Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag hat sich zu Karneval als afrikanische Eingeborene verkleidet. Darf das eine Politikerin? Darf das eine linke Politikerin?
Karneval im vorpommerschen Tutow. Einige Feiernde schminken ihre Gesichter dunkel, tragen Strohröckchen, malen sich wulstige Lippen auf und tragen Afro-Perücken. Gemeinsam gehen sie offensichtlich als afrikanischer Eingeborenenstamm. Unter ihnen: Jeannine Rösler, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken in Mecklenburg-Vorpommern.
Ist damit die Grenze des guten Geschmacks überschritten? Nein, meint der Integrationsbeauftragte des Landkreises Vorpommern-Greifswald, Ibrahim Al Najjar. „Wir leben in einem weltoffenen Land, da kann jeder machen, was er will.” Die Tatsache, dass das Eingeborenen-Kostüm von einer Linken-Politikerin getragen wurde, spreche dabei eher für als gegen die Problemlosigkeit der Verkleidung: „Linke hetzen nicht gegen Minderheiten, deswegen weiß ich doch, dass die Kostümierung nicht rassistisch gemeint ist.”
„Bin die Letzte, die rassistisch eingestellt ist”
Grundlegend anders sieht dies die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). „Es ist nicht hinnehmbar, dass diese rassistischen Darstellungsformen immer noch praktiziert werden”, sagt Tahir Della, der Vorsitzende der ISD. „Spaß hört da auf, wo sich andere Menschen diskriminiert fühlen.” Diese Regel des Zusammenlebens gelte auch zur Karnevalszeit.
Jeannine Rösler selbst ist überrascht über das Interesse an den Kostümen der Tutower Jecken. „Ich bin die letzte Person, die rassistisch eingestellt ist. Ich habe viele schwarze Freunde und setze mich in der Flüchtlingshilfe ein," sagt Rösler. Der Tutower Karneval habe dieses Jahr unter dem Motto „Dschungel” stattgefunden, so dass sich die Kostümierung als Eingeborene angeboten habe.
In den USA und Großbritannien wurde das sogenannte „Blackfacing” vor allen im 19. Jahrhundert in Theatershows eingesetzt, um ein weißes Publikum zu belustigen. In den USA ist das Blackfacing bereits seit rund 100 Jahren als rassistisch verpönt – auch in Kontexten, in denen explizit kein diffamierendes Motiv vorliegt.