Tag der Vielfalt statt Identität in Geithain

Alle Macht der Phantasie

Der beworbene Nazi-Event "Tag der Identität" fiel aus. Zwei Gründe waren dafür ausschlaggebend:
1. Die "Inititative für ein weltoffenes Geithain!" meldete früher an.
2. Für die NPD geht es in Sachsen noch um den Wiedereinzug ins Landesparlament. Da ist es hier aus betriebswirtschaftlicher Sicht, nicht so ratsam, eine Parallelveranstaltung zur antirassistischen Demo in Rostock durchzuführen.

1.    Mobilisierung
2.    Tag der Vielfalt
3.    Auf dem rechten Auge blind
4.    Anquatschversuch
5.    Fazit

6.    Forderungen

1. Mobilisierung
Überall im Ort hingen viele Plakate (siehe Foto), die für die demokratische Veranstaltung im Geithainer Stadtpark warben.
Nicht ganz zufällig erschien ein Bericht auf MDR. de wenige Tage vor dem Samstag über den Rechtsextremismus in dieser Region. Den Stein ins Rollen brachte die Partei "Die Linke". “In einem Antrag heißt es wörtlich, "die Staatsregierung wird ersucht, unverzüglich und mit Nachdruck dafür Sorge zu tragen, dass im Zusammenwirken der zuständigen Sächsischen Staatsministerien mit den entsprechenden kommunalen Behörden für die Stadt Geithain ein komplexes Programm zur Ursachenermittlung" erarbeitet wird. Die Linken mahnen ferner eine "lückenlosen Aufklärung und wirksame sowie nachhaltige Zurückdrängung der Strukturen der extremen Rechten im Muldental und von diesen ausgehenden Gewalttaten" sowie sogenannter Propagandadelikte an.“

Quelle: http://www.mdr.de/sachsen/leipzig/rechtsextremismus-geithain100.html
Im letzten Satz des Berichts weisen die VerfasserInnen auf die Veranstaltung "Tag der Vielfalt" hin.


2. Tag der Vielfalt
Bei bestem Wetter konnten sich die OrganisatorInnen über viele junge und alte BesucherInnen freuen. Am Anfang, gegen 14 Uhr hielt die CDU Bürgermeisterin die Eröffnungsrede. Hier mal ein paar Videos, was sie sonst noch so von sich gibt.

http://www.youtube.com/watch?v=Pnzws46lh3g 6:07-6:29

Das Urteil für versuchten Mord:

http://www.youtube.com/watch?v=VWNGrP4Nuyg
Nach der Rede spielte die Musikband Gatin 100 über eine Stunde Cover-Songs. Parallel dazu verkaufte das Deutsche Rote Kreuz Sachen, die in einer Behinertenwerkstatt hergestellt wurden. Ebenso hatten viele Kinder Spaß in einer Hüpfburg. Ein Clown war ebenso noch am Start wie auch Leute, die andere kostenlos schminkten. Eine Torwand durfte natürlich nicht fehlen. Selbst Eis wurde verkauft. Es gab einen Informationsstand über Rechtsextremismus und einen Spray-Workshop, welcher sich ebenfalls starker Resonanz erfreute. Im größten Zelt traten später noch 4 antifaschistische Bands auf und ein DJ legte vorher noch auf.
Essensstände gab es auch reichlich, wobei aber nichts wirklich Veganes dabei war. Letztes Jahr konnte Mensch noch tierfreie Döner erwerben. Die Ausleihe des Getränkeverkaufswagen vom Schützenverein kostete zwar nichts. Allerdings behielt dieser die Einnahmen für sich. Woanders konnte Mensch auch Kaffee und Kuchen für unter einem Euro erwerben.

http://www.weltoffenesgeithain.de.vu/
Das Projekt "Miteinander Tolerant Leben" wird staatlich gefördert. Der Name kann aber auch für Irritationen sorgen. Ganz so tolerant war es dann doch nicht. Um Nazis klar zu machen, dass sie unerwünscht sind, hingen an den Eingängen (Brücke und Bäumen) weiße Zettel, wo drauf stand, welche Symbole verfassungsfeindlich sind. Zusätzlich stand dort geschrieben, warum Thor Steinar eine Neonazimarke ist. Wer so etwas trägt, durfte natürlich nicht aufs Eventgelände. Bestimmte Personen wie z.B. Manuel Tripp, Stadtratsmitglied von der NPD, hatten eh schon Hausverbot. Viele BürgerInnen lasen sich die Zettel durch, bevor sie aufs Gelände gingen. Die LVZ führte Interviews (und das CDU-nahe ZDF filmte).

http://www.lvz-online.de/region/borna/tag-der-vielfalt-in-geithain-kommt-gut-an/r-borna-a-152633.html


3. Auf dem rechten Auge blind
Wie dem auch sei, drei junge männliche Nazis tauchten schon gegen 14 Uhr im Park auf, aber nur dort, wo sie es durften. Der Eine betrieb ungestört  von der Polizei Anti-Antifa-Arbeit und zwar solange, bis jemand von der antifaschistischen Veranstaltung mal die Initiative ergriff und die Staatsschützer aufklärte, dass dieser seine Fotos löschen müsse. Es ist wenig verwunderlich, dass die eingesetzten Beamten keine Ahnung hatten, dass dies Nazis waren. Ein Blick auf die Polizei-Kennzeichen reichte, denn dort stand DD für Dresden und nicht L für Leipzig. Ein Faschist trug eine rote(!) Basecap. Fotos von bekannten Nazis ausdrucken und an die eingesetzten Cops verteilen ist zu viel verlangt? Generell muss sich der Innenminister fragen, was der Polizeieinsatz eigentlich sollte. 120 Frauen und Männer müssen ihren Samstag hier verbringen, aber doch nicht um zu arbeiten. Ein paar Einheiten reisten schon den Abend vorher an, um wohl auch mal der Bevölkerung zu zeigen. Ab und zu macht die Polizei auch mal Nachtdienst in "sächsischen national befreiten Zonen"
Ok, ein Fortschritt zum letzten Mal ist es schon. Damals stand der gesamte Parkrand voll mit Wannen und die Nazis veranstalteten ihren "Tag der Identität" auf dem Sportplatz.  Sieht dann für den Unpolitischen so aus, dass die Gefahr von links genauso stark wie von rechts ist.Für den Schutz der DemonstrantInnen ist die Polizei übrigens da.
Ein paar Beispiele des bezahlten Nichtstuns: Aufeinandertreffen von den drei Neonazis mit drei Antifas etwas außerhalb vom Stadtpark. Glücklicherweise blieb es friedlich, denn die Polizei war nicht da. Wo die Faschisten hingingen, keine Ahnung? Circa eine Stunde später verbreitete sich dir Meldung, dass die Eingangstür des R9 (Jungendclub in Geithain) eine große Schramme nun ziert. "Von der Polizei kannst du jetzt auch nicht noch erwarten, dass sie ein Auge auf die staatliche Einrichtung hat. Die sind ja so beschäftigt mit der Überwachung der linken Veranstaltung".
Für den späteren Abend kündigten Neonazis an, doch noch das Event illegalerweise besuchen zu wollen, um den "Gutmenschen" eine "Ehrenmedaille" für ihr Engagement zu überreichen oder so. Bis 22 Uhr ging das Fest.


4. Anquatschversuch
Dieser Bericht endet leider schon vor Ende des Festes, aber nach 3 Stunden Aufbauen und 4,5 Stunden Fest vielleicht ein wenig verständlich, jetzt erschöpft nach Hause zu fahren. Appropos Rückreise: Kaum das Veranstaltungsgelände verlassen, schon versuchten Cops AntifaschistInnen in Gespräche zu verwickeln, aber die wurden mal wieder rechts liegen gelassen. Wenig überraschend, dass es dann diese Gruppe bis zum Bahnhof Polizeischutz bekam.Vorbei übrigens an einem Denkmal in der Leipziger Straße/Nikolaistraße, wo geschrieben steht:

"Den im Kampfe des Vaterland gefallenen Söhne der Stadt Geithain 1870/1871"

 

Fazit:
Geithain hat eine aktive rechtsextreme Szene und kann als braune Hochburg bezeichnet werden. Trotzdem gibt es viele BürgerInnen hier, welche sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus trotzdem versuchen zu engagieren.

 

6. Forderungen:

1. Freies Netz verbieten!!!

2. Antifaschismus mehr fördern.
3. Keine Toleranz für Nazis. Hausverbot überall anwenden! Auch auf der Total-Tankstelle!

    Profite mit FaschistInnen machen, ist doof.

4. Weg mit dem Denkmal! Besser an dieser Stelle Eines für Florian, der von Nazis in Geithain fast umgebracht worden wäre.

5. Wenn die CDU- Bürgermeisterin gegen Nazis sein will, sollte sie mindestens auch mal sich dafür einsetzen, dass Nazi-Graffitis, wie im Stadtpark auch anderswo verschwinden (wer auch immer es entfernt hat) wie z.B. ein gelbes Hakenkreuz an der Stadtmauer beim Sportplatz und in der Louis-Petermann-Straße der Schriftzug BRD=Volkstod.