Diese Prügelei zieht sogar Gesinnungsgenossen aus Russland an: Schon zweimal haben sich Neonazis in Rheinland-Pfalz zu einem Kampfsport-Turnier getroffen. Nun steht die dritte Auflage an. Die Organisatoren der Gewalt-Orgie verstecken sich, doch eine Spur führt nach Ludwigshafen.
VETTELSCHOSS/LUDWIGSHAFEN. Tätowierte
Arme, geballte Fäuste, breite Schultern: Die Kämpfer von „Pride France“
zeigen ihre Muskeln gerne auf Fotos, die sie dann ins Internet stellen.
Ebenso gerne zeigen sie, wo sie überall in den Ring steigen: In den
vergangenen Monaten waren die Franzosen in Griechenland, Italien,
Polen, Ungarn. Nun kommen sie nach Deutschland: Zusammen mit ihren
russischen Kameraden von „White Rex“ treten sie am Samstag beim „Kampf
der Nibelungen“ an.Dessen Veranstalter allerdings
halten sich tunlichst im Verborgenen. Um anonym bleiben zu können, haben
sie ihre Internet-Seite in den USA registriert. Und auch der
Veranstaltungsort ist geheim: Angekündigt haben sie lediglich, dass das
Prügel-Turnier „in Westdeutschland“ ausgetragen wird. Bei den beiden
ersten Auflagen wurden die angemeldeten Besucher jeweils in den Norden
von Rheinland-Pfalz gelotst: in das 3000-Einwohner-Nest Vettelschoß im
Kreis Neuwied.
Dort haben Beobachter dann etwa 100 Aktive und Zuschauer gezählt. Die Fans des Turniers verbindet nicht nur die Vorliebe für besonders brutal ausgetragene Kämpfe. Auf der Internet-Seite steht schon recht unverblümt: Es gibt den „Kampf der Nibelungen“ nur, weil von den Teilnehmern anderer derartiger Veranstaltungen ein Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung erwartet wird. Hier hingegen treffen sich Menschen, die „den Sport nicht als Teil eines faulenden politischen Systems verstehen“.
Tatsächlich ist der „Kampf der Nibelungen“ eine Neonazi-Veranstaltung. Die Kämpfer von „White Rex“ und „France Pride“ treten im Namen einschlägiger Modemarken an, und auch die Sponsoren des Turniers tummeln sich in diesem Markt. An einen Versandhändler mit passender Gesinnung einerseits und eigener Kampfsporterfahrung andererseits denken Szenekenner auch, wenn sie über einen möglichen Hintermann der Veranstaltung spekulieren. Sie tippen auf den Ludwigshafener Malte Redeker – und sind damit auf der richtigen Spur.
Dass der Ex-Jura-Student in einem Hinterhofladen rechtsextreme Musik und Klamotten verkaufte, brachte vor Jahren Hunderte Ludwigshafener auf die Straße. Mittlerweile wickelt er seine Geschäfte lieber übers Internet ab – und meidet die Öffentlichkeit. Sein Name taucht trotzdem immer wieder auf: Redeker werden Kontakte bis ins Umfeld der Terrorzelle NSU nachgesagt. Und er gilt als wichtiger Strippenzieher bei den Hammerskins, einer stramm rassistischen Bruderschaft. In den USA waren Männer aus ihren Reihen schon mehrfach in Mordfälle verwickelt.
Entsprechend verschwiegen sind deutsche Behörden, wenn es um ihre Erkenntnisse über diese Truppe geht: Sie soll nicht zu genau erfahren, was der Staat über sie weiß. Offiziell gibt es daher keine Auskunft über die Verbindung zwischen dem Ludwigshafener und dem „Kampf der Nibelungen“. Doch die RHEINPFALZ weiß aus Sicherheitskreisen, was Redeker ihr daraufhin auch selbst bestätigt: Er war der Mieter, der im vergangenen Jahr die Halle in Vettelschoß für das Turnier reserviert hatte.
Welche Rolle er diesmal spielt, lässt der Ludwigshafener offen: „Ich weiß noch nicht mal, ob ich überhaupt hingehe.“ Sicherheitskreise gehen davon aus, dass Zuschauer und Aktive an einen anderen Ort gelotst werden. Denn Behördenvertreter haben sich den Eigentümer der Vettelschoßer „Funsport-Arena“ mittlerweile zur Brust genommen – und sie erwarten, dass er auf solche Mieter nun lieber verzichtet. Wo stattdessen der Austragungsort für den „Kampf der Nibelungen“ sein wird, ist nach Angaben des Mainzer Innenministeriums „zur Zeit nicht bekannt“.
Ein Sprecher versichert: „Sollte er in Rheinland-Pfalz liegen, wird die Polizei – wie in den Vorjahren auch – die zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung notwendigen Einsatzmaßnahmen ergreifen.“