Burschenschaften in Stuttgart
Von Thea Bracht
Stuttgart – Gut 100 Mitglieder hat die Deutsche Burschenschaft, doch es werden weniger. Nach dem Burschentag Ende November in Stuttgart hat die Hilaritas, die dem Reformbündnis Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ) angehört, beschlossen, den Verband zu verlassen.
Herr Schmidt, die Hilaritas hat erklärt, dem Verband sei es
‚nicht gelungen, extremistische Äußerungen und Verhaltensweisen . . .
entsprechend zu sanktionieren’. Was hat Sie beim Burschentag am meisten
geärgert?
Uns haben viele Punkte gestört. Wir haben jahrelang versucht, Dinge im
Dachverband zu bewegen. Wir hatten rückwärtsgewandte Diskussionen wie
die über die Aufnahme nach Abstammung satt und wollten eher
zukunftsorientierte Themen wie Europa behandeln. Es gab keinen Dialog im
Verband, stattdessen wurden immer wieder Grenzen überschritten.
Zumindest haben sich die liberalen Burschenschaften beim
Treffen in Stuttgart mit der Forderung durchgesetzt, den
rechtsextremen Chef der Verbandszeitung abzusetzen.
Man kann nicht alle Probleme an der Personalie Norbert Weidner
festmachen. Man hätte nicht alle unsere Anträge eins zu eins umsetzen
müssen, aber es gab zu wenige gemeinsame Grundlagen.
Haben die rechten Bünde versucht, Sie wieder in den Dachverband zurückzuholen?
Im Vorfeld gab es Gespräche, doch mit dem Austrittsschreiben hat sich das erledigt.
Im März wurde unter maßgeblicher Beteiligung der drei
Stuttgarter Burschenschaften Hilaritas, Alemannia und Ghibellinia die
IBZ gegründet, deren Sprecher Sie sind. Sind Sie dabei, den liberalen
Gegenverband zur Deutschen Burschenschaft aufzubauen?
Die Gründung der IBZ war quasi ein letzter Versuch der liberaleren
Bünde, sich besser untereinander abzustimmen und auszutauschen, um den
Dachverband in die richtige Richtung zu lenken. Möglicherweise werden
künftig auch Bünde bei uns eintreten, die nicht Mitglied in der
Deutschen Burschenschaft sind oder waren. Es gab schon früher Anfragen
von außerhalb, da wird die IBZ als Netzwerk sicher eine Rolle spielen.
Wir wachsen weiter.
Vergangene Woche war Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer bei
der Hilaritas zu Gast. Seine Burschenschaft Franco-Bavaria hatte beim
Burschentag erfolglos gefordert, die ultrarechten Raczeks zu Bonn aus
dem Dachverband auszuschließen. Hat er Sie zum Austritt beglückwünscht?
Der Besuch war ein rein privater, das hatte mit unserem Austritt aus dem Verband nichts zu tun.