Mehrere Vermummte brechen in Leipzig bei einem stadtbekannten Rechtsextremisten ein und zerstören einen Teil der Wohnungseinrichtung. Die Polizei vermutet Linksextremisten als Täter.
Neue Zuspitzung in der Gewalt zwischen Links und Rechts in Leipzig: Unbekannte Täter, vermutlich aus dem linksextremistischen Spektrum, sind am Sonntag in die Wohnung des stadtbekannten Leipziger Rechtsextremisten Istvan R. eingebrochen und haben Teile von dessen Wohnungseinrichtung mutwillig zerstört.
Auf dem linken Portal Indymedia wurde ein Video des Geschehens eingestellt. Es dokumentiert, wie mehrere vermummte Personen zunächst die Tür des Mehrfamilienhauses im Stadtteil Großzschocher einschlagen und später die Wohnungstür mit einem Feuerlöscher aufbrechen. "Wir haben die Chance genutzt, um die Wohnung durch großflächigen Einsatz von Bitumen und Zerstörung von Sanitäranlagen, Elektrogeräten und anderen Einrichtungsgegenständen unbewohnbar zu machen, hieß es dazu. Auch ein Hitler-Bild habe man in der Wohnung entdeckt.
R. sei "langjährig aktiver Neonazi und aktiv bei den "Jungen Nationaldemokraten" gewesen, zuvor beim "Freien Widerstand Leipzig" und beim "Jugendsturm Leipzig", zudem früherer Mitarbeiter der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag. Zum Ende des Videos ist ein Text eingeblendet: "Istvan Du Nazischwein. Das war für den 11.01. Wir kriegen euch alle!" R. "ist nicht das erste und wird auch nicht das letzte Nazischwein sein, das für faschistische Organisation und Angriffe, wie den am 11.1., zur Rechenschaft gezogen wird".
Damit beziehen sich die Täter auf die Auseinandersetzungen am 11. Januar 2016, es war der Jahrestag des Pegida-Ablegers Legida. Damals hatten rechte Hooligans im linken Leipziger Szenebezirk Connewitz randaliert.
Die Ermittlungen wegen des Einbruchs in die Wohnung von R. hat das für extremistische Straftaten zuständige Operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei übernommen. Es teilte mit, nach bisherigen Erkenntnissen werde "von einer politisch linksextremistisch motivierten Tat bisher unbekannter Täter" ausgegangen. Das Opfer, das zur Tatzeit nicht in der Wohnung war, sei "dem politisch rechten Spektrum und der Fußballszene zuzurechnen".
Leipziger Hooligans kündigten auf Facebook an, sie würden als "Rache-Aktion für die Zerstörung der Wohnung eines Lok-Leipzig-Fans" von Montag an täglich zehn Adressen von Leipziger Antifas im Netz veröffentlichen - ein indirekter Aufruf zu Vergeltungsaktionen.
Laut Polizei wurde die gesamte Wohnungseinrichtung von R. massiv beschädigt und teilweise zerstört. Zudem sei eine unbekannte schwarze Flüssigkeit in den Räumen verteilt worden. Die Ermittlungen würden "mit hoher Intensität geführt".
Der sächsische Grünen-Vorsitzende Jürgen Kasek, der selbst mehrfach Opfer rechter Drohungen und rechter Gewalt war, verurteilte den Angriff. "Diese Gewalt ist widerwärtig", schrieb er auf Twitter.