Auch diesen Monat wird es in Berlin wieder eine Autonome Vollversammlung geben. Wie gewohnt findet die Berliner AVV ab 19 Uhr 30 am 13. im Monat statt. Diesmal, am 13. Oktober 2010, werden wir uns also ab 19 Uhr 30 im Versammlungsraum im Mehringhof treffen, um uns über autonome Politik auszutauschen. Unter anderem wollen wir uns über die Razzien vieler linken Berliner Info- und Buchläden beraten und uns fragen, warum es innerhalb unserer Kreise im Repressionsfall und darüber hinaus so viel Vereinzelung gibt.
Razzien gegen Infoläden – Wie damit umgehen?
In den vergangenen Wochen und Monaten wurden in Berlin verschiedene Info- und Buchläden (M99, Schwarze Risse, Red Stuff, etc.) durchsucht und verschiedene Medien (u.a. Interim, Radikal und Prisma) beschlagnahmt. Diskussionen und Aktionen gegen das Vorgehen des Repressionsapparats gab es jedoch kaum. Woran lag das und was können wir überhaupt machen, um unsere Strukturen zu schützen?
Weltoffen statt querfront - Wie die Sprache der Bevölkerung sprechen?
Abenteuerlust und Machtgehabe von gutbürgerlichen Jugendlichen, Studenten und Studentinnen – Steckt eigentlich mehr hinter autonome Politik in Berlin? Wenn ja, warum haben sich kaum Arbeiter und Arbeiterinnen in unseren Bewegungen bemerkbar gemacht? Warum halten Migranten und Migrantinnen so wenig von uns? Und wie schaffen wir es diese Menschen für uns zu gewinnen, ohne uns selbst zu verraten und sexistische, kapitalistische und rassistische Verhaltensweisen zu dukden oder zu reproduzieren? Wie schaffen wir es mehr zu werden, als nur die Reflektion ausbeutender, unterdrückender und diskrininierender Verhältnisse?
Operative Zersetzung – Wie erkennen und was dagegen tun?
Was ist Operative Zersetzung? Eine Frage, keine Antwort. Trotz mehrerer aktiven Antirepressionsgruppen in Berlin gibt es zur Operativen Zersetzung, mit denen der Repressionsapparat unsere "autonome" Politik entscheidend beeinflusst kaum Dokumentationen. Wo wurde und wird Operative Zersetzung angewendet und was können wir dagegen tun? Was können wir daraus lernen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Operative_Psychologie
http://www.deinegeschichte.de/fileadmin/Redaktion/lernen_pdf/stasi/UE-Stasi-Modul-5hDok.pdf
Operative Zersetzung wird oft nur auf Taten von Geheimdiensten in der DDR und der Sowjetunion reduziert. Hauptsächlich wurden diese Taktiken jedoch von "westlichen" Repressionsapperaten erdacht, ausgearbeitet und ausgeführt. Beispielsweise beschäftigte die Bundespolizei in den Vereinigten Staaten von Amerika eine eigene Abteilung um die Black Panther Party und das American Indian Movement operativ zu zersetzen. Ergebnis war u.a., dass sich die Black Panther Party zerstritt, nachdem ein heterosexistischer Brief, angeblich geschrieben von Mumia Abu Jamal, verschickt an einen Genossen Mumias auftauchte. Der echt wirkende Brief war eine Fälschung der Polizei – Der Vorgang wurde "Operation Brown Mail" genannt. Mehr als 20 Jahre später erfuhren (ehemalige) Mitglieder der Black Panther Party von dieser Operativen Zersetzung, nachdem ihnen Akteneinsicht gewährt wurde.
Aber auch in Berlin gibt es in der Polizei gegenwärtig Menschen, die "profiling" betreiben, psychologisch geschult sind um Organisationen und Bewegungen operativ zu zersetzen. Beamte und Beamtinnen die an der Operativen Zersetzung beteiligt sind, sitzen in Berlin im LKA 5122. Zudem gibt es eine Computerschnittstelle beim LKA 6, von der gezielt Aktivisten und Aktivistinnen, sowie Organisationen und Gruppen verleumdet oder destabilisiert werden. Daneben hat das LKA 6 Operativkräfte, die sich persönlich "um die Leute kümmern". Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, den Teil, den wir kennen.
Zusammen und doch vereinzelt – Warum vergessen wir unsere Gefangenen und sind bei "privaten" Problemen allein?
Müllberge in den Wohnungen von linken Aktivisten und Aktivistinnen. Doch sich mit diesen Menschen zu beschäftigen, das geht zu weit. "Das Private ist nicht politisch!", meinen so einige – und wundern sich, warum ihre heile Welt im Hausprojekt oder in der Gruppe zerbricht. Tatsächlich haben die meisten "keine Lust" oder "keine Zeit", um sich mit den Menschen in ihrem Umfeld zu beschäftigen, Probleme kommunikativ zu erhellen und an ihrer Lösung zu arbeiten.
Doch nicht nur viele Menschen draussen bleiben vereinzelt, auch die Menschen in den Gefängnissen werden vergessen, wenn sie keine Freunde, Freundinnen und Verwandte haben, die ihnen helfen. Wie können wir das ändern? Und brauchen wir dazu Institutionen oder sollte sich für die Überwindung der Vereinzelung in allen Bereichen ein Bewusstsein bei jeden und jeder bilden?
Bericht aus Hamburg
Auch dieses Mal gibt es bei Bedarf einen kurzen Bericht von der Autonomen Vollversammlung in Hamburg. Und wir wollen auch wieder zur Hamburger AVV am 15. Oktober 2010 ab 19 Uhr 30 in der Roten Flora fahren.
Vorbereitung der nächsten Autonomen Vollversammlung
Das Treffen für die Vorbereitung küftiger Autonomer Vollversammlungen in Berlin wird ab diesen Monat immer einen Tag nach der AVV ab 18 Uhr (pünktlich) am Ort der vergangenen Autonomen Vollversammlung sein. Diesmal also am 14. Oktober 2010 ab 18 Uhr vor dem Versammlungsraum im Mehringhof.
Den Versammlungsraum im Mehringhof findet ihr in der Gneisenaustrasse 2a, Aufgang III, 2.OG. Der Mehringhof liegt in der Nähe vom U-Bahnhof Mehringdamm (U6/U7).
Homepage der Autonomen Vollversammlung in Berlin: http://avvberlin.blogsport.de
Homepage der Autonomen Vollversammlung in Bremen: http://bremerplenum.blogsport.de
Homepage der Autonomen Vollversammlung in Hamburg: http://autonomevvhamburg.blogsport.de
Homepage der Autonomen Vollversammlung in NRW: http://autonomepolitiknrw.blogsport.eu
Mail- und Verteileradresse der AVV Berlin: autonome_vollversammlung [at] riseup.net