Dessau: Tumulte bei Gedenkfeier zum Todestag Oury Jallohs

Die Gedenkveranstaltung für den vor acht Jahren verstorbenen Oury Jalloh vor dem Dessauer Polizeirevier wurde massiv durch ein Mitglied der Initiative «In Gedenken an Oury Jalloh e.V.» gestört. (FOTO: SEBASTIAN)
Erstveröffentlicht: 
07.01.2012

DESSAU/MZ. Mitglieder der Berliner Initiative im Gedenken an Oury Jalloh haben am Vormittag für einen Eklat vor dem Polizeirevier in Dessau gesorgt. Gegen 11 Uhr sollte dort ein Licht für den vor acht Jahren in einer Gewahrsamszelle der Polizei verbrannten Asylbewerber aus Sierra Leone entzündet werden - was die Initiative verhinderte.

 

Oberbürgermeister Klemens Koschig und Polizeipräsident Michael Schulze wurden lautstark beschimpft. Das Bild Jallohs wurde aus dem Rahmen gerissen, bereits niedergelegte Blumen wurden umhergeworfen. Die Berliner Mitglieder der Initiative riefen im Sprechchor "Oury Jalloh - das war Mord" und entfalteten ein Transparent mit gleichem Inhalt. Pfarrerin Elisabeth Preckel, die auf der gemeinsamen Veranstaltung des Ausländerbeauftragten, der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalttaten, des Dessauer Bündnisses gegen Rechtsextremismus, der Deutsch-Afrikanischen Initiative, des Evangelischen Kirchenkreises, des Migrantenrates und des Netzwerkes "Gelebte Demokratie" an Jalloh erinnern wollte, wurde beleidigt und in ihrer Rede unterbrochen.

 

Die Veranstaltung sei scheinheilig, sagte einer der Akteure aus Berlin. Wenn schon ein Gedenken stattfinde, dann sollte man allen gedenken, die seiner Meinung nach die "Polizei auf dem Gewissen" hätte. Nach Meinung der Initiative gebe es noch zwei weitere Opfer aus den Jahren 2002 und 1997.

 

Die Veranstalter, die unter dem Motto "Ein Licht für Oury Jalloh" zur Gedenkminute aufgerufen hatten, ließen sich von den Störenfrieden nach Hause schicken. Die meisten waren sprachlos. Die Veranstaltung löste sich nach und nach auf. Das Licht für Jalloh wurde nicht entzündet.