Mordversuch in Albstadt mit rechtem Hintergrund

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Die Gefahr rechter Ideologie verdeutlicht sich auch in den täglich stattfindenden rechten Gewalttaten. Die Zeitungen berichteten, dass am Morgen des 30. Septembers 2011 in Albstadt-Ebingen ein junger Mann offenbar durch einen Messerangriff von einem Nazi schwer verletzt wurde. Das 27jährige Opfer hatte kurz nach 4.30 Uhr vor dem Cafe Corso in der Bahnhofstraße einen heftigen Streit mit einem 31jährigen. Dieser stach mehrfach auf sein Opfer ein. Der Verletzte konnte per Handy die Polizei zu verständigen und den Täter trotz der Verletzungen in Richtung Parkhaus Poststraße verfolgen. Dort aber verließen ihn die Kräfte. Er wurde in die Kreisklinik eingeliefert und ist nach einer Notoperation außer Lebensgefahr.

 

Der Täter kam aus einer Nachbargemeinde Meßstetten und trug ein Tshirt der Nazi-Modemarke „Thor Steinar“. Nach einer intensiven Fahndung wurde er von der Polizei gefasst, soll die Tat gestanden haben und sitzt in U-Haft.


Die Kampagne „Alboffensive – Kein brauner Alb(t)raum“ zeigt sich entsetzt über den Mordversuch eines Neonazis in Albstadt. Die Tat hat fast einen Menschen das Leben gekostet und zeigt wie notwendig die kontinuierliche Arbeit gegen Rechts ist. Neonazis und ihre menschenverachtende Ideologie stellen eine ständige Gefahr für Menschen dar, die nicht in ihr Weltbild passen oder die sie als ihre Gegner ausmachen.


Wir fordern eine genaue Untersuchung der Tat und der Hintergründe des Täters. Zu oft wurden in Vergangenheit bereits aus fehlendem Wissen und bewussten Unwillen politische Hintergründe von rechten Übergriffen bis hin zum Mord verschwiegen, vertuscht und geleugnet. Das die Bundesregierung nur 47 der mindestens 137 rechten Morde von 1990 bis 2010 (http://www.zeit.de/themen/gesellschaft/todesopfer-rechter-gewalt/index) als solche anerkannt hat ist ein bis heute fortdauernder Skandal!

 

Hintergrund: „Thor Steinar“, die Lieblingsmarke der Nazi-Szene


Der Täter von Albstadt kann anhand seiner Kleidungsmarke, „Thor Steinar, fast eindeutig der rechten Szene zugeordnet werden. Doch was ist eigentlich „Thor Steinar“?


Die Nazi-Szene ist durch ihre Größe auch als eigener Absatzmarkt interessant. So entstanden neben diversen anderen Artikeln sogar eigene Kleidungsmarken für Neonazis. Die bekannteste und beliebteste darunter ist sicher die Marke „Thor Steinar“ der Firma „Mediatex GmbH“ mit Sitz in Mittenwalde in Brandenburg. Die Firma wurde von einem rechten Szene-Angehörigen gegründet und orientiert sich mit ihrer völkischen Symbolik und rechten Ästhetik auch an einer rechten Kundenklientel. Im Einzelnen ist das in der sehr lesenswerten Broschüre „Investigate THOR STEINAR – Die kritische Auseinandersetzung mit einer umstrittenen Marke“ nachgezeichnet (PDF-Version unter http://investigatethorsteinar.blogsport.de/images/investigate_thor_steinar_2_web.pdf ).

 

War die Marke anfangs für Uneingeweihte noch nicht eindeutig identifizierbar, so ist sie heute durch antifaschistische Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen als Nazi-Marke bekannt. Heute wissen auch normale Zeitungsleser, dass es sich bei „Thor Steinar“ um ein Produkt der rechten Szene für die rechte Szene handelt. Dadurch konnte eine Expansion von „Thor Steinar“ auf den normalen Markt verhindert werde.

 

Gehört die Marke auch seit 2009 einem Geschäftsmann aus den „Vereinigten Arabischen Emiraten“, so sind in die europaweite Vertriebsstruktur immer noch zahllose Neonazis eingebunden. Auch an der rechten Symbolik hat sich nur wenig geändert. Damit sie die Träger und Trägerinnen – es gibt auch eigene Frauen-Kollektionen von „Thor Steinar“ – dieser Marke in der übergroßen Mehrheit der rechten Szene zuzuordnen.

 

Hintergrund: „Thor Steinar“ im Zollernalbkreis


Für den Kundenkreis von „Thor Steinar“ im Zollernalbkreis ist die Marke nur per Bestellung erhältlich. Läden im Kreis, die die Marke führen, sind der Alboffensive unbekannt.


Als vor etwa drei Jahren Unbekannte die Kundendatei von „Thor Steinar“ hackten und im Internet veröffentlichten, waren unter den veröffentlichten Adressen auch mindestens 61 aus dem Zollernalbkreis. Da man davon ausgehen kann, dass es sich bei diesen Kunden und Kundinnen um Angehörige der extremen Rechten handelt, erlaubte diese Veröffentlichung interessante Einblicke. So konnte man eindeutige Schwerpunkte der rechten Szene im Landkreis ausmachen.


So waren es …
in Albstadt fünf
in Hechingen fünf
in Haigerloch drei
in Balingen elf
in Bisingen acht
in Jungingen sechs
in Burladingen 23
… Kunden und Kundinnen.