Hunderte Demonstranten gedachten am Samstag den vor sechs Jahren in Leipzig durch Rechtsextreme ermordetem 19-jährigen Kamal K.. Zogen die Teilnehmer noch mit Musik und Sprechchören durch die Stadt, wurde es am Gedenkstein am Hauptbahnhof still.
Leipzig. In jedem Jahr Ende Oktober jährt sich der Mord an dem 19-jährigen Kamal K. in Leipzig. Wie schon in den Jahren zuvor zog anlässlich des Todestages ein Trauermarsch durch Leipzig. Unter dem Motto „Rassismus tötet! Leipzig!“ liefen am Samstagnachmittag hunderte Demonstranten vom Heinrich-Schütz-Platz im Leipziger Süden über die Karl-Liebknecht-Straße, Teile des Rings zum Tatort.
Bei kaltem Nieselwetter startete der Zug mit etwas Verspätung. Etwa 300 Teilnehmer, überwiegend aus dem linken politischen Spektrum, erinnerten mit Transparenten und Sprechchören daran, dass der junge Iraker vor sechs Jahren Opfer eines rassistisch motivierten Mordes wurde. Nach Veranstalterangaben sollte auch weiteren Opfern rechter Gewalt gedacht werden.
War der Zug auf dem Weg durch die Stadt lautstark und von Musik begleitet, wurden die Teilnehmer am Bürgermeister-Müller-Park gegenüber des Leipziger Hauptbahnhofs stiller. Am Tatort, an welchem heute ein Denkmal zur Mahnung steht, legten Demonstranten Blumen nieder und zündeten Kerzen an.
Die Polizei sicherte die Veranstaltungen mit Kräften aus Leipzig und der Bereitschaftspolizei ab. Vorkommnisse habe es nicht gegeben, so Jack Dietrich, erster Polizeihauptkommissar in Leipzig. Gegen 17.30 Uhr war der Gedenkmarsch beendet.
Der Fall Kamal K.
Kamal K. wurde am 24. Oktober 2010 am Leipziger Hauptbahnhof angegriffen, als er einem Freund zur Hilfe kommen wollte. Haupttäter Marcus E. stach mit einem Messer auf den 19-Jährigen ein. Der Angreifer aus der rechtsextremen Szene war erst zehn Tage zuvor aus der Haft entlassen worden. Mittäter Daniel K. hatte den Iraker zuvor mit Pfefferspray attackiert, um ihn außer Gefecht zu setzen. E. wurde zu 13 Jahren wegen Mordes mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Daniel K. saß drei Jahre wegen gefährlicher Körperverletzung im Gefängnis und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß.