Pünktlich zur Einweihung von Neurath machen RWE Führungskräfte öffentlich Stimmung gegen Anti-Kohle-Aktivist_innen
Nach dem erfolgreichen Verlauf des Klimacamps, bei dem sich auch zahlreiche Anwohner_innen einbrachten, versucht RWE nun eine Gegenkampagne zu starten. In „Leserbriefen“ mit reißerischen Titeln wie „Chaostage in Manheim“ werden die Klima-Aktivist_innen als „Parolenschreier“ und „Krawalltouristen“ bezeichnet, die in ihrer ideologischer Verblendung den Rechtsstaat gefährden. (Vgl. Kölner Stadtanzeiger Rhein-Erft vom 15.8.2012) Recherchiert man die Namen der Brief-Autoren, so stellt sich heraus, dass sie alle hochrangige Positionen bei RWE Power innehaben.
„RWE versucht so selber die Stimme der Bevölkerung zu miemen, in der Hoffnung, dass sie übernommen wird.“, äußert sich Manuela Braun von ausgeCO2hlt. „Wir wollen nun nicht unsererseits für die Menschen in der Region reden, aber wir haben während des Klimacamps erfahren, dass es sehr viele betroffene Anwohner_innen gibt, die die Nase voll haben von RWE und den Auswirkungen des Braunkohleabbaus. Viele sind froh, Unterstützung aus der Klimabewegung für ihre Kämpfe zu bekommen und haben sich darüber gefreut, dass sich Menschen mit einer Schienenblockade direkt der Zerstörung in den Weg stellen, wie das auch im Wendland gängig ist sagt“.
In einem der von RWE lancierten Leserbriefe wird behauptet, dass die wissenschaftliche Debatte um den Klimawandel darauf hindeute, dass die „Wahrscheinlichkeit, dass der Mensche signifikant Einfluss auf das Klima nehmen kann, täglich abnimmt.“ Den Kohle-Gegner_innen wird dagegen vorgeworfen, den Klimawandel zum Dogma zu erheben. Der Autor des Briefes arbeitet bei RWE in der Sparte Umweltschutz.
„Michael Hennemann will am liebsten solange darüber diskutieren, ob es einen Klimawandel wirklich gibt, bis die Zeit für Maßnahmen um ihn auf ein erträgliches Maß zu begrenzen vergangen sind“, kommentiert Manuela Braun. „Und Hennemann müsste nur einen Blick in andere Weltregionen werfen, wo die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels schon heute offensichtlich sind. Und Hennemann ist in der Umweltsparte von RWE nicht der einzige Klimaleugner. Sein Kollege Fritz Vahrenholt veröffentlichte jüngst ein Buch, in dem er den Klimawandel leugnet. Warum RWE dann gleichzeitig behauptet, ihre neuen Kraftwerke wären der effektivste Beitrag zum Klimaschutz bleibt wohl Betriebsgeheimnis“.
Die Leserbriefe erscheinen pünktlich zur Einweihung der beiden neuen BoA Blöcke am Kraftwerk Neurath am gestrigen Mittwoch, 15.08.2012. Nach Angaben des BUND NRW werden durch die zusätzlichen beiden Blöcke das Kraftwerk in Neurath jährlich ca. 34,5 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Insgesamt emittieren die Braunkohlekraftwerke, die RWE im Rheinland betreibt, ca. 84 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich. Peter Altmeier bezeichnet den Neubau laut TAZ als „herausragenden Beitrag zum Gelingen der Energiewende und als praktizierten Umweltschutz“. Hannelore Kraft nennt es „eines der wichtigsten Industrieprojekte in diesem Land“.
„Einerseits rühmt die Koalition in NRW ihr Klimaschutzgesetz, andererseits fördert sie eine Produktionsweise, die ihre eigenen Ziele unerreichbar macht“, kommentiert Manuela Braun weiter. Diesem Vorgehen werden wir uns auch in Zukunft aktiv entgegenstellen.“