Belgien - zum Kampf gegen das neue Maxi-Gefängnis

Raus aus dem Knast!

[Dies ist ein Artikel, der in Belgien, am 26. Dezember 2012 in der Nr. 31 der anarchistischen Zeitung "Hors Service" erschienen ist, mit dem Text, der als Flugblatt und Plakat auf den Strassen verteilt wurde und wird.] Seit zwei Wochen fanden in Anderlecht und Molenbeek die ersten Flugblattverteilungen statt, die zu einem Kampf gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses in Brüssel aufrufen. In verschiedenen Vierteln von Brüssel ist der Kleister der ersten Plakate gegen das Maxi-Gefängnis noch frisch.


Wir denken, dass der erste Schritt in Richtung eines kompromisslosen Kampfes gegen diese neue Monströsität der Macht die Verbreitung der Gegeninformation ist, zuallernächst in den Vierteln, in denen wir leben und kämpfen. Denn, wenn, wie dieses erste Flugblatt erklärt, der Staat diesen Bau vorsieht, um noch mehr Arme, Ausgeschlossene und Revoltierende einzusperren, so ist es die ganze Stadt Brüssel, die ins Visier genommen wird. Immer mehr Uniformen und Kontrollen in den Strassen, Videoüberwachung überall, administrative Strafen für jeden beliebigen Scheiss, Militarisierung des öffentlichen Verkehrs, Umgestaltung der ärmeren Viertel, um "die Stadt zu säubern", Ausweitung der Eurozone... all dies ist ein Abbild von dem Bau, der in Haren, im Norden von Brüssel vorgesehen ist. Der Bau des neuen Gefängnisses geht Hand in Hand mit der Umwandlung von Brüssel in ein grosses Gefängnis unter offenem Himmel.

Lasst uns nicht warten. Wir rufen alle, die auf direkte Weise gegen dieses Projekt des Staates kämpfen wollen, dazu auf, sich unter einander zu organisieren, über die Bedeutung eines neuen Gefängnisses zu diskutieren, die Gegeninformation zu verteilen, grosse und kleine Aktionen vorzubereiten und zu realisieren, um Stäbe in das Räderwerk des Staates zu stecken.


Auf dass überall Kampfzirkel entstehen. Auf dass jede Strasse, jeder Platz, jeder Ort sich selbstorganisiert, um diesem wichtigen Kampf Körper und Seele zu geben. Der selbstorganisierte und direkte Kampf ist die beste und die einzige Art und Weise, um den Bau dieses Maxi-Knastes wirklich zu bekämpfen.

Kämpfen wir gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses in Brüssel!

Von einem Maxi-Gefängnis...

In Haren, im Norden von Brüssel, sieht der Staat den Bau des grössten Gefängnisses der belgischen Geschichte vor. Es wird sich dem Plan von neun weiteren neuen Gefängnissen anfügen. Dieses neue Gefängnis soll dem Staat ermöglichen, unter besser abgesicherten und repressiveren Bedingungen, noch mehr Menschen einzusperren. Wenn die zahlreichen Revolten, Meutereien und Ausbrüche der letzten Jahre einem Verlangen nach Freiheit Körper und Seele gegeben haben, so wird diese neue Schicht von Gefängnisbauten versuchen, es zu ersticken.
Wir brauchen nicht darum herum zu reden: das Gefängnis dient dazu, die bestehende Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Und diese Gesellschaft ist eine in Reiche und Arme, Herrschende und Beherrschte, zwischen Meister und Sklaven geteilte Gesellschaft. Wer das Privateigentum antastet, wer gegen die Gesetze verstösst, wer den „rechten Weg“ der Resignation verlässt, um sich in die Revolte zu stürzen, der weiss, dass ihn das Gefängnis erwarten könnte.
Das in Brüssel vorgesehene Maxi-Gefängnis wird also nichts anders sein, als eine x-te Waffe der Macht, um das Verlangen nach Freiheit zu bändigen und immer mehr Aufsässige einzusperren. Und ob wir uns drinnen oder draussen befinden, sein Schatten wird eine Kette um den Hals von uns allen sein.

… zu einer Gefängnis-Stadt

Das in Haren geplante Maxi-Gefängnis ist ein Abbild von dem, was die Macht aus Brüssel machen will: die Stadt in ein Gefängnis unter offenem Himmel verwandeln. Umgestaltungen der Stadtviertel, um uns zu vertreiben (wie im Süden von Saint-Gilles, entlang des Kanals oder in Cureghem). Besetzung der Stadt durch Videoüberwachung und die Präsenz von Uniformen aller Art. Militarisierung des öffentlichen Verkehrs. Sicherung der Geschäftsviertel und der europäischen Institutionen. Ordnung muss herrschen, ein jeder ist aufgerufen, mit der Wirtschaft und der Macht im schritt zu gehen. Auf diese Weise versucht der Staat, die Wut gegen diese Welt niederzuschlagen, die Infragestellung einer Gesellschaft zu hindern, die von der Ausbeutung und der Unterdrückung lebt.

Also: es lebe die Meuterei!

Jeder Plan kann verdorben werden, jeder Bau kann sabotiert werden, jede Macht kann angegriffen werden. Der Kampf gegen den Bau dieses Maxi-Gefängnisses muss ein direkter und offensiver Kampf sein, dies ist die einzige Möglichkeit, ihn zu verhindern. Wir können diesen Kampf nicht irgendwem anvertrauen (Parteien, Gewerkschaften,...), er muss von uns selbst ausgehen, den Gefangenen von drinnen und draussen.
Die Macht will uns weismachen, dass wir nichts tun können. Sie will sich als unangreifbar geben. Aber so liegen die Dinge nicht. Die Macht kann überall angegriffen werden, wo sie konkrete Formen annimmt: in ihren Büros, ihren Institutionen, ihren Uniformen. Und das, diese Revolte, hängt einzig von uns selbst ab.
Lasst uns mit all unseren Kräften, auf allen Ebenen des Lebens, gegen den Traum der Macht kämpfen, der uns alle als Gefangene sehen will. Lasst uns gegen alles revoltieren, was versucht, uns einzusperren.


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Hors Service, Nr. 31: http://journalhorsservice.blogspot.ch/search/label/Num%C3%A9ro%2031