NPD-Mauergedenkgedöns auf der Berliner Bösebrücke am 13.08.2011

Gegendemo auf der Prenzlauer Berg Seite

Ausgerechnet auf einer Brücke, die den Namen des am 14. August 1944 von den Nazis ermordeten antifaschistischen Widerstandskämpfers Wilhelm Böse trägt, hat gestern, am 13. August 2001, die Berliner NPD ein heuchlerisches Gedenken an die Mauertoten zelebriert. Gleich vorweg, es war eine sterbenslangweilige Veranstaltung, sieht mensch von dem üblichen Hetztiraden-Gekreische gegen Linke von Sebastian Schmitdke (NPD-Landesvize Berlin), Michael Schäfer (JN-Bundesvorsitzender), Andy Knape (JN-Bundesvorstand) mal ab. Das Häuflein der rund 40 Neonazis wurden von einem riesigen Aufgebot an Einsatzhundertschaften und Bundespolizei gegen mehrere hundert friedliche GegendemonstrantInnen an beiden Enden der Brücke abgeschirmt. Das Gros der NPD-Bräunlinge wurde mit einem innen wie außen schwer bewachten Bus herangekarrt. Als der Nazibus die Bösebrücke ( http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6sebr%C3%BCcke ) aus Richtung Wedding kommend passierte, gab es auf dem Mittelstreifen der Bornholmer Straße noch eine kurze Rangelei, wobei ein junger Antifa festgenommen wurde (Foto 36).

Weil die NPD-Mauerparty für 12 Uhr und die Gegendemos ab 10 Uhr angesagt waren, traf ich bereits gegen 11 Uhr auf der Bösebrücke ein. Die Straßenbahnen fuhren noch bis etwa 12 Uhr in beide Richtungen, für Autos und Fußgänger war die Brücke jedoch bereits gesperrt. Auf der Weddinger Seite hatten sich neben ein paar Antifas erste GegendemonstrantInnen, vorwiegend Grüne, SPD, DKP und Die Linke eingefunden. Von Neonazis weit und breit keine Spur. Nach kurzem freundschaftlichen Hallo mit ein paar Genossen passierte ich die Polizeisperren, um auf die Brücke zum Treffpunkt der Bräunlinge zu gelangen. Gefühlte 10mal mußte dabei der Presseausweis als Eintrittskarte ins Zentrum des Bösen herhalten. Freundlich interessiert wurde der Ausweis begutachtet, manche der jungen Beamten hatten einen solchen nach eigenen Worten noch nie gesehen. In Brückenmitte, nahe am S-Bahnaufgang Bornholmer Straße, Südseite, standen sich bereits mehrere Pressefotografen die Beine in den Bauch. Auch sie hatten noch keinen Nazi ausgemacht. Also latschte ich weiter in Richtung Prenzlauer Berg. Dort waren schon mehrere hundert GegendemonstrantInnen versammelt, die vom verdi-Lauti mit Musik beschallt wurden. Neben den GewerkschaftlerInnen waren hier SPD, Grüne und Die Linke vertreten. Auch hier ein freundschaftliches Hallo mit Genossen von der Weddinger Ortsgruppe aber als ausgerechnet Marion Seelig, Katina Schubert und Elke Breitenbach in mein Blickfeld traten, verabschiedete ich mich unter verständnisvollem Grinsen der Genossen ganz schnell und eilte zurück auf's Sperrgebiet Bösebrücke.

Mittlerweile wußte ich, daß die NPD-Bräunlinge sich auf der Nordseite der Bösebrücke versammeln würden, und "kämpfte" mich mittels Dauervorzeigen der Ausweis-Eintrittskarte dorthin durch. Die FotografenkollegInnen waren auch größtenteils schon da. Es wurde 12 Uhr, dann 12:30 Uhr und nur eine Handvoll Neonazis hatten es sich bisher auf der Aussichtsplattform gemütlich gemacht (Foto 15). Gegen 13 Uhr schien endlich Bewegung aufzukommen. Eine größere Gruppe Schwarzuniformierter trappelte im Gänsemarsch zum Weddinger Ende der Bösebrücke (Fotos 26 + 27). Wir FotografInnen hinterher. Und bald darauf wurde von den dort wartenden GegendemonstrantInnen Nazis raus Nazis raus Nazis raus skandiert. Ein schwer bewachter Bus rollte langsam die Bornholmer Straße auf die Bösebrücke, innen saßen glotzende, feixende, knipsende Nazis, die sie begleitenden Polizisten in voller Kampfmontur mußten im Mittelgang des Busses stehen (Fotos 31 - 35). Ein junger Antifa versuchte vergeblich, die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Er wurde zu Boden geworfen und dann abgeführt (Foto 36). Kurz vorher konnte ich beobachten, wie ein Fotografenkollege, der wohl dem vor dem Bus herlaufenden Begleitschutz zu nahe kam, von einem aggressiven jungen Beamten brutal weggschubst wurde und dabei fast ins Straucheln geriet. Das waren allerdings die einzigen eskalierenden Vorkommnisse auf der Mauerparty der NPD-Bräunlinge, die ich beobachten konnte.

Nachdem die herangekarrten NPD-Bräunlinge sich einer Personenfilzkontrolle unterzogen hatten, durften sie auf die Aussichtsplattform. Und wieder war langweiliges Warten und gegenseitiges Beobachten und Abfotografieren angesagt. Unterhalb der Brücke hatten sich AntifaschistInnen versammelt und bedachten die braunen Kameraden mit gellenden Pfiffen, damit die langweilige NPD-Party ein wenig interessanter würde. Gegenseitig wurden Schmähungen ausgetauscht, leider mißfielen der Polizei diese Lockerungsübungen und sie rückten massiv in Drohstellung den GegendemonstrantInnen auf die Pelle. Zwar kam es zu keinen Gewalteskalationen aber die Kleingartenkolonie wurde ebenfalls abgeriegelt, wenn auch nicht ganz so massiv, wie oben auf der Bösebrücke.

Viele der Neonazis waren auch schon auf der Gruselparty am 17. Juni vor dem Verlagsgebäude der "jungen Welt" dabei ( http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/27978989.0.31115.html ). Einige von denen, darunter mein alter "Bekannter", Bauchschubser-Schnuti, versteckten sich aber lieber hinter den Mauergedenk-Foto-Stellwänden. Nur einmal wagte er sich mannhaft aus der Deckung. Er hatte einen BSR-Papierkorb ins Visier genommen, dort prangten ihm einige Antifa-Sticks provozierend entgegen. Zielstrebig watschelte er aufrechten Gangs mit trotziger Schnute zum Ort der Ungeheuerlichkeit und begann wildentschlossen mit bloßen Fingernägeln die von ihm als defätistisch erkannten verhaßten Symbole abzukratzen. Er würdigte uns grienende Umstehende im Bewußtsein seiner rechten Gesinnung keines Blickes. Auch die Polizisten grinsten interessiert. Nach getaner Heldentat stelzte er stolz wie Don Quichotte wieder zu den Seinen hinter den schützenden Foto-Stellwänden (Fotos 23 - 25). Schnuti ist eben einmalig, sozusagen ein Alleinstellungsmerkmal der NPD-Bräunlinge!

Kurze Zeit später kam der NPD-Lauti mit dem berüchtigten Sebastin Schmitdke (NPD-Landesvize Berlin) auf's Zentrum des Bösen. Lautsprecheranlage und Podium mit Mikro wurden aufgebaut, die Standartenträger plaziert, und dann befahl der Landesvize zum Halbkreis rund um den Lauti auf dem Heldenplateau. Dann folgte eine Stunde lang Blubbern, Würgen und Kreischen gegen linkskriminelle ehrlose Vaterlandsverräter durch Sebastian Schmitdke, Michael Schäfer (http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/welcher-ist-der-nazi), Andy Knape (http://zusammenkaempfen.bplaced.net/?p=1121), und Holger Apfel ( http://de.wikipedia.org/wiki/Holger_Apfel ), wobei letzterer als Schluß-Einpeitscher blaurot anlief und einem Schlaganfall sehr nahe war. Weil ich solange nicht abwarten wollte, verließ ich gegen 14:15 Uhr diesen gruseligen Ort und machte mich auf den Heimweg.

Alle 90 Fotoimpressionen sind unter http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/28183617#28183617 eingestellt. Sämtliche Demo-Fotos dürfen bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke gerne heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.

Bernd Kudanek
http://freies-politikforum.carookee.com