Kein gutes Ende für die Kooperation
Zunächst verlief die Antikapitalismus-Demo am Samstag friedlich und in Absprache mit der Polizei — am Ende aber gab’s Randale
Von unserer Redakteurin Julia Littmann
Obschon die "Antikapitalismus-Demonstration" am Samstagnachmittag in der Innenstadt nicht angemeldet war, hatte sich die Polizeiführung entschieden, vor Ort Kooperation mit den Demonstranten zu signalisieren. Zweieinhalb Stunden lang ging das Konzept auf. Mit der Auflösung der Demonstration gegen halb acht im Sedanquartier spalteten sich jedoch etwa 200 Randalierer vom Zug ab und sorgten für Sachschäden — und ein Kippen der kooperativen Stimmung.
Zunächst hatte das Kooperationsmodell Erfolg: Eine Verhandlungspartnerin hatte sich Einsatzleiter Harry Hochuli zur Verfügung gestellt, Schritt für Schritt wurde besprochen, wie sich der Zug von knapp 700 Demonstranten durch die Innenstadt bewegen würde.
Quasi als Nachklapp zum G8-Gipfel in Italien war die Demonstration gedacht, die in Freiburg kritische Positionen nicht nur in Sachen Kapitalismus, sondern auch zudem kundtun sollte, was er an schädigenden Auswirkungen zeige. Transparente und Redebeiträge benannten vorzugsweise Kritik an der "neoliberalen Umstrukturierung von Schulen und Hochschulen" , aber auch Bankster-Gebaren und Kriegstreiberei, die Beschädigung des Klimas und die Verschwendung von Rohstoffen wurden angeprangert. Zur Demo tönte Musik aus einem Lautsprecherwagen, eine Sambagruppe gab noch schnellere Rhythmen vor. Zwei ausführliche Stopps unterbrachen die Bewegung des Zuges: ein Halt am Bertoldsbrunnen und einer in der Kaiser-Joseph-Straße. Jedesmal wurde weiterverhandelt, dann weitergezogen. Über die Dreisam, an der Johanneskirche vorbei ging’s in einem großen Bogen auf die Schnewlinstraße in Richtung Sedanquartier. Auf der Wilhelmstraße sollte die Demonstration zu Ende sein, die Polizeikräfte hatten sich fast vollständig zurückgezogen. Da setzte ein, was als "dezentrale Aktionen" angekündigt — und nicht mehr in den sorgfältig ausgehandelten Absprachen enthalten war: Knapp 200 Demonstrationsteilnehmer eilten im Laufschritt in Richtung Werderring, rissen an der Laufstrecke der Freiburger Laufnacht die Absperrgitter an der Spitzkehre am Rotteckring um, liefen dann jedoch weiter in Richtung Stadtbahnbrücke. Auf ihrem Weg beschädigten diese Demonstranten Schaufensterscheiben, ein Polizei-Hinweisschild, Autos. Die Polizei spricht von einem Schaden von mehreren tausend Euro — und zeigte sich empört und enttäuscht: Die Kooperation habe zu keinem guten Ende geführt, erklärte Polizei-Pressesprecher Karl-Heinz Schmid. Und so endete denn der bis dahin friedliche Verlauf mit einer Verstärkung der Polizeipräsenz an den neuralgischen Punkten der Stadt — an diesem Abend war das auch das Konzerthaus, wo der Uni-Sommerball stattfand — und über allem kreiste ein Polizeihubschrauber.