A. Paul Weber: der umstrittene Künstler

Erstveröffentlicht: 
06.12.2012

Die Arbeiten von A. Paul Weber sind in der Drostei, in Pinneberg im Torhaus Elmshorn und in der Barmstedter Galerie Atelier III zu sehen.

 

Pinneberg. In Rot das silberne holsteinische Nesselblatt, belegt mit einer stilisierten grünen Tanne, die goldene Wurzeln hat. So sieht es aus, das Wappen des Kreises Pinneberg. Entworfen hat es der 1980 verstorbene, deutsche Lithograf A. Paul Weber. Ihm widmet der Kreis Pinneberg nun eine dreiteilige Ausstellung. Unter dem Titel "Drei Orte: A. Paul Weber - Gerüchte, Abgründe und Paragraphenschlüpfer" sind seine Arbeiten zwischen dem 8. Dezember und dem 3. März 2013 mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten in der Drostei in Pinneberg, im Torhaus in Elmshorn sowie im Galerie-Atelier III in Barmstedt zu sehen.

"Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Leuchtturmprojekt, für das es eine zusätzliche Kulturförderung vom Kreis gibt", sagt Stefanie Fricke, Kuratorin und Künstlerische Leiterin des Kreiskulturzentrums Drostei, das die Ausstellung koordinierte. Mehr als 150 Werke sind darin zu sehen. In Pinneberg stehen satirische, humoristische und kritische Grafiken im Vordergrund. Parodien auf die Kunstszene, aber auch richtig harte Kritik. "Weber hat teilweise sehr böse Sachen gemacht, bei denen es manchmal fast unangenehm ist, hinzugucken", sagt Fricke.

 

Webers politische Einstellung ist bis heute umstritten. Für Arbeiten wie "Das Verhängnis", auf dem eine willenlose Menschenmasse in einen mit Hakenkreuzen gezierten Sarg marschiert, wurde er jahrelang als Antifaschist gefeiert. Allerdings fertigte Weber während der Weimarer Republik und in der NS-Zeit zum Teil völkische und antisemitische Auftragsarbeiten an. Später schloss er sich dem nationalrevolutionären Widerstandskreis um Ernst Niekisch an. Die Pinneberger Vereinigung der Antifaschisten - kurz Antifa - forderte in einem offenen Brief deshalb die Absage der Ausstellung. Da die Schau auch auf Webers Wirken während der Nazi-Zeit eingeht, sehen die Veranstalter keine Notwendigkeit, das Konzept der Schau zu ändern, zumal die Ausstellung mit einigen Überraschungen aufwartet. Neben der Reinzeichnung des Pinneberger Kreiswappens und einiger gebrauchsgrafischer Arbeiten wie Notgeldscheine werden in der Drostei auch Ölzeichnungen zu sehen sein. "Weber ist für seine Lithografien bekannt, aber nicht unbedingt als Maler", sagt Fricke. Dass die Bilder in Pinneberg zu sehen sind, ist Kreispräsident Burkhard E. Tiemann zu verdanken. Er entdeckte die 23 Porträts und Landschaftsbilder 2010 auf dem "Jugendhof Knivsberg" im dänischen Rødekro.

 

Im Torhaus in Elmshorn wird der Fokus auf Webers Illustrationen zu Goethes "Reinecke Fuchs" liegen. In Barmstedt bekommen die Besucher einen Einblick in die Technik der Lithografie. Mehrere schwere Original-Lithografiesteine werden im Galerie-Atelier III zu sehen sein. "Wenn man die vor sich sieht, versteht man noch mehr, was für eine Kunst das ist, diese ganzen Details und Feinheiten seitenverkehrt auf so einen harten Kalkstein zu kriegen", so Fricke.

 

Eröffnet werden alle drei Ausstellungen mit einem Vortrag der Kieler Journalistin und Autorin Jutta Kürzel, die Weber persönlich kannte und die selbst etliche seiner Arbeiten besitzt.

 

"Ich bin von Mitte der 1970er-Jahre an vielfach bei ihm gewesen, um für uns und unsere Kinder Bilder zu kaufen", sagt sie. "Er war ein beeindruckender, weiser, zurückhaltender aber dennoch heiterer Mensch mit einem unglaublichen Charisma, der ganz viel zu sagen hatte. Man musste ihn einfach reden lassen, denn er war viel zu klug, als dass man ihn hätte unterbrechen können. Ich bin immer mit großer Erfurcht bei ihm gewesen."

 

Wie es um seine politische Gesinnung bestellt war, weiß allerdings auch Jutta Kürtz nicht. "Dazu kann ich keine Stellung beziehen, denn darüber haben wir uns nie unterhalten", sagt sie. "Aber er hat immer gesagt, er mache seine Bilder aus Sorge um den Menschen."

 

Die Ausstellung in der Drostei Pinneberg, Dingstätte 23, wird am 8. Dezember um 16 Uhr eröffnet und läuft bis zum 27. Januar. Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. Das Torhaus im Probstendamm in Elmshorn zeigt Webers Werke vom 6. bis zum 27. Januar. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 11 bis 13 Uhr. In der Galerie Atelier III auf der Schlossinsel in Barmstedt sind Webers Arbeiten vom 20. Januar bis zum 3. März zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis donnerstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 12 bis 18 Uhr.