Die Kommune hat am Montag erneut aktuellen Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in Leipzig bekannt gegeben. Der Trend setzt sich in jeglicher Hinsicht fort: Leipzig wird größer, jünger und kulturell vielfältiger.
Leipzig. Die Messestadt wächst weiter – auch ohne den starken Zustrom von Migranten nach der Flüchtlingswelle 2015. Ende Mai waren 583.643 Menschen in Leipzig gemeldet, so viele wie seit mehr als 45 Jahren nicht. Dass noch in diesem Jahr die 600.000-Einwohner-Marke fällt, ist nach derzeitigen Schätzungen aus dem Neuen Rathaus aber unwahrscheinlich. Die Feierlichkeiten gibt es dann wohl erst 2018.
Grund für das anhaltende, überdurchschnittliche Wachstum an der Pleiße ist neben dem Geburtenüberschuss weiterhin der Zustrom von Menschen aus anderen Teilen des Landes und aus dem Ausland. Dabei erhöht sich nicht nur der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der Messestadt stetig, sondern Leipzig wird auch zunehmend immer jünger.
Wie Ruth Schmidt, Leiterin im Leipziger Amt für Statistik und Wahlen am Montag erklärte, hat sich die Herkunft der Neuleipziger dabei mit den Jahren stark verändert. Waren es vor zehn Jahren vor allem nur Menschen aus den kleinen Gemeinden im Umland und aus anderen Regionen in den östlichen Bundesländern, sind es zuletzt auch viele westdeutsche Großstädter gewesen, die ihren Wohnsitz nach Leipzig verlegt haben. Jeweils mehr als 8000 "Wessis" kamen beispielsweise in den vergangenen drei Jahren.
Dabei gibt es hinsichtlich der Altersstruktur offenbar zwei Lebensphasen, in denen Leipzig für Auswärtige offenbar besonders interessant ist: Zum einen kommen viele Menschen zu Beginn der Ausbildung. Das war aufgrund der Vielzahl an Hochschulen in Leipzig bereits in den vergangenen Jahren so. Neu ist dagegen, dass ebenso viele Zuzügler auch ihren Berufseinstieg in der Messestadt versuchen – hauptsächlich junge Männer, aber zunehmend auch junge Frauen.
Zwei Drittel der Neuleipziger haben Migrationshintergrund
Fast zwei Drittel des Leipziger Wanderungsplus machen inzwischen Menschen aus anderen Kulturkreisen aus. „Unter den insgesamt 40.052 nach Leipzig Gezogenen befanden sich 17.595 Ausländer beziehungsweise geschätzte 19.000 Migranten“, heißt es im aktuellen Statistischen Quartalsbericht. Damit ändert sich auch sukzessiv die ethnische Struktur in der Messestadt. Zum Jahresende 2016 hatten 13,4 Prozent aller Leipziger einen Migrantionshintergrund – insgesamt waren das 77.559 Menschen. Zwei Jahre zuvor listet das Amt noch 17.000 Leipziger weniger mit Migrationshintergrund auf, damals 10,8 Prozent der Gesamtbevölkerung „Der Anstieg ist dabei nicht mehr nur in der Flüchtlingsbewegung zu finden, sondern es kommen auch viele Personen aus dem Ausland, die mit Flüchtlingen nichts zu tun haben“, erklärte Chefstatistiker Peter Dütthorn am Montag.
Das belegen auch die Zahlen der Ausländerbehörde, die zum Jahresende 2016 die unterschiedlichen Aufenthaltsstatus der Leipziger ohne deutschen Passe ausgewertet hat. 35 Prozent hatten eine zweckgebundene Aufenthaltserlaubnis, wie sie beispielsweise für Arbeitskräfte aus dem Ausland ausgestellt wird. 29 Prozent waren EU-Bürger, 22,7 Prozent hatten eine befristete Niederlassungserlaubnis, 7,2 Prozent der Ausländer in Leipzig waren in Asylverfahren registriert und 2,4 Prozent galten als im Asylverfahren abgewiesen.
Lebenssituationen für Migranten unterschiedlich
Dabei ist die Lebenssituation der unterschiedlichen Leipziger Migranten-Gruppen mitunter sehr heterogen, sagte Ruth Schmidt. Daraufhin lassen die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Befragung der Kommune schließen. Demnach haben Messestädter, die ehemals aus Westeuropa und den USA kamen, ein durchschnittliches Nettoäquivalenzeinkommen von 1583 Euro monatlich, treiben viel Sport, haben einen Hochschulabschluss und sprechen in 55 Prozent der Fälle auch in den heimischen vier Wänden deutsch. Bei Migranten aus Asien und Südostasien liegt das Einkommen bei durchschnittlich 750 Euro, wird deutlich weniger Sport getrieben, haben 33 Prozent einen Hochschulabschluss und sprechen 15 zu Hause die hiesige Landessprache.
Nicht zuletzt liegt bei früheren Osteuropäern und Leipzigern aus den ehemaligen GUS-Staaten das durchschnittliche Nettoäquivalenzeinkommen laut Befragung bei 932 Euro monatlich, wird nur selten Sport getrieben, haben 41 Prozent einen Hochschulabschluss und sprechen 22 Prozent auch am eigenen Küchentisch miteinander Deutsch. Gemeinsam haben aber alle: Eine Mehrheit der Befragten ist mit dem Leben in Leipzig zufrieden und blickt optimistisch in die Zukunft.