Der Antisemit in Weber

Erstveröffentlicht: 
08.12.2012

 

Kontroverse Kritik an Ausstellung mit Lithografien und Zeichnungen

Pinneberg. Andreas Paul Weber (1893-1980) gilt als Deutschlands bedeutendster Lithograph. In seinem umfangreichen Werk finden sich politisch-satirische Zeichnungen ebenso wie Karikaturen und Buchillustrationen. Dennoch ist der Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und des Kunstpreises Schleswig-Holstein wegen seiner politischen Ansichten umstritten: Weber arbeitete mit völkischen Stereotypen, zeigte sich offen antisemitisch und nahm Auftragsarbeiten für die Nationalsozialisten an. 

 

Die Antifaschistische Aktion (Antifa) hat deshalb die Aussetzung einer dreiteiligen Werkschau, mit der der Kreis Pinneberg den Künstler ab heute zeitgleich in der Galerie III in Barmstedt, im Torhaus Elmshorn und in der Drostei (UeNa berichteten) würdigt, gefordert. In einem offenen, nicht unterzeichneten Brief wirft das Bündnis dem Kreis einen unkritischen Umgang mit Person und Werk Webers vor. Auch die Partei Die Linke hat inzwischen in einer Stellungnahme die Aufarbeitung des Themas angeprangert. Tatsächlich ist Webers Biografie eine gebrochene. Weil er Mitglied im „Widerstandskreis“ um Ernst Niekisch war, aus diesem Grund 1937 verhaftet wurde und sechs Monate in verschiedenen Gefängnissen verbrachte, wurde er einst als Oppositioneller gewürdigt. Für Kunsthistoriker gilt das heute zumindest nicht mehr uneingeschränkt. Stefanie Fricke, Kuratorin des Kreises Pinneberg und Leiterin des Kulturzentrums Drostei, teilt diese Einschätzung. Webers Verständnis von Widerstand entspreche nicht mehr dem heutigen, sagte sie.

Gegen den Vorwurf einer unkritischen Auseinandersetzung verwahrt sie sich. „Ich werde Webers Widerstandsgedanken während der Ausstellungseröffnung erklären und gebe Fakten an die Hand“, sagte sie. Allerdings dürfe es nicht ihre Aufgabe sein, diese zu bewerten. Während der Ausstellungseröffnung (Drostei, 16 Uhr) gilt für die Sicherheitskräfte in der Stadt Pinneberg eine erhöhte Stufe der Aufmerksamkeit. 

Claudia Ellersiek