Knapp 400 Altenburger demonstrieren gegen und für die Flüchtlingspolitik

Erstveröffentlicht: 
17.10.2016

Komplett friedlich haben am Sonntag Altenburger für und gegen die aktuelle Politik demonstriert. Eingeladen dazu hatten einmal der Zivilschutz-Verein gemeinsam mit dem Bürgerforum Altenburg. Ab 17 Uhr ging es auf dem Roßplan um die Flüchtlingspolitik und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Eine Gegendemo gab es auf dem Topfmarkt.

 

Altenburg. Komplett friedlich haben am Sonntag Altenburger für und gegen die aktuelle Politik demonstriert. Eingeladen dazu hatten zum einen der Zivilschutz-Verein gemeinsam mit dem Bürgerforum Altenburg. Ab 17 Uhr ging es auf dem Roßplan einmal mehr um die Flüchtlingspolitik und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Zur Gegendemo auf dem Topfmarkt hatte ein Bündnis aus dem Verein Pro Humanity, der Partei die Linke sowie den Nachwuchsorganisationen Links-Jugend und Jusos bereits ab 16 Uhr aufgerufen. Sie wollten den Beweis antreten, dass Integration möglich ist und der Flüchtlingszuzug nicht ins Chaos führt.

 

Obwohl die Linke schon eine Stunde vor der Kundgebung des Bürgerforums begonnen hatte, vermochten die Unterstützer der Flüchtlingspolitik nicht so viele Bürger zu mobilisieren wie die Kritiker. Nach Polizeiangaben demonstrieren rund 80 an der Ecke Topfmarkt / Moritzstraße. Unter ihnen Politiker wie Landrätin Michaele Sojka (Die Linke) oder Schmöllns Bürgermeister Sven Schrade (SPD). Auch einige wenige Flüchtlinge hatten sich ins Stadtzentrum gewagt, doch vor allem waren es Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene, die mit einem Bücher- und Kuchenbasar sowie Diskussionen für eine offene Gesellschaft und Solidarität statt Radikalität warben.

 

Während die Linken dabei fürs erste beinahe lautlos ihren Standpunkt öffentlich vertraten, füllte sich der Roßplan. Wie Polizeisprecher Sebastian Hecker auf OVZ-Anfrage informierte, gehen die Beamten von circa 300 Teilnehmern aus. Auch wenn darunter ebenfalls junge Leute waren – den Protest des Bürgerforums unterstützte eher die Altersgruppe ab 40 Jahren. Sie alle einte tiefe Verunsicherung, Misstrauen gegenüber der Politik sowie Zukunftsängste. Und sie fühlten sich mit ihren Nöten alleingelassen und nicht ernstgenommen. Dieser Eindruck konnte zumindest anhand des Beifalls auf die Redebeiträge gewonnen werden.

 

Auffällig dabei war, dass die Redner diesmal weniger reißerisch und schreiend agitierten, sondern versuchten zu argumentieren: Angefangen beim ersten Redner Frank Schütze bis zum letzten Andreas Sickmüller wurde unter anderem erklärt, dass durch den Zuzug der Flüchtlinge gefährliche Krankheiten eingeschleppt werden, dass die Flüchtlinge Terror und Kriminalität nach Deutschland bringen und dass das gesellschaftliche Zusammenleben durch Müll in Wohngebieten, nächtliche Lautstärke sowie die muslimische Religion bedroht ist. Dabei bestärkten die Redner die Zuhörer in ihren Ängsten und dem unerschütterlichen Glauben, von den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung nach Strich und Faden betrogen zu werden.

 

Bis gegen 17.45 Uhr war am Roßplan nichts von der Gegendemonstration zu spüren. Dann machten sich etwa zwei Dutzend Jugendliche auf Richtung Kundgebung des Bürgerforums. Doch noch auf der Morzstraße versperrten Polizeibeamten den Weg, um eine direkte Konfrontation beider Lager auszuschließen. Wohl aber wurden kleine Grüppchen durchgelassen, die sich ein eigenes Bild von der Demonstration des Bürgerforums verschaffen wollten. Alles absolut friedlich und unaufgeregt. Kurz nach 18 Uhr wurde es dann auf einmal laut auf Seiten der Linken. „Nazis raus“, „Alerta, Alerta, Antifascista“ oder „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ wurde skandiert und dazu dem politischen Gegner die rote Karte gezeigt.

 

Die aufkommenden Unruhe nutzte dann die Polizei, um die linken Demonstranten zurück auf den Topfmarkt zu drängen. „Es hat weder Anzeigen noch Ordnungswidrigkeiten gegeben und alles hat sich im Rahmen der legitimen Meinungsäußerung abgespielt“, schätzt Sebastian Hecker den Sonntagabend ein.

 

Von Jörg Reuter