Polizei und Gewalt beim G20-Gipfel - Polizei gab zu hohe Verletztenzahl an

Alles zum G20-Gipfel 2017 auf Indymedia linksunten
Erstveröffentlicht: 
14.07.2017

Nur halb so viele Beamte wurden in Hamburg verletzt wie von der Polizei behauptet. In 35 Fällen wird gegen Polizisten ermittelt, meist wegen Körperverletzung.

 

Nach den Ausschreitungen und großangelegten Polizeieinsätzen am Rande des Hamburger G20-Gipfel ermitteln die Behörden in bislang 35 Fällen gegen Polizisten. 27 Verfahren würden wegen Körperverletzung im Amt geführt, erklärte die Innenbehörde der Hansestadt am Freitag. Unterdessen zeigte eine Analyse von Buzzfeed, dass nur halb so viele Beamte bei den Protesten verletzt wurden, wie bisher behauptet.

 

Nach Angaben der Hamburger Innenbehörde wurden sieben der bislang anhängigen Verfahren gegen Polizisten von Amts wegen eingeleitet, darunter vier wegen Körperverletzung im Amt. „Erfahrungsgemäß“ werde die Zahl der Verfahren in den folgenden Tagen noch steigen.

 

Unabhängig davon lagen dem Verwaltungsgericht der Hansestadt zwei Klagen von Betroffenen gegen Ingewahrsamnahmen im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel vor. Nach Angaben einer Sprecherin handelte es sich dabei aber nur um erste Rückmeldungen. Eine systematische Erfassung aller Verfahren mit G20-Bezug lag demnach nicht vor.

 

Rund um den zweitägigen Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 großen Industrie- und Schwellenländer in Hamburg hatte es in der vergangenen Woche trotz des Einsatzes von rund 20.000 Beamten schwere Krawalle sowie Blockadeaktionen von Demonstranten gegeben. Wie viele Protestierende verletzt wurden, ist unbekannt.

 

Von der Polizei hieß es zunächst 476 Beamte seien bei den Protesten verletzt worden. Wie Buzzfeed mit Bezug auf das bayerische Innenministerium und weitere Polizeibehörden berichtet, waren diese jedoch in der „erweiterten Einsatzphase“ – also zwischen dem 22. Juni und dem 10. Juli – verletzt worden und erkrankt. Während des Gipfels und an den Protesttagen wurden 231 verletzt, also weniger als die Hälfte. Mehr als 95 Prozent aller Polizisten konnten nach Behandlung vor Ort weiter arbeiten – nur 21 der 476 waren auch am Folgetag nicht einsatztauglich.