Wir haben an dieser Stelle schon mehrmals auf die Kampagne "adopt a revolution" hingewiesen.
Nach wie vor und gerade jetzt, ist es notwendig, ganz materielle Unterstützung für die lokalen Widerstandskommitees zu organisieren. MitorganisatorInnen von adopt a revolution haben an mehreren Veranstaltungen, wie z.B. letztens in Berlin an einer Veranstaltung von "avanti" zum "arabischen Aufstand" teilgenommen, der ak hat in seinem vor 3 Wochen erschienen Sonderheft zum Thema ebenfalls auf diese Kampagne hingewiesen und zur Unterstützung aufgerufen.
Für eine Perspektive jenseits von Stellvertreterkriegen und zynischem "antiimperialistischen Kalkül"
recherchegruppe aufstand
"Trauer und Hoffnung liegen nah beieinander.
Elf Monate ist es jetzt her, dass sich die Revolution im syrischen Kleinstädtchen Daraa entzündet hat. Auch wenn derzeit in den Medien ein anderes Bild von Syrien dominiert: In diesen elf Monaten haben die Menschen größtenteils friedlich für ihre politischen Rechte und Freiheiten demonstriert und versucht, der massiven Gewalt, mit der das Assad-Regime von Anfang an auf die Proteste reagiert hat, unbewaffneten Protest entgegenzustellen. Die ganze Zeit hatten die AktivistInnen die Hoffnung, mit ihrem gewaltfreien Widerstand die Solidarität der Weltgemeinschaft zu erreichen. Doch mit dem Scheitern der UN Resolution im Sicherheitsrat fühlen sie sich endgültig von der Welt alleine gelassen.
Und tatsächlich sind die Nachrichten, die wir von den von Adopt a Revolution unterstützten Komitees bekommen, häufig sehr negativ: Ganze Städte oder Stadtteile werden von der syrischen Armee mit Panzern und Granaten beschossen, hunderte Zivilisten werden getötet, tausende verletzt und bei Razzien werden viele wahllos festgenommen. Vor allem diejenigen, die sich in den letzten Monaten getraut haben, offen ihr Gesicht zu zeigen, um für Demokratie, Menschenrechte und Freiheit zu protestieren, stehen im Fokus der Verfolgungen. Die AktivistInnen der Komitees arbeiten am Rande ihrer Kräfte, um diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht nur zu dokumentieren und weltweit über das Internet zugänglich zu machen, sondern auch die eingeschlossenen Ortschaften mit dem Notwendigsten zu versorgen.
Doch es gibt auch Hoffnung: Nur in vier von 14 syrischen Provinzen gibt es militärische Auseinandersetzungen – in den übrigen Regionen laufen die täglichen Demonstrationen, Proteste und Streiks weiter unbewaffnet ab. Zudem haben in den letzten Wochen erste Komitees finanzielle Unterstützung von Adopt a Revolution für ihre Arbeit bekommen. Ein Aktivist aus Zabadani, einer Kleinstadt nördlich von Damaskus, berichtet im Nachrichtenmagazin Spiegel: „900 Euro sind heute aus Deutschland gekommen.“ Das sei sehr wenig, „aber sonst bekommen wir gar nichts von außen.“
Zudem – was hierzulande kaum wahrgenommen wird – wachsen die friedlichen Proteste weiter an: Letzten Freitag protestierten Menschen an 655 Orten, an so vielen wie nie zuvor. Außerdem hat sich mit den syrischen Drusen der Stadt Suwaida eine weitere Minderheit dem Aufstand gegen die seit 40 Jahren herrschende Assad-Diktatur angeschlossen. Und die Zahl der Soldaten, die aus der Weigerung heraus, auf ihre Landsleute zu schießen, die Armee verlassen haben, soll inzwischen 40.000 erreicht haben.
Auch wenn derzeit kein Ende der verfahrenen Situation abzusehen ist, auch wenn eine geschlossene politische Antwort der Staatengemeinschaft auf die Gräueltaten des Assad-Regimes noch nicht zu erkennen ist – die UN-Generalversammlung diskutiert noch –, zeichnet sich doch ab, dass Syrien ohne die Ausdauer und den Einsatz der unbewaffneten Proteste in einem unkontrollierbaren Bürgerkrieg versinken würde. Deshalb ist es umso wichtiger, jetzt den AktivistInnen zu signalisieren, dass es internationale Solidarität für sie und ihren unbewaffneten Widerstand gibt. Es ist an uns den Komitees zu zeigen, dass die Welt sie nicht vergessen hat."