Conne Island: Rege Debatte um Flüchtlinge

Erstveröffentlicht: 
13.10.2016

Es ist ein bemerkenswertes Statement – und entsprechend groß fiel das Echo aus: Nachdem der linke Szeneclub Conne Island über sexuelle Übergriffe auf weibliche Gäste durch Flüchtlinge berichtet hatte, ist vor allem im Internet eine lebhafte Debatte entbrannt.

 

Leipzig. Es ist ein bemerkenswertes Statement – und entsprechend groß fiel das Echo aus: Nachdem der linke Szeneclub Conne Island über sexuelle Übergriffe auf weibliche Gäste durch Flüchtlinge berichtet hatte, ist vor allem im Internet eine lebhafte Debatte entbrannt. Auf der Facebookseite der LVZ äußerte ein Leser Anerkennung: „Diese Probleme offen zu thematisieren, muss man dem Laden hoch anrechnen.“ Auch auf dem linken Szeneportal Indymedia blieb die Darstellung des Club-Plenums nicht ohne Resonanz. Ein Erklärungsversuch dort: „Anstatt sich immer nur einen ganz kleinen Teil der Gesellschaft, also die linke Szene einzuladen, wird aus guten politischen Gründen versucht, alle (!) Refugees einzubeziehen. Aber diese stellen keinesfalls politisch sensible Linke dar, sondern sind ein Querschnitt durch die Bevölkerung.“

 

Andere nehmen ihr Conne Island in Schutz vor Kritik. Es sei „völlig fehl am Platze, Rassismus, Islamophobie oder ähnliches zu schreien. Mit den Flüchtlingen kommt eben auch eine neue Herausforderung, das war von Anfang an klar, aber wir alle haben die Situation falsch eingeschätzt!“ In einem Kommentar auf der Facebookseite des Conne Island heißt es: „Endlich jemand, der sich traut auszusprechen, was seit Monaten hinter vorgehaltener Hand und bei diversen Krisentreffen verschiedener Clubbetreiber und sonstigen Verantwortlichen diskutiert wird. Leider bisher ohne zufriedenstellende Lösungswege. Teils aus falsch verstandener PC (political correctness, d. Red.) oder einfach Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden, wurde das Thema öffentlich nie angesprochen.“

 

Dabei hatte das Conne Island nach eigener Aussage schon länger versucht, das Problem zu thematisieren. „Mehrere Anläufe einer öffentlichen Auseinandersetzung zur Situation in Kooperation mit anderen Clubs schlugen fehl, da es den meisten Veranstalter_innen ähnlich schwerfällt sich zu artikulieren, ohne dabei in den rassistischen Tenor einzustimmen“, heißt es in dem Statement.

 

Auf ungeteilte Zustimmung stößt die Vorgehensweise des Clubs aber nicht. Vor allem der Umstand, dass aufgrund massiver Gewalt gegenüber der Club-Security mehrfach die Polizei angefordert werden musste, behagt längst nicht jedem. „Erst verteidigt ihr das Viertel gegen Bullen, und jetzt ruft ihr die selber?“, meinte ein Kritiker auf Indymedia, „geht’s noch?“ Ein anderer stellt klar: „Bullen zu rufen ist nicht hinnehmbar, die haben nichts auf unseren Plätzen oder Orten zu suchen.“

 

Von Frank Döring