Rechte Reaktionen zu Deniz Yücel - AKP und AfD in Häme vereint

Erstveröffentlicht: 
28.02.2017

„Deutschlandhasser“ und „Spion“: Auf Deniz Yücels Untersuchungshaft reagieren deutsche und türkische Nationalisten mit Schadenfreude.

 

Hass entlädt sich im Internet schnell. Vor allem gegen Deniz Yücel. Ein Zitat aus Yücels taz-Kolumne „Geburtenschwund“ von 2011 wird derzeit von Rechtsextremen bei Twitter verbreitet. Auch Vertreter der AfD bedienen sich des satirischen Satzes: „Der baldige Abgang der Deutschen aber ist Völkersterben von seiner schönsten Seite.“

 

Für den Vorsitzenden der Jungen Alternative in Baden-Württemberg, Markus Frohnmaier, hätte Yücel „in Deutschland schon längst wegen Beleidigung und Volksverhetzung Gefängnis von innen erleben sollen“, wie er auf Twitter schreibt. Auf die Reaktion vieler Nutzer, die Frohnmaier den Schulterschluss mit einem Diktator wie Recep Tayyip Erdoğan vorwarfen, bezeichnete er Yücel in einem weiteren Tweet als „Deutschlandhasser“ und „mutmaßlichen Linksterroristen“.

 

Auch Holger Arppe, stellvertretender Vorsitzender der AfD in Mecklenburg-Vorpommern, postete das Satire-Zitat. Es sei kein Wunder, dass Politik und Medien sich für Yücel einsetzen. Gemeint ist: ihr gemeinsamer Einsatz für den „Abgang der Deutschen“. Das passt ins Narrativ der AfD, die immer wieder von der „Umvolkung“ der Deutschen spricht.

 

Über seine Aussagen könne Yücel nun in Ruhe nachdenken, ätzt die Düsseldorfer AfD auf ihrem offiziellen Twitter-Account. AfD-Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus, Harald Laatsch lamentiert, #Breitscheidplatz habe nicht annähernd so viel Interesse erfahren.

 

 

Während sich die Vertreter der AfD nicht auf den eigentlichen Vorwurf gegen Yücel beziehen, äußern sich Vertreter der türkischen Regierungspartei AKP zur richterlichen Entscheidung. Der türkische Nationalist Tuğrul el Farabi äußert sich bei Facebook: „Wir haben euch gesagt, dass ihr die Rechnung dafür zahlen müsst, ihr Spione des Westens.“ Er lässt unklar, ob er mit „Spion“ Deniz Yücel meint. El Farabi ist AKP-Mitglied, sein Facebook-Account verzeichnet mehr als 40.000 Follower.

 

Der deutsch-türkische Abgeordnete im türkischen Parlament Mustafa Yeneroğlu sieht die Festnahme Yücels kritischer. Er halte den Propagandabegriff in diesem Fall für zu weit ausgelegt. Allerdings sei Yücel trotzdem „mehr Aktivist als Journalist“, sagte er der dpa. Seine Berichte über die Türkei seien meistens von „tiefen persönlichen Ressentiments geprägt“.

 

Die Unterstützer

 

Rund 300 Demonstranten haben nach Angaben der Polizei am Dienstag vor der türkischen Botschaft in Berlin die Freilassung des in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel gefordert. Zuvor fuhren Unterstützer im Autokorso durch Berlin. Die Polizei zählte rund 100 Autos und 21 Fahrräder. In Hamburg waren rund 60 Autos unterwegs. Die Initiative #FreeDeniz hatte am Dienstag in rund zehn Städten zu Autokorsos aufgerufen. (dpa)