Neonazikonzert in Berlin?

Erstveröffentlicht: 
19.09.2012

Von Lothar Bassermann

Berlin. Der linksalternative Club »Kulturfabrik« in Berlin-Moabit sieht sich wegen eines Black-Metal-Konzerts, das am Donnerstag in deren Räumlichkeiten stattfinden soll, Kritik von Antifaschisten ausgesetzt. Nach Angaben des Bündnisses »Nazis auf die Pelle rücken« seien Teile der angekündigten Interpreten dem neonazistischen »National Socialist Black Metal«-Spektrum (NSBM) zuzuordnen.

 

Die Antifaschisten machen dies insbesondere an der angekündigten finnischen Band »Horna« fest. »Horna«-Gitarrist Ville Pystynen alias »Shatraug« engagiere sich auch im NSBM-Projekt »Blutschrei« und habe über sein Label »Grievantee« Alben von Nazibands mit Namen wie »Kristallnacht«, »Aryan Blood«, »Aryan Art«, »Endlösung« und »Holocaustus« veröffentlicht. In Interviews bezog sich »Shatraug« positiv auf den deutschen Faschismus, heißt es in einer Erklärung von »Nazis auf die Pelle rücken«. Auch »Horna«-Sänger »Corvus« soll noch vor einem Jahr in einer anderen Bandformation Songs über ein einschlägiges NSBM-Label veröffentlicht haben. Zudem verfüge die norwegische Band »Tortorum«, die ebenfalls am Donnerstag auftreten soll, über Kontakte ins NSBM-Spektrum.

 

Die Antifaschisten rufen die Kulturfabrik zur Absage des Events auf. Der »antirassistische Anspruch der Kulturfabrik« würde »mit der Ausrichtung dieses Konzertes einen herben Schlag bekommen«, so »Nazis auf die Pelle rücken«.

 

In einer Erklärung des Dachvereins der Kulturfabrik, die jW kurz vor Redaktionsschluß erreichte, heißt es, die »Band Horna tritt nicht mit unserem Einverständnis auf« und man wolle »nicht in Zusammenhang mit rechtsradikalem und/oder faschistoidem Gedankengut gebracht« werden. Die »Strategie der Rechten« bestünde darin, »sich mit ein bißchen Faschismus-Light in die Mitte der Gesellschaft vorzuarbeiten, um dann nachzulegen«. Der die Konzerträume autonom betreibende Verein »Slaughterhouse« scheine auf solche Strategien reingefallen zu sein, heißt es weiter. Eine Sprecherin des Dachvereins erläuterte auf jW-Anfrage, ob das Event stattfindet, sei Sache des »Slaughterhouse e.V.« Bisher sei es nicht gelungen, Kontakt zu dessen Vorstand herzustellen, um ihn zur Absage des Konzerts zu bewegen, so die Sprecherin weiter.

 

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