Mannheim/Berlin, 21. August 2015. (red/pm) Die Amadeu Antonio Stiftung und Xavier Naidoo haben sich in einem Gerichtstermin am 19. August vor dem Landgericht Mannheim auf einen Vergleich geeinigt. Hintergrund war ein Antrag Naidoos auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung zur Unterlassung verschiedener Äußerungen in dem Artikel „Xavier Naidoo: Telegramm für X oder wie bringe ich Reichsbürger-Inhalte ins Fernsehen“, der auf dem Internetportal Netz-gegen-nazis.de der Stiftung veröffentlicht worden war.
Information der Amadeu Antonio Stiftung:
“Der Artikel setzt sich mit Auftritten Xavier Naidoos auf zwei Demonstrationen am 03. Oktober 2014 vor dem Reichstag auseinander, überdies wurden Textstellen von Xavier Naidoos Song „Raus aus dem Reichstag“ als antisemitisch bezeichnet. Der Vergleich stellt klar, dass die Amadeu Antonio Stiftung nicht Xavier Naidoo persönlich als Antisemiten darstellen wollte, sie die Zeilen von Naidoos Liedtext „Raus aus dem Reichstag“ jedoch weiterhin als antisemitisch interpretieren darf.
Die Stiftung beobachtet mit Sorge, dass antisemitische Stereotype seit Jahren wieder salonfähig werden und häufig unwidersprochen bleiben. Aufgrund dieser Entwicklung ist es fatal, dass Texte, die antisemitisch interpretierbar sind und damit entsprechende Strömungen bedienen von prominenten Personen wie Xavier Naidoo vorgetragen werden. Es ging uns zu keinem Zeitpunkt darum, Xavier Naidoo persönlich anzugreifen. Doch es muss möglich sein, kritikwürdige politische Entwicklungen auch zu kommentieren.
Die Amadeu Antonio Stiftung hat dem Vergleich zugestimmt, weil wir keinen Wert auf eine langwierige juristische Auseinandersetzung mit Xavier Naidoo legen. Es war unser Hauptanliegen, auf die antisemitischen Anknüpfungspunkte in dem Text „Raus aus dem Reichstag“ hinzuweisen, deshalb sind wir zufrieden mit dieser Klarstellung. Auch halten wir die Auftritte von Xavier Naidoo bei den Demonstrationen am 3. Oktober 2014 weiterhin für äußert problematisch,
erklärt Anetta Kahane, Vorsitzende des Vorstands der Amadeu Antonio Stiftung.”
Hintergrund: Xavier Naidoo war im Oktober 2014 in Berlin bei Veranstaltungen aufgetreten, an denen organisatorisch sogenannte “Reichsbürger” und frühere NPD-Mitglieder beteiligt waren. Dieser Auftritt hatte ihm bundesweit Kritik eingebracht. Auch Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) distanzierte sich von dem Mannheimer Pop-Künstler.
Hofberichterstatter beim Mannheimer Morgen für Naidoo ist Jörg-Peter Klotz, der 2002 zusammen mit Michael Fuchs-Gamböck 2002 bei Goldmann das Buch “Xavier Naidoo: Seine Wege” veröffentlicht hat. Dementsprechend verbunden wertet der Autor den Vergleich vor Gericht als “Xavier setzt sich weitgehend durch”. Das ist nicht richtig – insbesondere die Kritik, Xavier Naidoo verwende Textzeilen mit antisemitischem Inhalt darf eben doch weiterhin behauptet werden. Nach unseren Informationen war die Stiftung auf Schadensbegrenzung aus, insbesondere weil das Landgericht den Streitwert von 15.000 auf 100.000 Euro hochgesetzt hatte.
Wir können urlaubsbedingt zum jetzigen Zeitpunkt keine umfassende Recherche vorlegen, werden das aber im September nachholen – da sich Herr Naidoo klagefreudig zeigt, bedeutet dies natürlich eine noch höhere Sorgfalt, als wir sie ohnehin an den Tag legen, denn offenbar werden Äußerungen bis ins kleinste Detail auf rechtliche Angriffsmöglichkeiten geprüft – und juristische Kosten zahlt der millionenschwere Künstler aus der Portokasse.
Zur Amadau Antonio Stiftung: Der Namensgeber der Stiftung, Amadeu Antonio wurde 1990 von rechten Jugendlichen im brandenburgischen Eberswalde zu Tode geprügelt, weil er schwarz war. Er war eines der ersten von heute 184 Todesopfern rechtsextremer Gewalt seit dem Fall der Mauer. Die Amadeu Antonio Stiftung wird u.a. von der http://www.freudenbergstiftung.de/, öffnet in einem neuen Fenster">Freudenberg Stiftung unterstützt und arbeitet eng mit ihr zusammen. Die Stiftung ist Mitglied im http://www.stiftungen.org/de/verband.html, öffnet in einem neuen Fenster">Bundesverband Deutscher Stiftungen und hat die Selbstverpflichtung der http://www.transparency.de/Initiative-Transparente-Zivilg.1612.0.html, öffnet in einem neuen Fenster">Initiative Transparente Zivilgesellschaft unterzeichnet.
Transparenz: Unsere Redaktion hat in der Vergangenheit mehrfach mit der Amadeu Antonio Stiftung auf informatorischer Ebene zusammengearbeitet und schätzt das Engagement der Stiftung außerordentlich.