In der Ausbildung - Wachpolizist schießt sich in Sachsen selbst an

Erstveröffentlicht: 
31.01.2017

Die Wachpolizei in Sachsen steht von Anfang an in der Kritik. Jetzt wurde bekannt: Ein Auszubildender schoss sich mit seiner Waffe selbst ins Bein.

 

Leipzig/Dresden. Tragischer Zwischenfall bei der Ausbildung der Sächsischen Wachpolizei. Ein Anwärter verletzte sich mit einem Streifschuss am Bein selbst. Das bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums gegenüber LVZ.de. Demnach gab der Auszubildende versehentlich den Schuss ab. „Die Verletzung wurde ambulant behandelt“, so der Sprecher. Eine Krankschreibung sei nicht erfolgt.

 

„Als Konsequenz folgten nochmalige detaillierte Belehrungen der Wachpolizisten und Ausbilder sowie die Sensibilisierung der Ausbilder zur konsequenten Prüfung der Handlungsabläufe im Rahmen der Schießausbildung“, so ein Sprecher der Bereitschaftspolizei, die für die Ausbildung der Wachpolizei zuständig ist. Der erst jetzt bekannt gewordene Vorfall ereignete sich bereits im Juni 2016.

 

Die Wachpolizei steht seit ihrer Gründung in der Kritik. Enrico Stange, Innenexperte der Linken, kritisiert die Wachpolizei als Billiglösung. „Zwar bewerben sich zu jedem Einstellungsdurchgang viele Interessenten“, sagt der innenpolitische Sprecher. „Aber wirklich groß ist die Auswahl nicht.“ Für den vierten Ausbildungsdurchgang haben sich nach seinen Worten 1271 Bewerber gemeldet, aber nur 277 kamen ins Auswahlverfahren. Der Rest zog die Bewerbung zurück oder nahm nicht am Verfahren teil.

 

In den anderen Durchgängen kam nach seinen Worten im Schnitt nur ein Viertel der Bewerber ins Auswahlverfahren. Über zwölf Prozent bestanden nicht. „Die Wachpolizei ist alles andere als ein Renner, weil nicht lukrativ.“ So erhalten Wachpolizisten netto 500 bis 600 Euro weniger als Streifenbeamte. Zudem sieht er im Tragen der Waffe ein großes Sicherheitsrisiko. „In drei Monaten kann keine so qualitativ gute Ausbildung wie in drei Jahren erfolgen.“

 

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist unzufrieden. „Die eigentlichen Aufgaben, für die die Staatsregierung die Wachpolizei wiederbelebt hat, also Flüchtlingsheime zu bewachen, sind weggefallen“, sagt GdP-Landesvorsitzender Hagen Husgen. „Jetzt macht sich die Regierung Gedanken über andere Einsatzgebiete. Doch die Befugnisse der Kollegen sind begrenzt. Für den Streifendienst können sie nicht eingesetzt werden“, so Husgen.

 

Doch genau da sei großer Bedarf, denn der Abbau bei Sachsens Polizei gehe weiter. „Allein in diesem Jahr gehen 300 bis 400 Kollegen in den Ruhestand. Ich hätte mir gewünscht, man geht auf sie zu, bittet sie noch ein oder zwei Jahre zu bleiben.“ Aus Kostengründen sei das nicht gewollt.

 

Um Lücken bei der regulären Polizei zu schließen, lässt der Freistaat bis zum Jahr 2019 insgesamt 1400 Wachpolizisten ausbilden. 226 Frauen und Männer haben nach Auskunft des Innenministeriums die zwölfwöchige Ausbildung erfolgreich absolviert. 223 davon versehen bereits ihren Dienst. 100 weitere werden derzeit geschult.

 

Von Andreas Dunte