Ortsvorsteher schiebt Sanierung an - Todesmarsch-Opfer: Gedenkstein auf Friedhof in Kossa verfällt

Erstveröffentlicht: 
05.05.2017

Nicht schweigen, nicht vergessen – der Stein, der auf dem Friedhof im Laußiger Ortsteil Kossa den Opfern des Todesmarsches von 1945 gewidmet ist, trägt die mahnenden Worte. Noch sind sie gut sichtbar, doch das graue Gebilde ist beschädigt, mit Moos überzogen, verwittert und muss dringend saniert werden

 

Kossa. Nicht schweigen, nicht vergessen – der Stein, der auf dem Friedhof im Laußiger Ortsteil Kossa den Opfern des Todesmarsches von 1945 gewidmet ist, trägt die mahnenden Worte. Noch sind sie gut sichtbar, doch das graue Gebilde ist beschädigt, mit Moos überzogen, verwittert und muss dringend saniert werden. Kossas Ortsvorsteher Peter Mösing will deshalb jetzt Initiativen anschieben, damit der seit DDR-Zeiten auf dem Friedhof stehende Stein wieder in einen Zustand versetzt wird, in dem er auch die nächsten Jahre übersteht. „Für so vieles ist Geld da, warum also nicht für solch einen Gedenkstein?“ Bei der Gemeinde habe er deshalb schon mal vorgefühlt und sei auf offene Ohren gestoßen, sagt Mösing. Noch aber gibt es keinen Kostenrahmen, noch ist auch unklar, woher das Geld für die Sanierung des Denkmals kommen soll. Sobald feststehe, was alles gemacht werden muss, sei es auch möglich zu prüfen, ob Fördermittel beantragt werden können. 

 

58 Opfer sind auf dem Kossaer Friedhof begraben


Die sogenannten Todesmärsche, die durch Mitteldeutschland und auch durch die Bad Dübener Region bis nach Annaberg/Erzgebirge führten, gehören zu den vielen dunklen Kapiteln der Nazi-Zeit. Von den 600 französischen und polnischen Insassen des Konzentrationslagers in Neu-Stassfurt überlebten Recherchen zufolge nur 50 den Marsch. Wer erschöpft entlang der Strecke zusammenbrach, wurde von den Wachmannschaften erschossen. Auf dem Friedhof in Kossa wurden 1945 zahlreiche ermordete Häftlinge von mutigen Bewohnern des Ortes begraben. „58 ermordete Zwangs-Deportierte sind hier beerdigt“, so Mösing. 

 

Angehörige besuchen Gedenkstätte regelmäßig


Jahr für Jahr kommen noch immer Angehörige und fahren die Orte ab, an denen die Opfer ihre letzte Ruhe fanden. „Erst im vergangenen Jahr waren im Herbst wieder Busse mit rund 70 Franzosen da“, berichtet Peter Mösing. „Wir sind moralisch dazu verpflichtet, die Erinnerungen an die Geschehnisse von damals und die Opfer mit gebührendem Respekt zu bewahren“, sagt der 71-Jährige Ortsvorsteher. Umso wichtiger sei es deshalb, den Gedenkstein auf dem Kossaer Friedhof wieder in einen Zustand zu bringen, für den „man sich nicht schämen muss“.

 

Von Kathrin Kabelitz