Kehrtwende in Eisenach: Nach der Aufregung um eine mögliche Neuauflage des "Ariernachweises" haben die Burschenschafter ihren umstrittenen Antrag zurückgezogen. Ein Sprecher des Dachverbandes sagte, über die Herkunftskriterien sei beim Burschentag nicht einmal abgestimmt worden.
Eine Art "Ariernachweis" für Burschenschafter ist wohl vorerst vom Tisch. Der heftig umstrittene Antrag sei am Freitag auf dem Burschentag in Eisenach zurückgezogen worden, sagte Walter Tributsch, Pressesprecher der Deutschen Burschenschaft (DB). Jetzt gelte folgende Regelung: "Jeder Bund entscheidet für sich selbst, wen er aufnimmt", sagte Tributsch SPIEGEL ONLINE.
Der ursprüngliche Antrag zu den Aufnahmekriterien für Burschenschafter war in jahrelanger verbandsinterner Abstimmung erstellt worden und stellte eine Art Kompromiss zwischen den Strömungen dar. Er sah eine weitere Abstufung und damit eher noch eine Verschärfung rassistischer Kriterien vor: Dort wurde nicht mehr nur zwischen "deutscher" und "nicht-deutscher" Abstammung unterschieden - sondern zwischen "deutscher", "abendländisch-europäischer" und "nicht-abendländisch-europäischer" Abstammung.
Wenn sich jemand aus letzterer Gruppe bewirbt, sollte eine "Einzelfallprüfung durch den Rechtsausschuss der Deutschen Burschenschaft" eingeführt werden, so sah es das Papier vor. Im Kern ging es um die Frage: Wer ist deutsch genug für die Deutsche Burschenschaft?
Die umstrittenen Punkte seien jetzt kein Thema mehr, über diese Kriterien sei nicht einmal mehr abgestimmt worden, sagte ein sichtlich gereizter Tributsch. Zur weiteren Begründung sagte er nichts. Zuvor hat es offenbar Streit unter den stramm rechten Burschenschaftern gegeben. Auch wenn über den sogenannten "Ariernachweis"-Antrag gar nicht mehr entschieden wurde - nach wie vor gilt die Abstammung der Bewerber als ein Aufnahmekriterium. Nur liegt es nun offenbar in der Verantwortung der einzelnen Burschenschaften, diese zu prüfen.
"Bei uns gibt es immer eine große Auseinandersetzung", sagte Tributsch dazu. Dass die Burschenschaften sich dennoch nicht aus der rechten Ecke verabschieden, zeigt ein anderer Antrag, der laut Tributsch in Eisenach verabschiedet wurde. Die DB fordert darin eine "akademische Untersuchung der Deutschen-Feindlichkeit". Denn, so behaupten die Burschenschafter, Deutschen-Feindlichkeit werde oft akzeptiert, Kritik etwa an Muslimen werde aber angeblich verfolgt. Rassismusvorwürfe hatte er zuvor als "hanebüchen" bezeichnet.