Als sein Lebenswerk hatte Friedhelm Bosel ihn einst bezeichnet. Doch jetzt ist der Indoor-Spielplatz in Glauchau völlig demoliert worden. Kaum noch etwas ist zu gebrauchen. Von Stefan Stolp
Glauchau. Detlef Offergeld traut seinen Augen nicht, als er am Morgen das Objekt aufschließt und in das Innere gelangt. Bereits im Eingangsbereich liegt eine weiße Pulverschicht auf dem Fußboden. Er geht weiter und sieht: In der gesamten Halle liegt diese mehlige Substanz. "Die kommt aus Feuerlöschern. Die haben das hier einfach versprüht", sagt er.
In der Bistro-Küche sind sämtliche Schränke und Schubladen herausgerissen worden. Die Elektroautos, mit denen einst die Kinder in der Halle herumkurvten, sind demoliert, ebenso das Klavier. Das kann man nun auch wegschmeißen. "Bis vor zwei Tagen war das hier alles noch in Ordnung", sagt Detlef Offergeld. Er kümmert sich um den ehemaligen Funpark an der Glauchauer Wilhelmstraße, den Tausende von Kindern in all den Jahren besucht haben. Der gehöre jetzt, nachdem der Vorbesitzer Friedhelm Bosel gestorben war und seine Witwe die Immobilie nicht übernahm, dem Freistaat Sachsen. Jeden zweiten Tag sieht Offergeld, der in der Nähe als Hausmeister arbeitet, nach dem Rechten. Ein paar Mal schon seien Jugendliche in die Halle gelangt, hätten ein paar Scheiben eingeschlagen. Doch das, was jetzt passiert ist, sei eine Katastrophe. Von den Spielgeräten wie den Autos, der Trampolinanlage, dem Ballbad oder der Kletterlandschaft mit Rutschen sei kaum noch etwas zu gebrauchen.
"Herr Bosel hat jede Mark, die er hatte, hier reingesteckt. Alles für die Kinder, und nun das" sagt Offergeld, der damals den Funpark aufgebaut hat. Friedhelm Bosel starb Ende 2015, 83-jährig, nach schwerer Krankheit. Der Funpark, der zu den beliebtesten Freizeitstätten in der Region gehörte und den Bosel sein Lebenswerk nannte, musste damals schließen. Hoffnungen, dass jemand das Objekt übernimmt und weiter betreibt, erfüllten sich nicht.
Detlef Offergeld geht eine Etage höher, dort wo früher die Kinder Geburtstage gefeiert haben. Auf den Tischen stehen noch Reste der Dekoration einer Weihnachtsfeier. Die Toiletten im Gang sind ebenfalls demoliert, an den Wänden prangen Nazisymbole. Noch eine Etage höher befindet sich die ehemalige Wohnung, in der Friedhelm Bosel mit seiner Frau gewohnt hat. Auch dort wurde randaliert, Türen aufgebrochen, Fenster zerschlagen, Kleider auf den Fußboden geworfen, Elektrogeräte zerstört, offenbar um Kabel mitzunehmen.
Offergeld hat sein Herz an den Funpark gehängt, deshalb tue es ihm heute weh, das Ausmaß der Zerstörung mit anzusehen.
Aus Brache wurde Spielplatz
Friedhelm Bosel hatte Ende der 1990er-Jahre das Gelände des alten Fahrzeuggetriebewerkes an der Wilhelmstraße in Glauchau gekauft und baute in eine der Hallen den Funpark ein. Hinzu kamen Gastronomiebereich, sanitäre Anlagen und ein kleines Puppentheater. Im August 2006 konnte er den Funpark eröffnen.
Es dauerte nicht lange, und der umtriebige Investor setzte seine Ideen weiter um. Es entstand die Außenanlage mit Wasserlandschaft, Spielgeräten, Kletterwand und Sandkästen. Fast zehn Jahre lang konnte er den Funpark betreiben.