuzulassen und ein klares Zeichen dagegen auf die Straße zu tragen. Hier eine kleine Dokumentation der Rahmenbedingungen der Aktion.

Rems-Murr Kreis – Der Schoß ist furchtbar noch...

Der Rems-Murr Kreis, in dem das beschauliche Schorndorf-Weiler mit seinen knapp 4.200 EinwohnerInnen liegt, ist schon seit längerem durch eine gut verankerte, generationenübergreifende Naziszene, wie auch durch die stillschweigende Akzeptanz dieser Zustände seitens der BewohnerInnen, weit über die Region um Stuttgart hinaus bekannt. Eine eigens zur Erforschung dieser Thematik angelegte Studie, die vom gewerkschaftsnahen Verein für internationale Arbeits- und Kulturbeziehungen Rems-Murr (Viak) der Universität Tübingen in Auftrag gegeben wurde, hat diese Tendenzen 2007 mit erschütterndem Faktenmaterial belegt.
Die Gesamtauswertung der Studie "Rechtsextremismus und sein Umfeld" ergibt ein erschreckendes Bild: Die politische Kultur im Rems-Murr-Kreis sei durch eine gesamtgesellschaftlich verankerte rechtsgerichtete Stimmung geprägt. Einzelergebnisse sind unter anderem, dass 17,3% der Schüler sich der rechten Szene zugehörig fühlen und dass autoritäre Orientierungen in der Region generell am  Zunehmen sind. Gleichzeitig lässt sich im Rems-Murr Kreis eine überdurchschnittlich hohe Anzahl behördlich registrierter faschistischer Gewalttaten verzeichnen
Dieses Potenzial hat selbstredend auch die faschistische NPD für sich entdeckt. Sie will mit der rechten Erlebniswelt in und um der "Linde" einerseits die meist jungen, aktionistischen und unorganiserten, Faschisten, welche immer wieder durch Pöbeleien und Angriffe auf MigrantInnen und Linke bei diversen öffentlichen Festen und Veranstaltungen auffallen, in die eigenen Reihen schließen.
Zum Anderen versucht sie, den fruchtbaren Nährboden, den das relativ rechte gesellschaftliche Klima bietet, für ihre faschistische Hetze und Regionalverankerung nutzen.
So lässt sich beobachten, dass die NPD in den letzten Jahren im Rems-Murr Kreis stets vergleichsweise "gute" Wahlergebnisse erzielte und sich auch jetzt schon mit Unterschriftensammlungen auf die Landtagswahlen 2011 vorbereitet .
Eine weitere  faschistische Kraft im Kreis bildet sie sogenannte "AG Voralb".  Die Nazis dieses eher losen Zusammenschlusses sehen sich als "Autonome Nationalisten", sind regelmäßig auf Naziaufmärschen im gesamten Bundesgebiet zu sehen und fallen im Rems-Murr Kreis vor allem durch Schmierereien und Sticker auf.
Hier der Link zu einer kurzen Chronik der Naziaktivitäten im Rems-Murr Kreis im Jahr 2009, zusammengestellt vom „Antifaschistischen Aktionsbündnis Rems-Murr“: http://aarm.twoday.net/stories/chronologie-braune-aktivitaeten-2009


Eine ganz normale Kneipe?

Die Gaststätte "Linde" in Schorndorf-Weiler  wurde im Jahr 2006 von NPD-Funktionär Jürgen Wehner erworben und ist die einzige bekannte öffentliche Anlaufstelle der NPD im Großraum Stuttgart.

Das sichtlich heruntergekommene Gebäude im Ortskern des dient schon seit 2006 Faschisten aus der Region um Stuttgart – insbesondere natürlich der NPD - als wichtige Infrastruktur.  Als Lager- und Verteilzentrum für Wahlkampfpropaganda, in Form von Flyern und Plakaten, als Location für rechte Szeneparties und schließlich als Provokationsobjekt.
Auch der wöchentliche NPD-Stammtisch - seit 2006 organisiert von dem Schorndorfer NPD-Landeslisten Kandidat Jürgen Wehner  und dem Parteifunktionär Roberto Kurze aus Waiblingen - fand bis 2008 in der "Linde" statt.

Einen Monat nach einem Naziangriff auf die monatliche antifaschistische Mahnwache  des örtlichen Anti-Nazi-Vereins "Weiler schaut hin! e.V." vor der NPD-Immobilie im Februar diesen Jahres zeigte sich ganz deutlich, dass die "Linde" sich als faschistischer Anziehungspunkt inzwischen weit in Szenekreisen herumgesprochen hat: Während der antifaschistischen Kundgebung im März, zu der sich über solidarische 70 AntifaschistInnen aus der gesamten Region eingefunden hatten, hielten sich in der "Linde" etwa 30 teilweise fotografierende und provozierende  Nazis auf.


So wie es ist soll es nicht bleiben!

Die im Moment wohl aktivste antifaschistische Kraft in der Region um Schorndorf stellt der Verein "Weiler schaut hin! e.V." in Schorndorf-Weiler dar, welcher sich gegen Nazis in der Region und in besonderer Weise gegen die Linde als Nazizentrum engagiert. Die unablässige monatliche Mobilisierung des Vereins zu den Mahnwachen vor der Linde, bildet den ungewöhnlichen zähen Kern des Widerstandes gegen die Nazinachbarnschaft.
Im Jahr 2008 war es "Weiler schaut hin! e.V.", der nach langem Ringen und kontinuierlicher Öffentlichkeitsarbeit erreichte, dass dem Wirt der "Linde" und NPD-Funktionär, Jürgen Wehner, die Gaststättenlizenz entzogen wurde.
Das aktuelle Bündnis "Kein Nazizentrum in Weiler und anderswo" setzt sich aus Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen aus der Region zusammen und hat sich eine langfristig angelegte und die Stadrgenzen überwindende Arbeit gegen das Naziproblem im Kreis auf die Fahnen geschrieben – der Auftakt bildet die gemeinsame Demonstration am 27. November.


Nach vorne!

Viel zu lange konnten sich faschistische Tendenzen im Rems-Murr Kreis vielschichtig entfalten. Die rechtsgerichtete Jugendkultur, anwachsende NPD-Strukturen und eine ungewöhnlich hohe Akzeptanz und Verbreitung rechter Denkmuster in weiten Teilen der Bevölkerung sind Komponenten einer gefährlichen gesellschaftlichen Entwicklung.
Immer wieder gab es in den letzten Jahren jedoch erfolgreiche und kräftige antifaschistische Interventionen: Eine breite Bündnisdemo gegen die "Linde" mit über 500 TeilnehmerInnen im Jahr 2007, Eine Aktionswoche mit mehreren Aufklärungsveranstaltungen und einer Demonstration in Backnang mit 250 TeilnehmerInnen im Frühling diesen Jahres, die unablässigen monatlichen Mahnwachen vor der Linde und nicht zuletzt auch direkte Aktionen, wie Farbangriffe auf die "Linde" oder das massenhafte Zerstören von ausgehängten NPD-Wahlplakaten.
Es zeigt sich deutlich, dass der Widerstand gegen die rechten Tendenzen im Rems-Murr Kreis noch einiges an Potenzial zu bieten. Mit breit organisierter Aufklärungsarbeit und Gegenwehr, mit spektrenübergreifender Solidarität und einem langen Willen, kann dieses in Zukunft zusammengeführt und gebührend entfaltet werden!


Heraus zur Demonstration!

Am 27. November um 14:00 Uhr am Schorndorfer Bahnhof. Von dort wird es nach Weiler gehen, um vor der "Linde" mit einer Abschlusskundgebung zu enden.
Solidarität muss praktisch werden – zeigen wir den Freundinnen und Freunden im Rems-Murr Kreis, dass sie nicht alleine sind.
Das ist erst der Anfang!


Gemeinsame Zugfahrt ab Stuttgart zur Demo:

Treffpunkt: 27. November - 12:50 Uhr, Gleis 101 – Stuttgart Hauptbahnhof