Hunderte Menschen haben am Dienstagmittag die offizielle Eröffnung der Skulptur „Monument“ auf dem Neumarkt gestört. Bereits am Montagabend hatten zahlreiche Pegida-Anhänger mit teils nationalsozialistischen Parolen ihren Unmut kundgetan.
Dresden. Hunderte Menschen haben am Dienstagmittag die offizielle Eröffnung der Skulptur „Monument“ auf dem Neumarkt gestört. Nachdem bereits am Montagabend zahlreiche Pegida-Anhänger mit teils nationalsozialistischen Parolen ihren Unmut kundgetan hatten, kamen sie am Dienstagmittag wieder. Ein DNN-Reporter vor Ort schätzte die Zahl der Menschen auf etwa 300, wobei schwer auszumachen war, wie viele genau für und wie viele gegen das Kunstwerk protestierten. Zumindest akustisch waren die Befürworter der Installation klar unterlegen.
Zunächst war unklar, ob es sich bei den Protesten um eine angezeigte Versammlung handelte, die Demonstranten hatten Megafone, Trillerpfeifen und Fahnen bei sich. Die Stadtverwaltung sprach am Nachmittag gegenüber den DNN von einer unübersichtlichen Situation. Mitarbeiter der Versammlungsbehörde waren vor Ort, die Einsatzführung habe aber bei der Polizei gelegen. Mehrfach wurde „Volksverräter“ oder „Hilbert muss weg“ skandiert. Auch das "Umwerfen" der aufgestellten Busse wurde wieder lautstark gefordert. Ein Fotograf wurde derart bedrängt, dass die Polizei eingreifen musste. Erinnerungen an die Proteste vom 3. Oktober wurden wach, auch da es sich bei einem großen Teil der Störer offensichtlich um die gleichen Personen handelte.
Am Rande des Platzes stand zudem mehrere angezeigte Kundgebungen der fremdenfeindlichen "Wellenlänge"-Bewegungen mit einigen Teilnehmern. Das Zeigen eines Plakates von Pegida-Gegnern mit der Aufschrift "Euer Rassimus kotzt uns an" wurde von der Polizei schnell unterbunden, genauso wie Plakate der Pegida-Anhänger, die nach dem Ende der offiziellen Veranstaltung gegen 14 Uhr frei vor dem Monument präsentiert werden konnten.
Die offiziellen Ansprachen wurden mit lautstarken Pfiffen, „Haut ab“- und "Lügen"-Rufen behindert. Vor allem die Rede von Oberbürgermeister Dirk Hilbert wurde massiv niedergeschrieen. Doch auch Frauenkirchen-Pfarrer Sebastian Feydt kam gegen die Schreihälse kaum an. Künstler Manaf Halbouni, Sohn einer Dresdnerin und eines Syrers, ließ es sich zum Ende der Einweihung nicht nehmen, den Rechten lautstark seine Meinung zu sagen: "Das ist nicht wofür Deutschland steht. Jeder darf hier seine Meinung sagen - auch ihr - aber Leute nicht ausreden lassen geht gar nicht. Ich bin froh, dass ich in Deutschland lebe. Ich bin Dresdner und ich stehe hinter meiner Arbeit. Wer rumbrüllt, der soll nachhause gehen", rief der junge Mann in die Masse, die ihrerseits mit Gegröle antwortete.
Oberbürgermeister Hilbert betonte am Ende seiner Ansprache, er sei zu Gesprächen offen, gern im Rahmen einer Sonder-Bürgersprechstunde. Pöbelei und Geschrei werde er aber nicht akzeptieren. "Die Rechtspopulisten, die nicht nur in unserer Stadt immer mehr an Land gewinnen, bauen auf das Vergessen. Umso wichtiger ist es, dem Gedenken ein Monument zu setzen", stellte der Oberbürgermeister klar. Die Skulptur sei auch im Kontext der Bewerbung Dresdens als Kulturhauptstadt zu sehen. Dresdens Oberbürgermeister wird aufgrund der Kunstinstallation und Äußerungen zum 13. Februar massiv angefeindet. Seit dem Wochenende steht Hilbert wegen Morddrohungen unter Polizeischutz.
Bereits vor dem Beginn der Einweihung waren die SPD-Minister Eva-Maria Stange, Petra Köpping und Martin Dulig auf den Neumarkt gekommen, um mit den Kritikern das Gespräch zu suchen, was ihnen nur bedingt gelang. Die drei wurden teils wüst und lautstark beschimpft. "Das Kunstwerk provoziert - das wollte es auch. Ich finde es gut, wenn man darüber ins Gespräch kommen kann. Leider gibt es Menschen mit denen das nicht funktioniert, weil sie nur eine Wahrheit kennen", sagte Stange.
Die Skulptur „Monument“ ist ein Werk des in Dresden lebenden Deutsch-Syrers Manaf Halbouni. Der Absolvent der Dresdner Hochschule für Bildende Künstler hat drei Linienbusse für zwei Monate vor der Frauenkirche aufgestellt. Vorbild ist Aleppo in Syrien. Hier hatten die Bewohner ebenfalls drei alte Busse hochkant aufgestellt, als Schutz für die Bevölkerung vor Scharfschützen.
Er versteht seine Installation als „Zeichen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit“, so Halbouni. Sonst nichts. „Ich habe keine weitere politische Message. Das Ganze soll ein Friedensmahnmal werden, eine moderne Freiheitsstatue.“ Der Künstler will den Menschen Hoffnung geben - hierzulande und in Aleppo. „Es soll daran erinnern, wie gut es uns heute geht, dass Dresden den Schmerz überwunden und die Stadt wiederaufgebaut hat. Es soll ein Zeichen sein, dass es weitergeht - trotz aller Zerstörung.“