Der Gegenstand, der DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt trägt, ist im Juli am Fundort der getöteten Schülerin Peggy entdeckt worden. Der Fund sei im „direkten Zusammenhang“ mit der Entdeckung der Skeletteile erfolgt, so die Behörden.
Bayreuth. Der Gegenstand, der DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt trägt, ist im Juli am Fundort der getöteten Schülerin Peggy entdeckt worden. Der Fund sei im „direkten Zusammenhang“ mit der Entdeckung der Skeletteile erfolgt, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel am Freitag in Bayreuth mit. Am 2. Juli war ein Pilzsammler auf Teile von Peggys Skelett in einem Waldstück im Saale-Orla-Kreis gestoßen - nur rund 15 Kilometer vom Heimatort des Mädchens entfernt.
Bei den Untersuchungen sei dann das Genmaterial des mutmaßlichen NSU-Terroristen festgestellt worden. Einzelheiten zu dem Spurenträger wollte der Oberstaatsanwalt nicht mitteilen. Nach dem Fund der Skelettteile hatten Ermittler das Gebiet durchkämmt. Erst Ende September war das Waldstück erneut durchsucht worden. Unklar sei weiterhin, wo die 2001 spurlos verschwundene Neunjährige ums Leben gekommen sei. „Wir wissen nicht, wo der Tatort ist“, sagte Potzel weiter.
Die Entdeckung von DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der getöteten Schülerin Peggy konfrontiert die Ermittler mit einer Fülle neuer Fragen. „Es gibt eine Vielzahl von Aufgaben“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel am Freitag in Bayreuth. „Wir müssen erstmal sortieren, in welcher Reihenfolge wir das abarbeiten.“ Viele der offenen Fragen betreffen den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU).
Böhnhardts DNA an einem Deckenzipfel
Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass am Fundort der Skelettteile des 2001 verschollenen Mädchens aus Oberfranken Genmaterial von Böhnhardt entdeckt worden war. Dieses habe sich an einem Gegenstand befunden. Laut „spiegel online“ handle es sich dabei um ein Stück Stoff von einer Decke. Ob es aber einen direkten Zusammenhang zu dem damals neunjährigen Mädchen gibt, blieb am Freitag zunächst weiter unklar.
Geprüft werden müsse unter anderem, ob eine Verunreinigung zu dem DNA-Treffer geführt haben könnte, sagte Potzel. Dazu müsse auch geklärt werden, in welchen Räumen die Leiche Böhnhardts, die Skelettteile von Peggy und die Fundstücke im Fall des Mädchens untersucht worden waren. Weitere Details nannte der Oberstaatsanwalt nicht. Er rechne auch nicht damit, dass die Ermittlungsbehörden noch am Freitag neue Ergebnisse präsentieren können.
Kinderschuh, Teddybär und Wasserpistole im Wohnmobil der Neonazis
Peggy war am 7. Mai 2001 im nordbayerischen Lichtenberg auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Am 2. Juli dieses Jahres hatte ein Pilzsammler Teile ihres Skeletts in einem Waldstück im Saale-Orla-Kreis in Thüringen gefunden – nur rund 15 Kilometer vom Heimatort des Mädchens entfernt. Mehrfach hatte die Polizei anschließend den Fundort abgesucht, weil das Skelett nach Angaben der Ermittler nicht vollständig gewesen war.
Potzel äußerte sich am Freitag nicht dazu, ob die fehlenden Stücke und der auch vermisste Schulranzen des Kindes inzwischen aufgetaucht seien. Klar ist für die Ermittler, dass der Fundort der Skelettteile nicht der Tatort war. Wie lange Peggy nach dem Verschwinden noch gelebt hat, war aber unklar. Die Knochen seien Peggy im Alter von neun Jahren zuzuordnen, stellte Potzel klar. Offen blieb auch, wie lange die Skelettteile in dem Waldstück gelegen hatten. Weiterhin ist unklar, ob es zwischen den 2011 im Wohnmobil der Neonazis gefundenen Gegenständen (Wasserpistole, Teddybär, Kinderschuh) und dem Fall Peggy eine Verbindung gibt.
Weiterer Verlauf des NSU-Prozesses unklar
Der Rechtsextremist Böhnhardt gehörte dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) an. Mit Uwe Mundlos und Beate Zschäpe soll er jahrelang unerkannt gemordet haben – hauptsächlich Menschen mit ausländischen Wurzeln. Mundlos und Böhnhardt töteten sich den Ermittlern zufolge im November 2011 nach einem Banküberfall, um einer drohenden Festnahme zu entgehen. Zschäpe stellte sich der Polizei. Seit Mai 2013 muss sie sich vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten. Nun ist offen, ob der Prozess wie geplant fortgesetzt wird. Für diese und kommende Woche sind keine Verhandlungstermine angesetzt. Mehrere Anwälte von Angehörigen der NSU-Opfer und Mitglieder diverser Untersuchungsausschüsse in Landtagen und im Bundestag haben schon Fragen aufgeworfen. Dabei geht es etwa darum, was Zschäpe zum Fall Peggy sagen könnte, ob es Zusammenhänge mit Vorwürfen des Kindesmissbrauchs gibt und ob alle ungeklärten Fällen, bei denen Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund zu Tode gekommen seien, mit der DNA der mutmaßlichen NSU-Terroristen abgeglichen werden.