Party-Exzess vor G20-Gipfel - Hamburg schickt 220 Berliner Polizisten zurück

Erstveröffentlicht: 
27.06.2017

500 Berliner Polizisten sollten in Hamurg den Großeinsatz zum G20-Gipfel unterstützen. Doch fast die Hälfte von ihnen wurde zurückgeschickt: Die Beamten haben sich in der Hansestadt offenbar völlig daneben benommen. Um 20:15 Uhr läuft ein rbb Spezial "Skandal bei der Berliner Polizei" im rbb Fernsehen und im Live-Stream auf rbb|24.

 

Wegen skandalösen Benehmens sind mehr als 220 Berliner Polizisten, die beim bevorstehenden G20-Gipfel in Hamburg eingesetzt werden sollten, zurückgeschickt worden. In der Unterkunft auf einem Kasernengelände in Bad Segeberg nordöstlich von Hamburg habe eine Minderheit der Berliner Beamten ein "unangemessenes und inakzeptables Verhalten" gezeigt, teilte ein Sprecher der Hamburger Polizei mit. Die Berliner Polizisten seien mit "sofortiger Wirkung" aus dem Einsatz entlassen worden, sagte der Sprecher.

 

Wie der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf dem rbb am Dienstag sagte, sollen die Polizisten in ihrer Unterkunft exzessiv gefeiert haben. Zwei sollen auf dem Gelände in der Öffentlichkeit Geschlechtsverkehr gehabt haben, eine Polizistin soll im Bademantel mit einer Dienstwaffe hantiert haben, Männer sollen in der Öffentlichkeit uriniert haben. Neuendorf: "Es ist einfach nur peinlich, wie sich die Kollegen dort verhalten haben."

 

In einem Chatverlauf von Berliner Polizisten, der dem rbb zu den Vorfällen vorliegt, ist die Rede von "Tanzen auf Containern, Fickerei, strippen mit Waffen, pissen im Zugverband". Die Hamburger Polizei sprach von einem "unangemessenen und inakzeptablen Verhalten".

Nach rbb-Informationen kam es außerdem zu einer Schlägerei mit einer Einheit aus Wuppertal (Nordrhein-Westfalen).  

Die Polizei hat nun Stellungnahmen von den beteiligten Kollegen angefordert und will dann über Konsequenzen entscheiden. Wie viele Polizisten genau an den Exzessen in der Lettow-Vorbeck-Kaserne beteiligt waren, stand noch nicht fest. 

 

Geisel: Polizeibeamte haben Vorbildfunktion


Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärte in einer Mitteilung: "Polizeibeamte haben eine Vorbildfunktion – das gilt in Berlin genauso wie in anderen Städten. Falls sich die Vorwürfe des Fehlverhaltens bestätigen, muss das in der Polizei ordentlich geklärt werden. Die Arbeit der Berliner Polizei darf durch solche Vorfälle keinen Schaden nehmen."

 

Auch die innenpolitischen Sprecher der Fraktionen im Abgeordnetenhaus forderten unisono Aufklärung. Der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber sagte im rbb, es müsse genau geklärt werden, wer an den Aktionen beteiligt war. "Sollten sich die Vorwürfe erhärten, dürfen wir nicht generalisieren."

 

Ähnlich äußerte sich der Grünen-Innenpolitiker Benedikt Lux. Ein solches Verhalten schade dem Ansehen der Polizei. Man solle "professioneller mit Langeweile umgehen" als in dieser Form, so Lux im rbb.

 

Der FDP-Politiker Marcel Luthe sprach von einem generellen Führungsproblem bei der Berliner Polizei. Die Führungskräfte hätten offensichtlich nicht rechtzeitig eingegriffen. Der Polizeipräsident habe schon früher ein Personalproblem eingeräumt und erklärt, man nehme, "was man kriegen kann". Den einzelnen Polizisten könne man deshalb keinen Vorwurf machen.

 

Die Sprecherin des Senats sagte, es sei jetzt schon klar, dass sich die Berliner Polizisten "nicht gerade mit Ruhm bekleckert" hätten. 

 

Polizisten sollten bei Gipfel zum Einsatz kommen


Die Beamten gehören zu den 500 Berliner Polizisten, die seit dem Wochenende in Hamburg sind, um den Einsatz zum G20-Gipfel zu unterstützen. Sie sollten ursprünglich erst in einigen Tagen durch andere Beamte ausgetauscht werden.

 

Während des Gipfeltreffens am 7. und 8. Juli sollen in Hamburg fünf Einsatzhundertschaften der Berliner Bereitschaftspolizei im Einsatz sein - außerdem  drei Boote der Wasserschutzpolizei, Taucher, Wasserwerfer und Kriminalbeamte zur Bearbeitung von möglichen Straftaten.  

Zum G20-Gipfel werden 15.000 Polizisten aus ganz Deutschland eingesetzt.