In Frankfurt wollen Blockupy-Demonstranten heute das Finanzzentrum lahmlegen. Doch auf den Geschäftsablauf der Banken hat das kaum Einfluss. Denn die Händler sind vorübergehend umgezogen.
Düsseldorf - Heute soll am Finanzplatz Frankfurt nichts mehr gehen. Die Blockupy-Bewegung will im Zentrum der Finanzmetropole demonstrieren. Nach Angaben der Polizei haben sich etwa 1.400 Aktivisten vor der EZB versammelt, die Protestler sprachen dagegen von 2.500 Teilnehmern. „Die Blockade steht. Der Geschäftsbetrieb der EZB ist erfolgreich gestört“, sagte Blockupy-Sprecherin Ani Dießelmann. Morgen soll es weiter gehen. Zur Großdemonstration werden 20.000 Teilnehmer erwartet.
Doch zumindest den Geschäftsablauf der Banken stören sie damit kaum. Die Banken sind auf den Fall seit Langem vorbereitet. Viele ihrer Händler haben am Brückentag frei genommen. Einige machen Home-Office. Wieder andere arbeiten - aber nicht an ihrem normalen Platz in Frankfurt. Für sie ist der heutige Tag ein bisschen wie eine Klassenfahrt. Sie machen einen Ausflug ins Umland.
Wohin die Reise geht, ist geheim. Banker berichten, dass sie erst zwei Tage vor den Blockupy-Protesten ihren Anfahrtsplan zum provisorischen Handelssaal bekommen hätten. E-Mails habe es dazu keine gegeben - um die Geheimhaltung zu wahren.
Die Händler einer bestimmten Bank fahren zum Beispiel mit Bahn oder Auto an einen Ort in der Nähe von Frankfurt. Dort laufen sie zu einem ganz normalen Haus - und drücken eine Klingel mit einem Allerweltsnamen. Dann sind sie angekommen im provisorischen Handelssaal. Manche Händler waren schon während der Blockupy-Proteste 2012 dort.
Die Räume sind kleiner als sonst und werden nur ganz selten genutzt. Fotos sind nicht erlaubt. Solche provisorischen Handelsräume gehen zurück auf die deutsche Finanzaufsicht Bafin. Die Regeln der Bafin und die der amerikanischen Börsenaufsicht SEC verpflichten die Banken dazu, jederzeit handlungsfähig zu sein.
In den Mindestanforderungen für das Risikomanagement der Bafin liest sich das so: „Für Notfälle in zeitkritischen Aktivitäten und Prozessen ist Vorsorge zu treffen (Notfallkonzept).“ Zeitnahe Ersatzlösungen müssten zur Verfügung stehen.
Konkret bedeutet das: Ob Erdbeben, Brände, Überflutung, Blockaden oder ein Terroranschlag - die Banken müssen ihre Transaktionen abwickeln können. Um die Auflage zu erfüllen, ist zumindest bei den größeren Instituten ein Ausweichstandort nötig.
So wie in der Region um Frankfurt, gibt es auch in anderen großen Finanzzentren Ausweichstandorte für die Banken. Am Rande von London gibt es genauso provisorische Handelsräume wie in der Nähe von New York. Anders als dort geht in Frankfurt das Gefährdungspotential aber nicht so sehr von Hurrikans, Überflutungen und Terroranschlägen aus, sondern von Demonstranten.