Trinkfest und treu zum Traumjob

Kameradschaft gehört in einer Burschenschaft dazu , und sie öffnet zahlreiche Türen für die Karriere
Erstveröffentlicht: 
31.05.2012

Burschenschaften

 

Was hinter Burschenschaften steckt und ob sie heute noch als Karrieremotor funktionieren können

 

Günstige Studentenbuden in schicken Altbauten, zahlreiche Praktikumsangebote und Kontakte zu den alten und renommierten Herren der Branche - für manchen sind das Gründe, einer Burschenschaft beizutreten. Trinkfest und treu in den Traumjob: vom Aufstieg und Abstieg der Burschen.

In Deutschland gibt es etwa 120 Verbindungen mit 10.000 Mitgliedern, die sich unter dem Dachverband Deutsche Burschenschaft zusammengeschlossen haben. Dieser Dachverband hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer mehr zerstritten: Vor allem haben die engen Verbindungen zu Neonazis und Rechtsextremen für Aufmerksamkeit gesorgt.
Burschentag in Eisenach

Es dürfte also viel Gesprächsstoff für den Burschentag geben. Er findet vom 30. Mai bis zum 3. Juni 2012 in Eisenach statt, etwa 800 Burschen aus Deutschland und Österreich werden erwartet. Wir nehmen das traditionelle Treffen zum Anlass, uns die "Karriereleiter Burschenschaft" genauer anzuschauen.

 

Karriereleiter Burschenschaft

Denn in einer Burschenschaft knüpft das Mitglied jede Menge Kontakte, lernt die "Alten Herren" kennen und findet so leicht einen Posten in Politik oder Wirtschaft. So war das zumindest früher. Heute scheint es eher von Nachteil, Mitglied in einer Burschenschaft gewesen zu sein.

 


 

Beratung für Aussteiger (Agenda, 7 Uhr)
Susanne Schrammar berichtet über straffe Hierarchien, Leistungsdruck und fragwürdige Rituale.

 

Studentenverbindungen folgen dem Lebensbundprinzip. Mit Eintritt in den Männerbund verspricht der Student sich auch nach dem Studium zu engagieren. Doch wie ist das, wenn man sich irgendwann mit dem Couleur, also dem Tragen von Farben in Form von Studentenmützen oder Bändern nicht mehr anfreunden kann und mit den Verbindungsbrüdern nichts mehr zu tun haben will?

Die Studierendenvertretung der Universität Göttingen berät Mitglieder von Verbindungen, die mit diesem Druck nicht mehr klarkommen und aussteigen wollen.

 


 

Vom Fuchs zum Burschen - rauf auf der Karriereleiter (Agenda, 8 Uhr)
Gespräch mit der Politologin und Buchautorin Alexandra Kurth

 

Die Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth hat zu Burschenschaften geforscht. In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung hatte sie vor einiger Zeit gesagt, dass die Karrierechancen durch die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft nur bedingt steigen. Manchmal sei es besser, die Mitgliedschaft zu verschweigen, weil der Ruf der Burschenschaften durch seine engen Kontakte zur rechten Szene ruiniert sei.

Wer Mitglied in einer Burschenschaft wird, durchläuft verschiedene Hierarchiestufen. Während der Fuchsenzeit muss sich das Mitglied mit den Traditionen der Burschenschaft vertraut machen, um sich auf die Vollmitgliedschaft vorzubereiten. Diese Orientierungsphase kann bis zu drei Semester dauern. Wenn sich der Neuzugang als würdig erwiesen hat, steigt er zum Burschen auf. Später wartet dann noch der Titel "Alter Herr" auf ihn.

 


 

Die Burschenschaftler und das Netz (Agenda, 9 Uhr)
Die Webschau mit Konstantin Zurawski

 

Burschenschaften funktionieren über Netzwerke. Wie aktiv aber sind sie auf zeitgenössischen Netzwerken wie Facebook? Und wie werden die Ideen und Aktivitäten wie auch die Veranstaltungen auf den Webseiten der Burschenschaften dargestellt? Konstantin Zurawski hat sich im Netz umgesehen.

 


 

Burschen auf dem rechten Weg? (Agenda, 10 Uhr)
Der Historiker Dietrich Heither ordnet die politische Richtung von Burschenschaften ein.

 

Burschenschaften waren schon früher ein Karriereturbo, sagt Autor und Historiker Dietrich Heither. Vor allem im Kaiserreich sei die Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung oder einem der zahlreichen Corps hilfreich für den beruflichen Aufstieg gewesen. Zu Zeiten der Bonner Republik sei die Mehrheit der Studenten dann verstärkt katholischen Verbindungen beigetreten. Auch heute noch haben diese Vereinigungen die meisten Mitglieder.

Die verschiedenen Epochen weisen unterschiedliche Ausrichtungen der studentischen Verbindungen auf, sagt Heither: "Es gab von Beginn an eine nationalistisch-völkische Konnotation." Die meisten Verbindungen pflegten zwar ein traditionelles Brauchtum, die heutige Sicht auf diese Verbindungen habe sich aber gewandelt. "Der Habitus dieser Verbände, konservatives Brauchtum und antiquierte Vorstellungen von Männlichkeit sind für eine moderne Elite dysfunktional."