Die Polizei hat einen 28-jährigen Bundeswehrsoldaten in Hammelburg festgenommen. Er soll eine schwere staatsgefährdende Straftat vorbereitet haben. Die Ermittler sprechen von einem fremdenfeindlichen Hintergrund.
Die Polizei hat einen Bundeswehrsoldaten wegen Terrorverdachts festgenommen. Der Oberleutnant aus Offenbach soll sich als syrischer Flüchtling ausgegeben und fremdenfeindliche Motive gehabt haben, wie die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main am Donnerstag mitteilte.
Er wurde während eines Lehrgangs im unterfränkischen Hammelburg festgenommen, dort macht er gerade eine Einzelkämpferausbildung. Stationiert war er im französischen Illkirch im Jägerbatallion 291 einer deutsch-französischen Einheit. Die Bundeswehr bestätigte die Festnahme.
Er durchlief das komplette Asylverfahren, wurde auch anerkannt und bezog neben seinem Sold seit Januar 2016 Leistungen als Asylbewerber. Der Soldat hatte sogar einen Platz in einem Aufnahmeheim. "Der Mann hat offenbar ein Doppelleben geführt", sagt Nadia Niessen, die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft.
Der vermeintliche Flüchtling aus Syrien sprach kein Arabisch
Wie das unbemerkt funktionieren konnte und warum der Soldat nicht beispielsweise beim Stellen des Asylantrags aufgeflogen ist, ist den Ermittlern selbst ein Rätsel. Laut Staatsanwältin Niessen sprach der gebürtige Offenbacher jedenfalls kein Arabisch.
Der Hintergrund der Festnahme, über die zuerst die "Welt" berichtet hat: Der Soldat soll im Januar am Flughafen Wien eine geladene Schusswaffe versteckt haben. Als er sie im Februar wieder holen wollte, wurde er vorübergehend festgenommen.
Die folgenden Ermittlungen ergaben Hinweise darauf, dass sich der Beschuldigte Ende 2015 unter einem Aliasnamen als syrischer Flüchtling ausgegeben und später einen Asylantrag gestellt hatte. Zudem ergaben sich Anhaltspunkte für "einen fremdenfeindlichen Hintergrund" bei dem Mann.
Zweiter Verdächtiger in Offenbach festgenommen
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat auch die Stube und Privaträume des Soldaten in Illkirch durchsucht. Hinweise auf einen konkreten Anschlag haben die Ermittler bislang nicht gefunden.
Aber sie lauschten bei Gesprächen mit, die der Soldat mit einem Bekannten geführt hatte, einem 24-jährigen Studenten aus Offenbach. Bei diesen Gesprächen sollen beide eine eindeutig rechtsextreme und fremdenfeindliche Gesinnung offenbart haben, so die Staatsanwaltschaft.
Auch bei diesem Studenten wurde durchsucht, die Polizei fand nach Angaben der Ermittler unter anderem Sprengstoff in seiner Wohnung. Er wird nun ebenfalls dem Haftrichter vorgeführt.
Über die Absichten der beiden können die Ermittler bisher nur spekulieren. Nicht ausgeschlossen sei, dass der Soldat und sein Komplize einen Anschlag verüben und diesen dann Flüchtlingen in die Schuhe schieben wollte, heißt es in Ermittlerkreisen.
90 Polizeibeamte des Bundeskriminalamtes, der hessischen und bayerischen Landespolizei sowie österreichische und französische Sicherheitsbehörden hatten im Zusammenhang mit den Ermittlungen am Mittwoch insgesamt 16 Objekte in Deutschland, Österreich und Frankreich durchsucht.
dop/mab/mgb/jdl/dpa/AFP