Einkommen in Leipzig: Baalsdorf ist top – Osten bleibt eher arm

Erstveröffentlicht: 
30.08.2016

Die Einkommen in Leipzig steigen moderat. Doch welche Viertel profitieren? Der Osten zieht immer mehr Studenten an – und bleibt trotz positivem Trend Schlusslicht auf der Skala. Alleinerziehende bleiben außerdem von Armut bedroht.

 

Die Leipziger haben mehr Geld in der Tasche: Das monatliche persönliche Nettoeinkommen lag 2015 im Durchschnitt bei 1254 Euro, das sind 47 Euro mehr als im Vorjahr. Die Kommunale Bürgerumfrage der Stadt Leipzig zeigt auch, in welchen Ortsteilen Besser- und Schlechterverdienende wohnen. In Grünau-Ost, Volkmarsdorf und Neuschönefeld-Ost haben Haushalte am wenigsten Geld zur Verfügung – oft weniger als 1100 Euro pro Monat.

 

Für den räumlichen Vergleich bemühen die Statistiker das Wortungetüm „Nettoäquivalenzeinkommen“. Dabei wird das Einkommen aller Haushaltsmitglieder berücksichtigt und rechnerisch zur Haushaltsgröße ins Verhältnis gesetzt. Außerdem können dadurch auch Spareffekte durch die gemeinschaftliche Haushaltsführung berücksichtigt werden.

 

Danach gilt: Den einen privilegierten oder benachteiligten Stadtbezirk gibt es in Leipzig nicht. Ortsteile mit hohen und niedrigen Einkommen sind sowohl am Stadtrand als auch im Zentrum vertreten. An der Spitze steht Baalsdorf (1857 Euro) am östlichen Stadtrand, aber auch Wiederitzsch ganz im Norden der Stadt, Mölkau sowie Zentrum-Nordwest und Zentrum-Süd gehören zu dieser Gruppe.

 

Am Ende der Einkommensskala stehen die Ortsteile Grünau-Ost, Volkmarsdorf und Schönefeld-Ost. Dort liegen die Einkommen oft unter 1100 Euro. In Grünau-Ost beziehe die Hälfte aller Bewohner Renten und Pensionen, heißt es zur Begründung in der kommunalen Bürgerumfrage. Dagegen gehört der Osten trotz oder gerade wegen vieler Studenten zu den Einkommensschlusslichtern: In Neustadt-Neuschönefeld, Volkmarsdorf und auch Reudnitz-Thonberg bestreite ein hoher Anteil von Studenten den Lebensunterhalt durch BaföG-Leistungen und mit privater Unterstützung. 

 

Schleußig stagniert


Auch wenn der Osten noch am Ende der Skala steht, ist der Trend positiv. In den Sanierungsgebieten seien die Einkommen gestiegen, erklärt die Stadt. Das gelte auch für sanierte Gebiete im Westen der Stadt und für das Fördergebiet Grünau. Insgesamt seien im Vergleich zu 2013 die Einkommen in 56 Leipziger Ortsteilen gestiegen.

 

In Schleußig, das jahrelang boomte, stagniert die Entwicklung auf hohem Niveau. Das Nettoäquivalenzeinkommen liegt dort bei mehr als 1500 Euro. Pro Kopf ist das Einkommen aber noch einmal gestiegen, von 1360 auf 1461 Euro. Mehr als Dreiviertel der Haushalte kommt durch Erwerbstätigkeit auf das Einkommen: 77 Prozent sind der Spitzenwert in der Stadt. 

 

Mindestlohn positiv – Alleinerziehende bleiben armutsgefährdet


Bei den unteren Einkommensschichten hat sich der Mindestlohn positiv ausgewirkt, ergab die Bürgerumfrage. Auch Selbstständige haben finanziell zugelegt - laut Statistiker ein Zeichen für eine starke Konjunktur. Die Bürgerumfrage zeigt auch: Erwerbstätige Paare mit Kindern haben in Leipzig das meiste Geld zur Verfügung, Alleinerziehende bleiben von Armut bedroht. In dieser Gruppe ist nahezu jeder vierte Haushalt auf die Grundsicherung angewiesen. Die Grenze zur Armut liegt in Leipzig bei 806 Euro pro Kopf – und damit noch unter dem Bundesdurchschnitt von 917 Euro.

 

Von Evelyn ter Vehn