Nur wenige Erkenntnisse gab es bislang zu dem Großbrand in Hemelingen vor gut einem Monat. Bei dem Feuer auf einem Firmengelände in der Straße „Zum Allerhafen“ standen insgesamt 18 Fahrzeuge, zwei Anhänger und ein Container der Bundeswehr in Flammen. Zudem verbrannten ein Lastkraftwagen und ein Anhänger des privaten Unternehmens.
Die Ermittlungen liefen bisher in alle Richtungen und ziehen jetzt immer größere Kreise. Der Fall ist mittlerweile in Berlin angekommen: Das Großfeuer ist Thema im Bundesministerium der Verteidigung. In einem internen Schreiben des Ministeriums an den Verteidigungsausschuss stehen zahlreiche Details über Brandorte, Schäden und Sicherheitsbestimmungen. Das Dokument liegt dem WESER-KURIER vor.
Aus dem Papier geht hervor, dass die Ursachenermittler insgesamt sechs Brandorte und acht Brandherde festgestellt haben. Auf dem Rad eines weiteren Kraftfahrzeuges seien zudem Grillanzünder gefunden worden, die als mögliche Brandbeschleuniger gedient haben könnten. Bislang hatte die Polizei nur mitgeteilt, dass Spuren gesichert worden seien, die auf Brandstiftung hinweisen. Dass Grillanzünder gefunden wurden, bestätigte nun auch Silke Noltensmeier, Sprecherin der Bremer Staatsanwaltschaft. Allerdings seien sich die Sachverständigen noch nicht endgültig einig, ob es sechs oder acht Brandherde gewesen seien.
Polizei schließt politischen Hintergrund nicht aus
Bei der Ursachenforschung gibt es zwei Spuren. Die Erste geht in Richtung eines politisch motivierten Anschlags. So heißt es in dem internen Papier, dass erste Ermittlungen ergeben hätten, dass auf dem Firmengelände vor einiger Zeit ein Aufkleber mit der Aussage „Wir lieben Militärgerät, wenn es brennt“ aufgefunden worden seien. Derartige Aufkleber würden seit Jahren durch die linksextremistische Szene genutzt werden. Deshalb sei ein politischer Hintergrund durch die Polizei nicht auszuschließen, wird den Abgeordneten mitgeteilt.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Aufkleber bereits sechs Monate vor der Tat an dem Gelände des Systemtechnikunternehmens im Hemelinger Hafen angebracht worden seien. Politische Hintergründe könnten demnach also nicht ausgeschlossen werden, allerdings gebe es auch keine positiven Erkenntnisse, die sichere Rückschlüsse ergeben, sagte Noltensmeier. Ein Bekennerschreiben einer politisch motivierten Gruppe sei nicht aufgetaucht.
Parallelen zum Brand in Schwachhausen
Die zweite Spur: Die Ermittler der Staatsanwaltschaft sind Hinweisen nachgegangen, dass es sich in Hemelingen um denselben mutmaßlichen Täter handeln könnte, der in der Nacht zum 24. November 2015 auf dem Gelände des Polizeireviers Schwachhausen ein Feuer gelegt hat. Bei dem Brand wurden sechs Fahrzeuge der Bereitschaftspolizei zerstört. Die Polizei hatte damals in der Tatnacht einen psychisch gestörten jungen Mann gestellt, den sie verdächtigte, den Brand gelegt zu haben. „Er war zur Tatzeit wohl auf freiem Fuß“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft zum jetzigen Fall. Es gebe aber keine Erkenntnisse, dass es sich dabei um denselben Täter handelt.
Laut dem Schreiben habe das Aufstellen der Bundeswehrfahrzeuge auf „einem unbewachten und technisch nur teilabgesicherten Außengelände“ die Tat möglicherweise begünstigt. Die Firma habe eine Genehmigung zur Lagerung von Bundeswehrmaterial bis zum Geheimhaltungsgrad „Geheim“. Diese Vorgaben seien eingehalten und im Februar 2016 überprüft worden. Die Firma sei vom Bundeswirtschaftsministerium „geheimschutzbetreut“ und habe sicherheitsüberprüftes Personal. Die Bundeswehr werden den Tathergang bewerten und gegebenenfalls die Sicherheitsbestimmungen verschärfen. Ein abschließendes Ermittlungsergebnis steht weiter aus.