Seit nunmehr drei Jahren hat sich die Modemarke „Thor Steinar“ in der Petersburger Straße 94 am Frankfurter Tor eingenistet. So wie es aussieht darf die Betreiberfirma Skytec noch bis 31.01.2015, die bei Neonazis beliebte Marke an diesem Standort verkaufen. Mit dieser unbefriedigenden Einigung endeten im September 2011 die juristischen Bemühungen des Vermieters vor dem Landgericht. Zumindest darf der Laden sich fortan nicht mehr „Tromsö“ (norwegische Hafenstadt) nennen.
Seit seiner Eröffnung am 28. Februar 2009 wurde gegen den Laden mit unterschiedlichsten Mitteln protestiert und über die Marke informiert. Nach der ersten Aufregung stellte sich im Frühjahr 2010 jedoch eine gewisse Gewöhnung ein - weniger Demos, weniger kreative Aktionen, weniger Presse und öffentliche Aufmerksamkeit.
Der „Thor Steinar“-Laden hat aber an Aktualität nicht verloren. „Thor Steinar“-Kleidung transportiert weiterhin rechte Botschaften in den öffentlichen Raum. Die Bezugnahme auf deutsche Kolonialgeschichte, Nationalsozialismus und Militarismus kommt bei Neonazis unverändert gut an. Und die Marke expandiert: Im November 2011 eröffnete in Weißensee der „Thor Steinar“-Laden "Tönsberg“ erneut. Dieser wurde aus Mitte nach jahrelangen AnwohnerInnen-Protesten vertrieben. Auch in Glinde bei Hamburg eröffnete ein „Tönsberg“.
Am 3.Jahrestag der Eröffnung des Thor Steinar Ladens im Friedrichshain soll es eine Demonstration geben im Aufruf dazu heißt es: Wir wollen den Jahrestag 2012 dazu nutzen auf die Gefahren einzugehen, die von Neonazis, rechtem Lifestyle und „Thor Steinar“ als Marke ausgehen. Ein Wegducken und Verharmlosen von Neonazis ist mit uns nicht zu machen!
Traurige Aktualität hat der Kampf gegen Rechts durch das Bekanntwerden der Mordserie an MigrantInnen durch den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) bekommen. 13 Jahre konnten thüringische Neonazis unter den Augen der Sicherheitsbehörden morden. Taten, die eigentlich ein Umdenken in der Prävention erfordern. Doch außer einem verstärkten Datenaustausch zwischen den Sicherheitsbehörden und der Option auf ein NPD-Verbot gibt es wenig Hoffnung, dass sich am grundlegenden Verhältnis zu rechtspopulistischen Parolen und zu gesellschaftlichem Rassismus etwas ändert. Auch die „NSU-Konjunktur“ wird vergehen, so wie die Aufregung nach den vorangegangenen über 180 Neonazi-Morden seit der Wiedervereinigung vergangen ist. Die kümmerlichen staatlichen Gelder zur Bekämpfung von Rassismus fließen nur noch unter der Bedingung der sog. Extremismusklausel. Friedrichshain bemerkt die Kürzungen beispielsweise durch den Förderungsstopp für das „Register zur Erfassung von Ereignissen mit rassistischem, rechtsextremem, antisemitischem oder homophobem Hintergrund“. Dabei wäre die Dokumentation und Prävention wichtiger denn je: Seit 2010 hält eine Anschlagsserie von Neonazis linke Projekte und Einzelpersonen in Atem, ohne dass die Neonazis nennenswert an ihren Aktionen gehindert werden. In Schöneweide hat sich ein Netzwerk von mehreren rechten Lokalen und Läden etabliert, die von Neonazis und Rockern betrieben werden(Dagegen richtet sich eine Antifa- Demo in Schöneweide am 02.03.12).
Die Häufung massiver rechter Gewalt sorgt in der Öffentlichkeit für einen Desensibilisierungseffekt. Das Engagement gegen einen Modeausstatter mag kleinlich wirken.Im Aufruf zu Demo heißt es dazu weiter: Doch der kontinuierliche Widerstand gegen „Thor Steinar“ ist mehr als bloßer Protest gegen einen Laden oder eine Marke, sondern ein wichtiger Mosaikstein im Kampf gegen Rechts. Dieser findet auf allen gesellschaftlichen Ebenen statt. Es ist kein Zufall, dass der vielfältige Protest gegen „Thor Steinar“ dazu geführt hat, dass die Marke aus Fußballstadien, Vereinen, öffentlichen Einrichtungen wie Rathäusern, Schulen und Universitäten verbannt werden konnte und es für die Marke immer schwerer geworden ist, Läden anzumieten.
Wie lange sich die Öffentlichkeit noch für das Thema Neonazis, ihre Gewalttaten und Auftreten interessiert wird sich zeigen. Die Demonstration am 25.02.12 gegen den Thor Steinar Laden im Friedrichshain bietet aber eine gute Möglichkeit diese Themen weiter öffentlich zu thematisieren.