Stay Behind - "Der Verdacht erhärtet sich"

Laut einem Zeugen soll der ehemalige luxemburgische Geheimdienstchef Charles Hoffmann eine mehr als aktive Rolle bei der Nato-Geheimorganisation "Stay Behind" gespielt haben.
Erstveröffentlicht: 
18.03.2013

Der Bommeleeër-Prozess in Luxemburg wird mit regem Interesse verfolgt, inzwischen auch im Ausland. Der Fall beschäftigt jetzt die deutsche Regierung. Der Abgeordnete Hans-Christian Ströbele will Antworten.

 

 

Der deutsche Bundestagsabgeordnete 

Hans-Christian Ströbele (Grüne) nimmt die Aussagen des ehemaligen BND-Offiziers "Cello" über das "Stay Behind"-Netzwerk in Luxemburg sehr ernst. "Mich beschäftigen die Hintergründe von Stay Behind seit Jahren. Ich habe immer wieder bei der Bundesregierung nachgefragt, ob es in Deutschland auch bewaffnete 'Stay Behind'-Aktivitäten wie in Italien gegeben hat. Die Antwort damals war immer wieder: Das gab es bei uns gar nicht, das Netz diente lediglich der Informationsbeschaffung," erklärt Ströbele am Montag gegenüber Tageblatt.lu

 

Ströbele ist dienstältestes Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags für die Geheimdienste. Die eidesstattliche Erklärung des Historikers Andreas Kramer über die Erinnerung seines verstorbenen Vaters über "Stay Behind" in Luxemburg könnte jetzt auch Folgen für unseren Nachbarn haben. Hat das deutsche "Stay Behind"-Netz Anschläge verübt? Zumindest folgender Satz aus der Erklärung könnte eine erste offizielle Bestätigung dafür sein: "Während in München (26.09.1980) und Bologna Natosprengstoffe verwendet wurden, bediente sich die Luxemburger Gruppe der von ihr entwendeten Sprengstoffe". Bei dem Anschlag auf das Oktoberbest im September 1980 wurden 13 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Bislang ging man davon aus, dass rechtsextreme Gruppen hinter dem Anschlag standen. Bei einem Anschlag am 2. August 1980 auf den Bahnhof von Bologna in Italien starben 85 Menschen. Die mutmasslichen Hintermänner des Anschlags wurden nie ermittelt und vor Gericht gestellt.

 

Enge Verflechtungen

"Der Verdacht in diese Richtung erhärtet sich, unterstreicht der Abgeordnete und frühere RAF-Anwalt. "Die Bundesregierung wird jetzt den Bundesnachrichtendienst dringend auffordern, darüber Auskunft zu geben. Mal schauen ob sie das alles öffentlich tun. Wenn sie es nicht öffentlich machen, dann zeigt sich da, dass wohl nicht alles erfunden ist. Ich bin da immer hinterher. Es liegt nahe, das es zur Zeiten des Kalten Krieges enge Verflechtungen gab, sowohl zwischen Sicherheitsdiensten als auch rechten Gruppierungen", unterstreicht Ströbele.

 

Der Grünen-Politiker hat Ende vergangener Woche eine Parlamentarische Anfrage zur möglichen Verwicklung des BND-Offiziers "Cello" in die Anschläge in Luxemburg gestellt. In einer eidesstattlichen Erklärung spricht der deutsche Historiker Andreas-Johann Kramer davon, dass hinter den Anschlägen in Luxemburg "Stay Behind" steht. Sein Vater soll BND-Agent gewesen sein und enge Verbindungen nach Luxemburg gehabt haben. Kramer wird demnächst vor Gericht als Zeuge aussagen.