Am 31. März führten wir in Bilbao ein Interview mit Cable Street Beat - Euskal Herria.
(Wir weisen darauf hin, dass wegen der Übersetzung das gesprochene Wort etwas „eingedeutscht“ wurde. Also Begriffe und Ausdrücke umgangssprachlich niedergeschrieben wurden. Ein herzliches Dankeschön hier noch mal an den Übersetzer.)
Azzoncao: Würdet Ihr Euch bitte vorstellen?
CSB-EH: Ja, wir sind Cable Street Beat - Euskal Herria. Euskal Herria, das meint Baskenland. Wir sind eine Gruppe, die versucht die faschistischen Einflüsse, die die Musikszene infiltrieren, zurück zu drängen und eine antifaschistisch ausgerichtete, linke Musikszene zu etablieren und zu festigen. Eine Szene für Fußballfans, Hooligans, Skins und andere. Wir hatten in den letzten Jahren öfters Kontakt zu Conehead Records und Cable Street Beat Düsseldorf. Über den Austausch mit ihnen entstand die Idee, eine Cable Street Beat – Gruppe hier im Baskenland zu gründen. Uns reichte es nicht mehr aus, nur Kritik an Bands und Fans zu richten, wenn sie begannen rechte Inhalte zu transportieren. Wir wollten eine alternative Sphäre/Szene kreieren, die sich klar von rechten Einflüssen abgrenzt und gegen sie aktiv wird.
Azzoncao: Und wann hat sich Cable Street Beat - Euskal Herri gegründet?
CSB-EH: Vor etwas mehr als einem Jahr. Die meisten von uns sind Skinheads oder Renees. Einige Ex-Skins sind auch dabei. Wir treffen uns entweder privat oder nutzen für Meetings eines der besetzten Häuser hier in Bilbao. Politisch haben die meisten einen marxistischen, pro-baskischen Hintergrund. Wir tendieren aber individuell in verschiedene Richtungen und Einzelne sind in verschiedenen Gruppen und Projekten im Baskenland aktiv.
Als Cable Street Beat - Euskal Herria verstehen wir uns aber als rein antifaschistisch und arbeiten in der Subkultur und Musikszene. Es ist aus antifaschistischen Gesichtspunkten nicht primär wichtig, ob du als Marxist, Trotzkist oder Anarchist aktiv bist. Bei Cable Street Beat - Euskal Herria.arbeiten wir zusammen als Antifaschisten.
Wir ziehen es auch vor, wenn die Leute politisch für etwas sind. Nur antifaschistisch zu sein ist eine schwache und fragwürdige Position.
Auch Leute, die sich antifaschistisch nennen, damit sie einen Vorwand zu einer Schlägerei haben, sind uns suspekt. Leute, die Gewalt um der Gewalt lieben, sind für uns Idioten.
Azzoncao: Wenn Ihr sagt, dass Ihr etwas kreieren, etwas schaffen, wollt. Was meint Ihr damit? Wie geht Ihr das an?
CSB-EH: Wir wollen eine klar antifaschistische Szene kreieren. Vor 10 Jahren war die Musikszene im Baskenland eine starke, kraftvolle und antifaschistische Szene. In den letzten 5 Jahren ist sie aber kontaminiert worden durch rechtsorientierte Einflüsse, Musik, Mode, Ideen, etc.p.p.. Wir wollen dazu beitragen, dass diese Einflüsse zurückgedrängt werden und die Musikszene wieder zu dem machen wofür sie einmal stand.
Unter kontaminiert verstehen wir, dass du jetzt hier in Baskenland Bands hast, die sich links und antifaschistisch nennen, aber beginnen dies mit rechtsorientierten Dingen zu mischen. Sie tragen rechte T-Shirts bei ihren Auftritten, mischen rechte Stile, Symbole und Ausdrucksformen mit den linken, beginnen auf rechte Konzerte zu gehen, usw.. Sie bringen faschistische Ausdrucksformen in die linke Szene. Das sehen wir immer öfters. Und es ist ein wachsendes Problem. Wenn wir uns zum Beispiel teenager im Alter von 16 – 17 Jahren ansehen. Was sollen die denken, wenn sie auf linken und antifaschistischen Konzerten Leute mit rechten T-Shirts sehen. Das es normal ist? Das man mit Rassisten und Faschisten einen freundschaftlichen Umgang pflegen kann?
Wir vermitteln ihnen, dass das ganz und gar nicht ok ist. Wenn also Leute mit rechten Symbolen und Mode auftauchen, dann reden wir erst einmal mit denen. Wenn sie aber nicht mit sich reden lassen und kein Einsehen zeigen, d.h. das Zeug weiter tragen, dann müssen sie die Konsequenzen tragen.
Azzoncao: Und was heißt das dann, wenn Ihr sozusagen an die Grenzen der Aufklärung stoßt?
CSB-EH: Wir betreiben erst einmal Aufklärung. Also z.B. über die Modemarken „Three Stroke“, Thor Steinar“ usw.. Wenn dann aber Leute z.B. auf Konzerten kein Einsehen haben und die Sachen weiter tragen wollen, kommt es zur physischen Konfrontation. Das heißt nicht, dass wir das lieben. Niemand schlägt gerne auf jemanden ein. Wir ziehen Informationspolitik vor. Das es faschistische Propaganda ist dies Zeug anzuziehen. Das man Nazis dadurch finanziert. Das es generell nicht ok ist. Usw.. Das ist uns lieber als Schlägereien.
Azzoncao: Was passiert, wenn hier Bands mit rechten Tendenzen auftreten wollen?
CSB-EH: Zunächst treten wir an die Promoter und Veranstalter heran. Wie könnt ihr diese Band auftreten lassen? Seht Euch die Lyrics an, mit welchen anderen Bands die Band aufgetreten ist, auf welchen Festival, vor welchen Leuten. Weisen auf die Kontakte der Band hin, usw.. Wenn das nicht wirkt, treten wir an die Vermieter der Lokalität heran. Oder auch an die anderen Bands, die dort auftreten und einen anderen, einen antifaschistischen Gesichtspunkt vertreten. So versuchen wir Auftritte rechter Bands zu verhindern. Wir blockieren aber auch manchmal mit 50 Leuten den Zugang zu einem solchen Konzert, wenn alles Andere nicht gewirkt hat.
Wir organisieren zum Aufbau einer klar antifaschistischen Szene eigene Konzerte und Gigs. Vor den Konzerten machen wir Interviews mit den Bands. Über die Musik, ihre Bandgeschichte und natürlich ihre antifaschistische Einstellung. Diese Interviews veröffentlichen wir in unserem Fanzine, das wir vor den Konzerten verteilen. Somit konsumieren die BesucherInnen nicht nur die Musik, sondern bekommen auch Informationen. Diese Interviews setzen wir auch auf unseren blog ins Internet. Der blog heißt http://csb-euskalherria.blogspot.com.
Azzoncao: Wie seht ihr Euch in der antifaschistischen Bewegung?
CSB-EH: Als Cable Street Beat haben wir viele Kontakte zu Bands, Labels und besetzten Häusern, in denen wir Parties organisieren. Wir sehen Cable Street Beat als eine subkulturelle Organisationsform, die sich hauptsächlich um die Musikszene kümmert.
Andere Organisationen, Gruppen, Parteien haben ihre Schwerpunkte. Diese haben aber keine Ahnung, was den Subkulturellen Bereich angeht. Das wissen halt wir.
Generell gibt es natürlich die individuellen Kontakte in fast alle politischen Bereiche. Die Kämpfe der Arbeiterklasse, die ökologischen Kämpfe, z.B: gegen den Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse, den Unabhängigkeitskampf, der alles im Baskenland überlagert. Das ist klar. Aber sie haben keine Vorstellung zu politisch rechten Einflüssen in der Musikszene. Und das genau bedienen wir.
Sie können auch nicht verstehen, was in der Subkulturellen Szene passiert. So ist es unsere Aufgabe dies zu erklären und deutlich zu machen.
Der große Unterschied vom Baskenland zu anderen Ländern ist der, dass die Menschen im Baskenland wesentlich politisierter sind als anderswo. So ist die antifaschistische Politik und auch die auf der Straße in anderen Ländern eher ein internes Ding kleiner Zirkel. Hier sind unterschiedlichste Kultur- und Musikszenen, Politikbereiche und auch unterschiedlichste Altersstrukturen in den Antifaschismus integriert. So hast du hier zum Beispiel eine 60jährige Frau, die sehr in die politischen Aktivitäten integriert ist. Sie war sehr wahrscheinlich über zig Jahrzehnte als politische Gefangene in einem Gefängnis und niemals in ihrem Leben auf einem Punk-Konzert, kennt diese Musik nicht oder weiß auch nichts über die Skinhead-Szene. In diese antifaschistische baskische Konstellation bringen wir uns mit unserem Wissen und Aktionen ein. Versuchen dort eine strikt antifaschistische Musikszene aufzubauen.
Azzoncao: Danke. Das war sehr aufschlussreich. Möchtet ihr noch was sagen?
CSB-EH: Nein. Nur soviel: Vielen Dank für das Interview und das Interesse. Wir hoffen Euch einen Eindruck von dem vermittelt zu haben, was wir machen.
Cable Street Beat - Euskal Herria:
http://csb-euskalherria.blogspot.com