Militante Neonazis kaufen Immobilie in Bad Langensalza

Naziimmobilie in Henningsleben
Erstveröffentlicht: 
22.11.2016

In Thüringen sind erschreckend viele Immobilien im Besitz von Neonazis, problemlos kann die extrem rechte Szene für ihre Veranstaltungen auf Gebäude zugreifen. In einem entsprechenden Länderranking stand 2013 nur Sachsen auf der Liste über Thüringen. Dass diese Immobilien auch Ausgangspunkt von Gewalttaten sein können, zeigt der „Ballstädt-Prozess“ vor dem Landgericht Erfurt.

 

Das von Neonazis erworbene „Gelbe Haus“ in Ballstädt war Treffpunkt der Neonazis, die beim Überfall auf die örtliche Kirmesgesellschaft im Februar 2014 zehn Personen teils schwer verletzt haben. Die 15 Beschuldigten, die sich deshalb seit Dezember 2015 vor Gericht verantworten müssen, stammen aus der neonazistischen „Kameradschaft Jonastal“ und ihrem Umfeld, die nach ihrem Umzug von Crawinkel ihren Mittelpunkt in Ballstädt hat. Auch die „Hausgemeinschaft Jonastal“ in Crawinkel hatte bereits der Organisierung und Festigung von Neonazistrukturen in Thüringen gedient.

Nun haben Neonazis aus dieser Szene kaum zehn Kilometer von Ballstädt entfernt eine neue Immobilie erworben. In Henningsleben, einem Ortsteil von Bad Langensalza im Unstrut-Hainich-Kreis, kauften sie für rund 30.000 Euro einen Gebäudekomplex mit Wohn- und Nebengebäude sowie einer Scheune. „Betrachtet man die Ereignisse im 'Gelben Haus' in Ballstädt, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass die weitläufige Immobilie rein privaten Zwecken dienen soll. Schon in dem wesentlich kleineren Haus in Ballstädt fanden Neonazi-Treffen und Rechtsrock-Konzerte statt, im Tonstudio werden dort CDs von Rechtsrock-Bands produziert“, erläutert Martina Renner.

Die Käufer der neuen Immobilie sind keine Unbekannten, mindestens zwei von ihnen gehören der „Kameradschaft Jonastal“ an und zählten schon 2011 zu den Käufern der Neonazi-Immobilie in Crawinkel. Steffen M. stammt aus dem Umfeld der Rechtsrock-Band „Sonderkommando Dirlewanger“ und war ebenfalls am Kauf der Immobile in Ballstädt beteiligt. 2014 wurde er wegen Beteiligung am extrem rechten, kriminellen Netzwerk „Objekt 21“ in Österreich zu drei Jahren Haft verurteilt. Marco Z. ist seit mehr als 20 Jahren in der Neonazi-Szene aktiv und kann ebenfalls auf eine Haftstrafe von knapp vier Jahren zurückblicken. Gegen beide wurde bereits wegen des Verdachts der Gründung einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Neben diesen beiden wohnt auch Rocco B. in dem neu gekauften Haus in Henningsleben. Der heute 31-jährige spielt in Rechtsrock-Bands, wohnte bislang in Bad Langensalza und gehört zu den angeklagten Neonazis im „Ballstädt-Prozess“.