Leipzig. Der Legida-Aufzug am kommenden Montag wird keine Eintagsfliege
bleiben. Wie bei der Pressekonferenz von Vertretern der
Gegendemonstrationen am Freitag bekannt wurde, seien im Januar weitere
Legida-Märsche beim Ordnungsamt beantragt. „Wenn die Route wie
vorgesehen an der Thomaskirche vorbeiführt, werden wir aus Protest die
Beleuchtung abschalten“, so Pfarrerin Britta Taddiken. Als Zeichen für
Toleranz geht schon am kommenden Montag das Licht am
Völkerschlachtdenkmal, der Arena Leipzig und an der Red Bull Arena aus.
Zu
den in den nächsten Wochen geplanten Legida-Aufmärschen sagte Igor
Münter vom Verein Courage zeigen: „Wir haben uns auf einen langen Atem
eingestellt.“ Von der Stadt wurde die Anmeldung weiterer Legida-Aufzüge
bisher noch nicht bestätigt.
Vertreter des Deutschen
Gewerkschaftsbunds in Sachsen, des Courage-Vereins, des Bürgervereins
Waldstraßenviertel, vom Bündnis 8. Mai sowie dem Flüchtlingsrat Leipzig
und der wohl breitesten Initiative „Willkommen in Leipzig – eine
weltoffene Stadt der Vielfalt“ informierten im Gemeindehaus der
Thomaskirche zu Details der Protestveranstaltungen am kommenden Montag.
Keine Gewalt – in welcher Form auch immer
„Wir haben vor, ein deutliches Zeichen zu setzen für ein weltoffenes Leipzig“, so der ehemalige Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff. Frank Kimmerle vom Bündnis 8. Mai betonte, dass das
Legida-Positionspapier
zeige: „Wir haben es mit einem rassistischen Bündnis zu tun. Jeder, der
dort hingeht, muss wissen, wem er da hinterher marschiert.“
Für die Legida-Gegenbewegung gelte: „Keine Gewalt, in welcher Form auch immer“,
so Pfarrer Wolff. Das Auftreten der Demonstranten dürfe nicht im
Gegensatz zu deren Zielen stehen. Die Initiativen treten am Montag
gemeinsam für das Grundrecht auf Asyl sowie religiöse und
weltanschauliche Vielfalt ein. Auch aus dem Umland hätten Bürgermeister
und Gemeinden ihre Teilnahme angekündigt, so Wolff weiter. Der Bürgerverein Gohlis
rief am Freitagnachmittag ebenfalls auf, sich friedlich der "Willkommen
in Leipzig"-Initiative anzuschließen. Im Leipziger Norden sei einer
interkultureller Dialog angesichts der Debatten um den geplanten
Moschee-Bau der Ahmadiyyah-Gemeinde und der Erstaufnahmeeinrichtung für
Asylsuchende in der Max-Liedermann-Straße notwendiger denn je, hieß es
in einer Mitteilung.
Tausende Teilnehmer am Waldplatz erwartet
Im Mittelpunkt der Gegendemos am 12. Januar steht ab 18.30 Uhr die zentrale Kundgebung
am Waldplatz. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) lud am Freitag per
Erklärung alle Leipziger ein, vom Waldplatz aus ein friedliches Signal
für eine vielfältige Stadt zu senden. Die Auftaktrede auf dem kleinen
Platz an der Jahnallee hält Pfarrer Christian Wolff als Initiator der „Willkommen in Leipzig“-Initiative.
Der Flüchtlingsrat Leipzig wird dort ebenso Redezeit bekommen wie ein
ehemaliger Asylbewerber aus Palästina, der heute deutscher Staatsbürger
ist und als Sozialarbeiter tätig ist.
Bei der Kundgebung soll auch der Opfer des Terror-Akts gegen das Pariser Satire-Magazins „Charlie Hebdo“
gedacht werden. Damit überlässt die Gegenbewegung die Deutung der
Ereignisse nicht nur den Islamkritikern. Als Redner seien der
französische Honorarkonsul in Leipzig, Harald Langenfeld, oder der
Leiter des Institut Francais vorgesehen. Der Leipziger Künstler Sebstian
Krumbiegel, der sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus engagiert, und
der Universitätschor zeigen musikalisch Flagge.
„Wir gehen
davon aus, dass sich die Zahl der Teilnehmer im hohen, einstelligen
Tausenderbereich bewegt“, schätzte Bernd Günther, DGB-Geschäftsführer im
Bezirk Sachsen. Auch Netzwerke wie NoLegida unterstützen die
Veranstaltung, hieß es weiter. „So eine große Einheit gab es in den
vergangenen Jahren nicht“, zeigte sich Kimmerle beeindruckt.
Nicht
alle Demo-Züge enden am Waldplatz. Es sei zu erwarten, dass sich viele
Sternmarsch-Demonstranten auch in Sicht- und Hörweite der Legida-Veranstaltung aufhalten werden. Die Anhänger der Islamkritiker treffen sich ab 18.30 Uhr
auf dem öffentlichen Teil des Stadionvorplatzes der Red Bull Arena.
„Das gehört zum Demonstrationsrecht, dass sich die unterschiedlichen
Meinungen auch im öffentlichen Raum begegnen“, so Igor Münter vom Verein
Courage zeigen.
Licht aus am Stadion und am Völkerschlachtdenkmal
Die Legida-Anhänger werden einigermaßen im Dunkeln stehen. „Wir wollen
Legida keine Kulisse bieten und schalten deshalb die Beleuchtung an
unseren Objekten Arena Leipzig und Stadion aus“, teilte die
Stadion-Betreibergesellschaft ZSL via Facebook mit. Damit werden auch
die
Wünsche von RB-Fans für ein solches Signal
erfüllt. Auch das Völkerschlachtdenkmal bleibt als Zeichen der
Solidarität am Montag dunkel. Dieser Protest sei „im Sinn der Identität
der Stadt Leipzig als Ort der Friedlichen Revolution“, so Volker
Rodekamp, Geschäftsführer der Denkmals-Stiftung.
Polizei steht vor besonderer Herausforderung
Die
Polizei teilte am Freitag auf Anfrage von LVZ-Online mit: „Der Zulauf
ist für die Einschätzung der Sicherheitslage von sekundärer Bedeutung.
Wir erwarten einen friedlichen Versammlungsverlauf,
unabhängig von der Teilnehmerzahl.“ Mehrere Hundertschaften mit
Unterstützung aus anderen Bundesländern seien im Einsatz, damit alle
Demonstranten das Recht auf Versammlungsfreiheit wahrnehmen könnte. In
seiner Größenordnung stelle der Einsatz in Leipzig allerdings eine
Herausforderung für die Polizeidirektion dar.