Von Thomas Pusch und Marc Rath
Bei der ersten Wiederauflage der Demonstrationen in Insel gegen die dort lebenden ehemaligen Sicherungsverwahrten mischten sich rechtsextreme Kameradschaften unter die 110 Teilnehmer. Laut Polizei war etwa ein Drittel der Demonstranten dieser Szene zuzuordnen.
Insel l "Raus aus Insel! Raus aus Insel!" Die Sprechchöre waren am Sonnabend nicht zu überhören. Nach drei Monaten Pause hatten 57 Inseler acht Demonstrationen gegen die beiden ehemaligen Sicherungsverwahrten angemeldet.Und die Einwohner bekamen bei der ersten davon "Unterstützung". Von rechtsextremen Kameradschaften. Plötzlich war neben dem Transparent "Wir sind keine Insel für Straftäter" auch das Banner "Problemlösung statt Problemverlagerung" zu lesen.
Als die Polizei Versammlungsleiterin Ilona Berg darauf aufmerksam machte, dass nun vielleicht ungewollte Demonstranten in ihren Reihen seien, stießen die Beamten auf Unverständnis. "Was machen die denn Böses?", war Bergs erste Reaktion. Schließlich habe jeder das Recht zu demonstrieren. Als ihr dann nahegelegt wurde, die beiden Gruppen voneinander zu trennen, erwiderte sie: "Woher soll ich denn wissen, wer hier rechts ist?" Außerdem solle eine Eskalation vermieden werden. Derweil verteilten die laut Polizei 37 Rechtsextremisten an die übrigen gut 70 Demonstranten rote Luftballons. Auf der einen Seite stand "Gegen Gewalt an Kindern", auf der anderen Seite der Urheber, der der NPD zugehörige "Ring Nationaler Frauen".
Das sorgte bei Sören Herbst für Unverständnis. "Ich kann die Ängste verstehen", sagte der Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen. Er selbst wisse nicht, wie er reagieren würde, wenn er die beiden Männer als Nachbarn hätte. Aber: "Es ist unglaublich, dass hier die Transparente neben die der Nazis gehalten werden." Da sei nichts aus der Geschichte gelernt worden.
Sein Fraktionskollege Sebastian Striegel stimmte ihm zu: "Es ist bedrückend, was hier passiert." Es sei aber nur eine "Minderheit aus Insel" auf dieser Demonstration gewesen. Es sei keine Lösung, Menschen zu vertreiben. Was hier passiert, sei eine "Niederlage für den Rechtsstaat und für die Geschichte dieses Bundeslandes. Nun stehe das Dorf in dem Ruf, gemeinsame Sache mit Neonazis zu machen." Die Inseler hätten sie wegschicken müssen. "Das ist ihre Veranstaltung."
Ute Albersmann, Pressesprecherin im Magdeburger Justizministerium, bestätigte unterdessen, dass es nunmehr eine "sehr erfolgversprechende Option" für den jüngeren der beiden Männer gebe.