2016 brannten in Berlin über 500 Autos

Quelle: Polizei Berlin
Erstveröffentlicht: 
03.01.2017

Im vergangenen Jahr brannten mehr Autos als 2015 in den Straßen Berlins. Die Polizei registrierte mindestens 346 Fälle von Brandstiftung, bei denen mehr als 500 Fahrzeuge zerstört wurden. Viele Taten waren politisch motiviert. Von Oliver Noffke

 

Im zurückliegenden Jahr sind in Berlin wieder hunderte Fahrzeuge angezündet worden. Auf Anfrage von rbb|24 bestätigte die Berliner Polizei, dass von Jahresbeginn bis zum 28. Dezember 2016 insgesamt 518 PKWs, Kleinsttranporter und LKWs durch Brandstiftung zerstört wurden. Mindestens 346 Autos wurden gezielt angezündet, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu 2015 darstellt (186). Die übrigen 172 Fahrzeuge waren Kollateralschäden: Sie standen zur falschen Zeit am falschen Ort und wurden bei Bränden in Mitleidenschaft gezogen. Da bis in die Silvesternacht hinein noch Autobrände registriert wurden, fällt die endgültige Zahl wahrscheinlich noch weitaus höher aus.

 

Schwerpunkt Rigaer Straße

Ein großer Teil der Fahrzeuge wurde wohl aus einer politischen Motivation heraus in Brand gesetzt. Die Polizei hat 70 solcher Fälle ausgemacht, bei denen 114 Fahrzeuge gezielt zerstört wurden. 58 weitere wurden durch überspringende Feuer in Mitleidenschaft gezogen. Viele dieser Taten rechneten die Beamten der linken Szene zu: Die Fahrzeuge konnten Immobilieninvestoren, Ordnungsämtern, der Polizei oder rechten Organisationen zugeordnet werden. Insgesamt 25 Fahrzeuge wurden von rechten oder rechtsradikalen Gruppen angezündet.

Mit insgesamt mindestens 74 in Brand gesteckten Fahrzeugen nimmt der Berzirk Friedrichshain-Kreuzberg in diesem Zusammenhang einen traurigen Spitzenplatz ein. Davon rechnet die Polizei 36 einem linken Wohnprojekt zu. Polizeisprecher Thomas Neuendorf sagte gegenüber rbb Inforadio: "Wir haben einige Selbstbezichtigungsschreiben erhalten und in den meisten Fällen betraf es dann eben die Rigaer Straße."

Im vergangenen Jahr gab es dort wiederholt gewalttätige Zwischenfälle, nachdem im Januar 500 Polizisten mit Unterstützung von SEK-Einheiten eine Hausbegehung ohne Durchsuchungsbefehl durchgeführt hatten.
Nur wenige Tatverdächtige ermittelt

"Im Bereich der nicht politisch motivierten Brandstiftungen handelt es sich teilweise um reinen Vandalismus", teilte die Polizei mit. "Es sind aber auch gezielte 'Racheaktionen' im privaten Umfeld, Versicherungsbetrüge oder Verdeckungsbrände nach anderen Straftaten festzustellen." Auch hier sind die Schäden enorm: 232 Fahrzeuge wurden direkt angegriffen, auf 114 weitere griffen Brände über.

Die Aufklärungsquote scheint indes überaus gering. Bei Kfz-Brandstiftungen mit politischem Hintergrund wurden drei Tatverdächtige ermittelt, bei den übrigen Fällen wurden 34 Personen als mögliche Täter ausgemacht. Den Angaben der Polizei kann allerdings nicht entnommen werden, ob diese Verdächtigen jeweils für eine oder mehrere Brandstiftungen verantwortlich sind.

 


 

Friedrichshain-Kreuzberg

insgesamt: 74

politisch: 37

sonstige: 37

 

Treptow-Köpenick

insgesamt: 32

politisch: 18

sonstige: 14

 

Neukölln

insgesamt: 39

politisch: 12

sonstige: 27

 

Pankow

insgesamt: 35

politisch: 9

sonstige: 26

 

Mitte

insgesamt: 30

politisch: 16

sonstige: 14

 

Steglitz-Zehlendorf

insgesamt: 27

politisch: 8

sonstige: 19

 

Lichtenberg

insgesamt: 27

politisch: 5

sonstige: 22

 

Tempelhof-Schöneberg

insgesamt: 25

politisch: 5

sonstige: 20

 

Charlottenburg-Wilmersdorf

insgesamt: 16

politisch: 0

 

Reinickendorf

insgesamt: 15

politisch: 0

 

Marzahn-Hellersdorf

insgesamt: 13

politisch: 3

sonstige: 10

 

Spandau

insgesamt: 13

politisch: 1

sonstige: 12

 


Beitrag von Oliver Noffke