SWR-Recherche Deutlich mehr "Reichsbürger" in BW als bekannt

Erstveröffentlicht: 
07.03.2017

Nach SWR-Recherchen gibt es in Baden-Württemberg über 1.000 so genannte Reichsbürger. Das sind deutlich mehr als bislang bekannt. Zudem haben sie fünfmal häufiger Waffenbesitzkarten als der Durchschnitt.

 

Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hatte bisher rund 650 polizeibekannte Personen als so genannte Reichsbürger im Land erfasst. Eine SWR-Umfrage ergab, dass den 44 Stadt-und Landkreisen in Baden-Württemberg insgesamt mehr als 1.000 "Reichsbürger" bekannt sind.

 

In der Befragung kam auch heraus, dass die Verbreitung von Waffenbesitzkarten in der "Reichsbürger"-Szene etwa fünfmal größer ist als in der Gesamtbevölkerung. Die meisten der behördlich bekannten "Reichsbürger" zählt nach SWR-Informationen der Landkreis Karlsruhe: Dort leben rund 106 "Reichsbürger", sechs davon haben eine Waffenerlaubnis.

 

Laut Landratsamt wird nun geprüft, ob man diese entziehen kann. Auch die Stadt Stuttgart versucht, "Reichsbürgern" die Waffen abzunehmen. Dort haben zehn von rund 100 eine Waffenerlaubnis. Im Landkreis Lörrach hingegen wurde bereits einer "Reichsbürgerin" die Waffen entzogen und unbrauchbar gemacht.

 

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte Anfang des Jahres die Städte und Gemeinden angewiesen, den Waffenbesitz bei "Reichsbürgern" zu überprüfen und ihnen gegebenenfalls Waffenschein oder Waffenbesitzkarte zu entziehen. Der Erlass erging, nachdem ein so genannter Reichsbürger in Bayern einen Polizisten erschossen hatte. "Reichsbürger" lehnen die Bundesrepublik Deutschland als Staat ab. Sie weigern sich unter anderem, Strafzettel und Steuern zu bezahlen.