Letzte Woche haben wir das Denkmal für deutsche Marinesoldaten im Kieler Schickimicki-Regierungsstadtteil Düsternbrook mit pinker Farbe verschönert.
Das Denkmal ist gestorbenen deutschen Marinesoldaten des 1. und 2. Weltkrieges gewidmet und steht nahe des Kieler Hindenburgufers, dessen Name auf einen extrem rechten, militaristischen ehemaligen General und Reichspräsidenten und Miterfinder der Dolchstoßlegende hinweist. Allgemein ist Düsternbrook geprägt von Straßennamen, die preußischen und reichsdeutschen Generälen und Militaristen gewidmet sind: Moltke, Wrangel, etc. Desweiteren gibt es dort zahlreiche militärische Einrichtungen und auch die deutschnationalen Burschis hausen überwiegend dort.
Ein Denkmal steht immer auch sinnbildlich für politische Kräftekonstellationen in der es errichtenden Gesellschaft. Es meißelt einen hegemonialen Diskurs in Stein. Haben Dinge erst einmal Eingang in die Geschichtsbücher gefunden, werden sie als Kapitel politischer Auseinandersetzung oft als erledigt betrachtet. Ihre Wirkmächtigkeit, die sie für die heutige Gesellschaft haben wird verkannt.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der deutsche Opfer- und Heldenmythen immer salonfähig waren, in unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Ausprägungen, unterschiedlich subtil formuliert. Beginnend mit der Hindenburgschen Dolchstoßlegende, als ideologisches Mittel gegen die ArbeiterInnenklasse nach dem 1. Weltkrieg, über Gedenken an NS-Kriegsverbrecher nach dem 2. Weltkrieg, hin zu einem geplanten Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin, womit deutsches Rumgeopfer ähnlich prominent platziert werden soll, wie das Gedenken an die Opfer der Shoah.
Auch aktuelle Diskurse um "militärische Ehren" sind nicht ohne ihre jahrhundertelange Tradition zu denken. Die Heldenverehrung und das Rumgeopfere sind allerdings nicht alleinige Ekelhaftigkeit einiger Düsternbrooker Schickimickis, die es in dieser Gesellschaft zu Geld gebracht haben, ähnlich ekelhafte Monumente finden sich auf nahezu jedem Dorfplatz, in vielen Kirchen, vor Vereinsheimen, mit dem "Volkstrauertag" auch im Kalender.
Diese militaristische Tradition durchzieht die ganze deutsche Gesellschaft, sie macht erst möglich, dass von Deutschland aus Tod und Verderben in die ganze Welt exportiert werden, dass eine immer weitere Militarisierung der Innenpolitik fortschreitet. Eine Trennung in IHRE Weltordnung und uns, als gerechte Kämpfer dagegen, mag identitär bequem sein, die Strukturen einer durch und durch ekelhaften Gesellschaft erkennt sie leider nur sehr, sehr unzureichend.
Dennoch: Fallt Deutschland in den Rücken, wo ihr könnt! Angriffspunkte können ganz konkrete HerstellerInnen von Waffen sein, aber auch der ideologische Background, der Waffenproduktion in Deutschland erst ermöglicht.
Krieg beginnt hier - nicht erst seit heute. Den militaristischen und nationalistischen Konsens dieser Gesellschaft brechen!
PS: Über die Anschläge auf IMTECH in Kiel vor ein paar Tagen haben wir uns sehr gefreut. Für einen heißen Herbst!