Von starkem Support für eine gelungene Intervention und einem Sightseeing bei der vermutlich dümmsten Kameradschaft Deutschlands
Dieser Text gibt eine kurze Zusammenfassung und einen Überblick über den 3. November 2012 in Weißenfels. Das Bündnis „Intervention statt Ignoranz“ veranstaltete am 03.11.2012 unter dem Motto „National befreite Zonen aufmischen – Weißenfels ins rechte Licht rücken“ eine antifaschistische Demonstration durch eine Stadt, welche repräsentativ für den Burgenlandkreis nicht besser hätte gewählt werden können.
Dabei konnte auch dem Letzten aufgezeigt werden, in welcher Form sich der Großteil der Weißenfelser Bevölkerung mit einem militant-agressiven neonazistischen Mob auseinandersetzt – nämlich gar nicht.
Die vermutlich dümmste Kameradschaft Deutschlands
Schon vor Beginn der Demonstration war den meisten klar, dass dieser Tag interessant werden sollte, da Soligruppen um Horst Krawutzke im Vorfeld dafür sorgten, die Weißenfelser Neonazis richtig zu ärgern. So schafften sie es privates Bildmaterial der rechten Sicherheitsexpert_innen durch das Hacken eines Facebookaccounts zu besorgen und dieses in einem Solivideo zu veröffentlichen. (1) Weiterhin wurden verschiedene Personen der „Aktionsgruppe Weißenfels“ sowie der „Freien Kräfte Burgenlandkreis“ namentlich in Weißenfels geoutet. (2) Wir möchten euch dafür an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank aussprechen! Ohne die Aktionen im Vorfeld von Horst Krawutzke (and friends?) wäre die Kampagne vermutlich nicht annähernd so „spektakulär“ abgelaufen. Die Provokationen gegenüber den Mitgliedern der neonazistischen Gruppierungen waren dabei ein voller Erfolg. Dadurch aufgeheizt und unterstützt durch ihre geistigen Vorreiter Lutz Battke, Ulrich Mundt, Hans Püschel und Rolf Dietrich sowie die Thüringer Kameraden der "AG Weimarer Land", wieder einmal angeführt von Michael Fischer, versuchten sie den 3. November zu ihren Gunsten zu drehen.
Dies gelang ihnen in der Tat... wieder einmal nicht:
Sie präsentierten lediglich einmal mehr ihre fehlende Intelligenz, indem sie wenige Stunden vor Beginn der Demonstration eine Brücke durch eine (lächerliche) Sitzblockade auf nur einer Fahrbahnspur zu blockieren versuchten, dabei jedoch übersahen, dass unser Demonstrationszug dort zunächst gar nicht langlaufen sollte. Ein zweiter Versuch sollte wohl das Grölen unverständlicher Stammtischparolen von in-Reihe aufgestellter, klatschender Deppen darstellen. Schade - hat auch nicht funktioniert.
Um sich aus ihrer Misere zu befreien, versuchten sie ein intelligent wirkendes Transparent zu entwerfen, welches vermutlich 99.9% ihrer Kameraden selbst nicht lesen konnten, um uns zu zeigen, dass sie doch nicht so blöd sind, wie wir sie haben aussehen lassen. Warscheinlich hat Lutz Battke seinen kleinen Schützlingen ein Synonymwörterbuch ausgeliehen, sodass die Kameraden endlich ein Ersatzwort für "geistige Behinderung" gefunden haben. Nur gut, dass der NPD-Mann Denny Winter bei solcher Hetze seiner Kameraden gegen Menschen mit geistiger „Behinderung“ nicht mehr bei der AWO arbeiten darf.
Jedenfalls hat uns auch dieser Versuch der AG Weißenfels ihren Ruf zu retten nicht überzeugt – hat wieder nicht geklappt, es ist aber auch wie verhext. Viel Glück bei der weiteren Suche nach Fremdwörtern ihr Deppen, wir laufen währenddessen einfach noch einmal durch „eure“ Orte! Die letzte Provokation des Tages ging von Hans Püschel (3) aus, welcher waghalsig mit einer überdimensionalen Deutschlandfahne versuchte sich zum Lautsprecherwagen durchzuschmuggeln um uns mit seinen schlechten Gedichten, die selbst seine Kamerad_innen nicht hören wollen, aus Weißenfels zu vertreiben. Die Folge: Platzverweis für Püschels Poesie.
Allerdings ist hier auch etwas Selbstkritik nötig: Dafür dass wir alle nach Weißenfels gekommen sind um die Nazistrukturen "aufzumischen", hätte man etwas mehr Überzeugungskraft gegen Hans Püschel oder die Polizeikette, welche uns von den paar Nazihanseln am anderen Flußufer trennte, gerade von den Leuten mit schwarzer Kluft, erwarten können. Übrigens: Die Antwort auf die Frage, warum Anzeigen gegen brandstiftende Autonome nie verfolgt werden, weiß Hans Püschel auch: „die Antifa wird staatlich geschützt!“. Diese und weitere Ergüsse seines geistigen Durchfalls lassen sich auf seiner Homepage nachlesen, die umso amüsanter wären, reproduzierten sie nicht gleichzeitig eben jene bittere Realität. Aber wenn der Hans recht hat, dann können wir das nächste mal mutiger sein und den Nazis auch mal etwas handfester behilflich sein ihre Dummheit einzusehen.
Antifaschistisches „Sightseeing“ einer „typischen“ Provinz
Die Route verlief, beginnend am Bahnhof vorbei am „Feldschlösschen“, einer Kneipe, von der aus es immer wieder zu rechten Angriffen auf Menschen kam. So wurde vor einigen Jahren ein Mensch aus dem Niger von Patrick V. und anderen Neonazis in jener Kneipe brutal zusammengeschlagen, was u.a. dazu führte, dass Patrick V. vor wenigen Wochen zu 4 Jahren und 2 Monaten Gefängnisstrafe ohne Bewährung verurteilt. Zu diesem Anlass spielten wir am Beginn der Demo, als die Nazis uns noch hören konnten "Time to say Goodbye" für Patrick V., auch wenn wir ihn ganz sicher nicht vermissen werden. (4)
Vorbei an der „Feldbulle“ - wie sie umgangssprachlich auch genannt wird - ging es weiter zum Märchenbrunnen in der Neustadt, wo der Leipziger Rapper Sayes für die antifaschistisch-musikalische Unterhaltung sorgte und den ansässigen braunen Bürger_innen einen guten/aufmischenden Beat auf die Ohren schlug.
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei Sayes dafür bedanken, dass er uns trotz miserabler Wetterverhältnisse durch seine musikalischen Fähigkeiten unterstützte. Ca. 120 Personen zogen bestärkt durch das Konzert kraftvoll und laut durch die Neustadt, jenem Stadtteil, in welchem die meisten Mitglieder der Freien Kräfte Burgenlandkreis und der Aktionsgruppe Weißenfels wohnen und verdeutlichten zumindest für wenige Stunden, dass auch andere Inhalte durch die Straßen hallen könnten als stumpfes Nazigegröhle. Während der Demonstrationszug Richtung Innenstadt ging, erreichte uns die Nachricht, dass ca. 30 Neonazis mittlerweile von der Brücke geräumt wurden, jedoch die Bahnhofshalle belagerten, was wiederum dazu führte, dass Unterstützer_Innen kurzzeitig den Bahnhof nicht verlassen konnten, welche aufgrund eines Bahnunfalles zu spät kamen. Warum eine agressive Horde Neonazis nach 2 misslungenen Störungsversuchen weiterhin frei durch die Stadt laufen konnte, in welcher gleichzeitig über 150 Antifaschist_Innen demonstrierten und warum die Polizei nicht eingriff, als diese die Bahnhofshalle betraten entzieht sich vollkommen unserer Kenntnis. Aber immerhin wurde den Nazis im Bahnhof von den wartenden Antifaschist_Innen noch einmal deutlich gemacht, was man von ihnen hält.
Wieder angekommen am Bahnhof begrüßte der Demonstrationszug freundlich die mittlerweile ungeduldig wartenden Unterstützer_innen. Verstärkt durch diese führte die Route weiter durch die Innenstadt Weißenfels‘ über den Markt vorbei an der Bäckerei Mundt. Der braune Brötchenbäcker Ulrich Mundt erwartete uns - geschützt von einem Polizeiwagen - bereits am Fenster und versuchte „wie in Stasimanier“ den Demonstrationszug abzufilmen und uns abzufotografieren. Letztlich führte die Demonstration zum Ort der Abschlusskundgebung an welchem die hauptsächlich auswärtig Angereisten ein letztes Mal die Möglichkeit hatten, dem braunen Provinzstädtchen Weißenfels den Mittelfinger zu zeigen und den ganzen Müll hinter sich zu lassen.
Wir sind alle Horst Krawutzke!
Wir werten den 3. November als ein Erfolg, nicht etwa weil wir die bestehenden Verhältnisse in ihren Grundfesten erschüttert hätten – das wäre glatt gelogen. Wir wissen, dass wir durch diese Demonstration dauerhaft nichts ändern werden. "Wir können Weißenfels nicht retten, doch wir können jederzeit vorbeikommen und ein wenig Frust abladen!" Oder, um es mit den Worten der Jenaer Genoss_innen zu sagen: „Die derzeitigen Verhältnisse werden wir nicht mit einer Demo kippen. Aber das hat uns nicht davon abgehalten, lautstark darauf aufmerksam zu machen, dass nicht alle Menschen unter diesen Umständen ruhig bleiben.“
Wir werten den 3. November als Erfolg deshalb, weil wir ungestört von Neonazis durch „ihre“ Straßen, „ihre“ Viertel und vorbei an ihren Wohnungen laufen konnten und sie dabei hilflos zusehen mussten. Und immerhin haben wir erreicht, dass die AG Weißenfels als das dargestellt wurde, was sie ist: Ein Haufen bekloppter, aber leider extrem gewaltgeiler Krawallcaros und Provinzronnys.
Und auch wenn die AG Weißenfels und die AG Merseburg auf ihrer Website offiziell nicht zugibt, dass sie frustriert sind, so sprechen ihre Facebookkommentare eine andere Sprache:.
Am 3. November sind über 150 Antifaschist_innen durch eine Stadt gezogen, deren Bevölkerung sich zwar typisch-deutsch hinter ihren Fenstergardinen verschanzt hatte um ja nichts von den „linken Chaoten“ mitzubekommen. Vermutlich besser so. So blieb uns wenigstens der Rest der Weißenfelser Alltagsrassist_innen erspart.
Besonderer Dank geht an alle Menschen, die an diesem Tag mit uns durch Weißenfels gelaufen sind. Danke auch noch einmal an Sayes für die musikalische Unterhaltung. Ein weiteres „Danke“ geht an Horst Krawutzke und alle anderen Soligruppen, die uns vielfältig unterstützt haben.
Bündnis IsI
(1) http://vimeo.com/52142306
(2) https://linksunten.indymedia.org/de/node/70185
(3) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/npd-landtagskandidat-pueschels...
(4) www.mz-web.de/artikel?id=1349164466784