Tausende gegen Legida am Waldplatz erwartet – Stadion und Völkerschlachtdenkmal dunkel

Erstveröffentlicht: 
09.01.2015

Leipzig. Der Legida-Aufzug am kommenden Montag wird keine Eintagsfliege bleiben. Wie bei der Pressekonferenz von Vertretern der Gegendemonstrationen am Freitag bekannt wurde, seien im Januar weitere Legida-Märsche beim Ordnungsamt beantragt. „Wenn die Route wie vorgesehen an der Thomaskirche vorbeiführt, werden wir aus Protest die Beleuchtung abschalten“, so Pfarrerin Britta Taddiken. Als Zeichen für Toleranz geht schon am kommenden Montag das Licht am Völkerschlachtdenkmal, der Arena Leipzig und an der Red Bull Arena aus.

Zu den in den nächsten Wochen geplanten Legida-Aufmärschen sagte Igor Münter vom Verein Courage zeigen: „Wir haben uns auf einen langen Atem eingestellt.“ Von der Stadt wurde die Anmeldung weiterer Legida-Aufzüge bisher noch nicht bestätigt.

Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbunds in Sachsen, des Courage-Vereins, des Bürgervereins Waldstraßenviertel, vom Bündnis 8. Mai sowie dem Flüchtlingsrat Leipzig und der wohl breitesten Initiative „Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt“ informierten im Gemeindehaus der Thomaskirche zu Details der Protestveranstaltungen am kommenden Montag.

 

Keine Gewalt – in welcher Form auch immer

 


„Wir haben vor, ein deutliches Zeichen zu setzen für ein weltoffenes Leipzig“, so der ehemalige Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff. Frank Kimmerle vom Bündnis 8. Mai betonte, dass das Legida-Positionspapier zeige: „Wir haben es mit einem rassistischen Bündnis zu tun. Jeder, der dort hingeht, muss wissen, wem er da hinterher marschiert.“

Für die Legida-Gegenbewegung gelte: „Keine Gewalt, in welcher Form auch immer“, so Pfarrer Wolff. Das Auftreten der Demonstranten dürfe nicht im Gegensatz zu deren Zielen stehen. Die Initiativen treten am Montag gemeinsam für das Grundrecht auf Asyl sowie religiöse und weltanschauliche Vielfalt ein. Auch aus dem Umland hätten Bürgermeister und Gemeinden ihre Teilnahme angekündigt, so Wolff weiter. Der Bürgerverein Gohlis rief am Freitagnachmittag ebenfalls auf, sich friedlich der "Willkommen in Leipzig"-Initiative anzuschließen. Im Leipziger Norden sei einer interkultureller Dialog angesichts der Debatten um den geplanten Moschee-Bau der Ahmadiyyah-Gemeinde und der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in der Max-Liedermann-Straße notwendiger denn je, hieß es in einer Mitteilung.

Tausende Teilnehmer am Waldplatz erwartet


Im Mittelpunkt der Gegendemos am 12. Januar steht ab 18.30 Uhr die zentrale Kundgebung am Waldplatz. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) lud am Freitag per Erklärung alle Leipziger ein, vom Waldplatz aus ein friedliches Signal für eine vielfältige Stadt zu senden. Die Auftaktrede auf dem kleinen Platz an der Jahnallee hält Pfarrer Christian Wolff als Initiator der „Willkommen in Leipzig“-Initiative. Der Flüchtlingsrat Leipzig wird dort ebenso Redezeit bekommen wie ein ehemaliger Asylbewerber aus Palästina, der heute deutscher Staatsbürger ist und als Sozialarbeiter tätig ist.

Bei der Kundgebung soll auch der Opfer des Terror-Akts gegen das Pariser Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ gedacht werden. Damit überlässt die Gegenbewegung die Deutung der Ereignisse nicht nur den Islamkritikern. Als Redner seien der französische Honorarkonsul in Leipzig, Harald Langenfeld, oder der Leiter des Institut Francais vorgesehen. Der Leipziger Künstler Sebstian Krumbiegel, der sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus engagiert, und der Universitätschor zeigen musikalisch Flagge.

 „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl der Teilnehmer im hohen, einstelligen Tausenderbereich bewegt“, schätzte Bernd Günther, DGB-Geschäftsführer im Bezirk Sachsen. Auch Netzwerke wie NoLegida unterstützen die Veranstaltung, hieß es weiter. „So eine große Einheit gab es in den vergangenen Jahren nicht“, zeigte sich Kimmerle beeindruckt.

Nicht alle Demo-Züge enden am Waldplatz. Es sei zu erwarten, dass sich viele Sternmarsch-Demonstranten auch in Sicht- und Hörweite der Legida-Veranstaltung aufhalten werden. Die Anhänger der Islamkritiker treffen sich ab 18.30 Uhr auf dem öffentlichen Teil des Stadionvorplatzes der Red Bull Arena. „Das gehört zum Demonstrationsrecht, dass sich die unterschiedlichen Meinungen auch im öffentlichen Raum begegnen“, so Igor Münter vom Verein Courage zeigen.

Licht aus am Stadion und am Völkerschlachtdenkmal


Die Legida-Anhänger werden einigermaßen im Dunkeln stehen. „Wir wollen Legida keine Kulisse bieten und schalten deshalb die Beleuchtung an unseren Objekten Arena Leipzig und Stadion aus“, teilte die Stadion-Betreibergesellschaft ZSL via Facebook mit. Damit werden auch die Wünsche von RB-Fans für ein solches Signal erfüllt. Auch das Völkerschlachtdenkmal bleibt als Zeichen der Solidarität am Montag dunkel. Dieser Protest sei „im Sinn der Identität der Stadt Leipzig als Ort der Friedlichen Revolution“, so Volker Rodekamp, Geschäftsführer der Denkmals-Stiftung.

Polizei steht vor besonderer Herausforderung

Die Polizei teilte am Freitag auf Anfrage von LVZ-Online mit: „Der Zulauf ist für die Einschätzung der Sicherheitslage von sekundärer Bedeutung. Wir erwarten einen friedlichen Versammlungsverlauf, unabhängig von der Teilnehmerzahl.“ Mehrere Hundertschaften mit Unterstützung aus anderen Bundesländern seien im Einsatz, damit alle Demonstranten das Recht auf Versammlungsfreiheit wahrnehmen könnte. In seiner Größenordnung stelle der Einsatz in Leipzig allerdings eine Herausforderung für die Polizeidirektion dar.