Die Polizei löst in Ebersburg im Landkreis Fulda ein Fußballturnier der rechten Szene auf. Dort hatten sich rund 50 Neonazis an einer öffentlichen Grillhütte im Ortsteil Röderhaid versammelt, um gegeneinander Fußball zu spielen.
Die hessische Polizei hat in Ebersburg im Landkreis Fulda ein Fußballturnier der rechten Szene aufgelöst. Wie ein Polizeisprecher der Frankfurter Rundschau am Dienstag auf Nachfrage bestätigte, hatten sich am vorletzten Samstag rund 50 Neonazis an einer öffentlichen Grillhütte im Ortsteil Röderhaid versammelt, um gegeneinander Fußball zu spielen. Aufmerksame Anwohner hatten demnach die Polizei verständigt.
Als gegen 15 Uhr der erste Streifenwagen eintraf, sei sofort klar gewesen, dass es sich bei den Versammelten um Anhänger der rechten Szene handelte, sagte der Sprecher. Auf dem Gelände seien schwarz-weiß-rote Fahnen aufgehängt gewesen, die Anwesenden seien zudem durch szenetypische Kleidung und entsprechende Tattoos eindeutig zu identifizieren gewesen. Unter ihnen hätten sich auch polizeibekannte Neonazis befunden.
Als die Polizei Kontakt mit den Verantwortlichen der Gemeinde Ebersburg aufnahm, stellte sich den Angaben zufolge heraus, dass die Grillhütte zwar angemietet worden war, der ebenfalls einschlägig bekannte Anmelder aber verschwiegen hatte, dass es sich um eine rechte Szeneveranstaltung handelte. In Absprache mit der Polizei trat die Gemeinde daraufhin von dem Mietvertrag zurück, und die Beamten lösten das Fußballturnier mit starken Polizeikräften auf. Die versammelten Neonazis hätten den Platz ohne weitere Probleme verlassen, teilte der Polizeisprecher mit.
Staatsschutz ermittelt
Der Staatsschutz prüft laut Polizei derzeit noch die strafrechtliche Relevanz einiger T-Shirts, die bei dem Turnier getragen wurden. Demnach laufen momentan Vorermittlungen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung und der Verwendung verbotener Symbole.
Die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN), die Jugendorganisation der rechtsextremen NPD Hessen, teilten auf ihrer offiziellen Facebook-Seite mit, dass auch eine Gruppe ihrer Mitglieder an dem Turnier teilgenommen habe. Der vorzeitige Abbruch des Turniers durch die Polizei beweise, „dass sich die BRD immer mehr zu einer DDR 2.0 entwickelt“, schreiben die JN.
Generell dienen Sportveranstaltungen – wie auch Partys oder Rechtsrock-Konzerte – der Neonaziszene zur internen Festigung und zur Rekrutierung neuer Mitglieder. Sie tragen dazu bei, eine rechte Lebenswelt zu schaffen, in der es möglich wird, sich vollständig unter Gleichgesinnten zu bewegen. Dadurch können derartige Veranstaltungen auch zur politischen Radikalisierung beitragen. Zuletzt hatten bekannte NPD-Kader und andere hessische Neonazis Anfang Mai an einem Rechtsrock-Konzert im thüringischen Hildburghausen teilgenommen.
Bereits Mitte Juni hatte eine Mannschaft, die offensichtlich aus Neonazis bestand, an einem dörflichen „Schoppeturnier“ im Landkreis Gießen teilgenommen. Auch damals waren die Sportler durch eindeutig neonazistische T-Shirts und Tattoos aufgefallen, sie hatten aber dennoch an dem Turnier teilnehmen dürfen.