Hunderte Uniformierte stellen Völkerschlacht bei Leipzig nach

Erstveröffentlicht: 
23.10.2016

Probstheida versinkt im Pulverdampf. Napoleons Truppen und die der Alliierten kämpfen mit Kanonendonner und Gewehrböllern um das Dorf. Rund 700 Uniformierte erinnerten am Samstag mit einem eindrucksvollen Spektakel an den 203. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig von 1813.

 

Markkleeberg. Rund um den Mönchereiplatz in der Agra wurde Geschichte lebendig. Begleitet von Trommelwirbeln und stampfenden Pferdehufen formierten sich bunte, authentische Truppen aus aller Herren Länder. „Wir wollen im Gedenken an die Opfer mahnen, wie schrecklich Kriege sind“, betonte Sabine Ebert, Erfolgsautorin des Romans „1813 – Kriegsfeuer“ und mit Moderator Gerd Pfeifer am Mikrofon. Sie begrüßte charmant die Zuschauer und Gäste aus Frankreich, Belgien, Polen, Tschechien, Schweden und Russland in ihren Landessprachen zur Darstellung des Gefechts, wie es exakt am 18. Oktober 1813 ausgesehen haben mag. Für diesen Termin habe sich, so Ebert, die historische Kommission des Verbands Jahrfeier Völkerschlacht entschieden.

 

„Für uns ist es wichtig, an die vielen Tausend Opfer zu erinnern“, betonte auch der Verbands-Vorsitzende Michél Kothe. Deshalb werde die Veranstaltung vom Friedensgebet in der Auenkirche zur Eröffnung und einer Gedenkveranstaltung im Völkerschlachtdenkmal am Sonntag eingerahmt. Das Besondere sei nicht nur die Gefechtsdarstellung, sondern das freundschaftliche Beisammensein vieler Völker in den Biwaks.

 

Das gemeinsame Erlebnis beeindruckt auch Peter Weber aus Halle. „Die Vielseitigkeit, die Farben und Details der Uniformen sind faszinierend“, sagte er. „Ich war selbst 40 Jahre lang Kampfrichter im Radsport, deshalb gefällt es mir, dass so viele Menschen ein gemeinsames Hobby pflegen. Individualisten gibt es viel zu viele.“

 

Gerd Lindner als General Lichtenau und Ehefrau Elisabeth als Marketenderin widmen sich ihrer Passion seit 1972. Mit ihrem Stab aus Leipzig und Bad Dürrenberg angereist, vertraten sie die Farben Österreichs und hielten die Fahne des Infanterieregiments 24 hoch. Sie tröstete und hielt die Kämpfenden mit Verpflegung und Hochprozentigem bei Laune. Das wirkt noch heute, zum Aufwärmen vor der Schlacht kam ein Glühwein gerade recht. „Wegen des schlechten Wetters haben wir unser Biwak diesmal nicht im Freien, sondern im Warmen aufgeschlagen“, erzählten sie bestens gelaunt.

 

Zwischen den Soldaten fielen auch bürgerliche historische Trachten auf. „Die Menschen waren sensationslüstern. Die Wohlhabenden sahen sich, so schlimm das klingt, die Schlachten von den umliegenden Hügeln aus beim Picknick mit dem Fernglas an“, erinnerte Ralph von Rauchhaupt als Rittergutsbesitzer an eine Facette im Leben der Zivilisten.

 

Das Ereignis interessierte sogar ein chinesisches Reporterteam, das live für ein Webportal im Reich der Mitte berichtete und bereits an die drei Millionen Zuschauer an die Bildschirme lockte.

 

Von Gislinde Redepenning