24. September: Autonome wollen rechten Aufmarsch in Weil verhindern

Den Weg über die Dreiländerbrücke nach Friedlingen wollen die Autonomen den Rechten am 24. September mit der Aufforderung „Nazis ins Wasser schubsen“ offensichtlich verwehren.
Erstveröffentlicht: 
23.08.2016

Das riecht nach Konfrontation: Unter dem Motto "Nazis ins Wasser schubsen" wollen autonome Linke einen Aufmarsch von Rechtsextremen in Weil am Rhein verhindern. Die Polizei ist besorgt.

 

Von Marco Schopferer und Ulrich Senf

 

Nachdem die Rechten für den 24. September einen Aufmarsch zum "Tag der Europäischen Völker" in Friedlingen auf dem Hüninger Platz angemeldet haben, deutet nun alles darauf hin, dass es an dem besagten Samstag in Weil am Rhein zu einer offenen Konfrontation zwischen Rechten und autonomen Linken kommen könnte. Die KTS in Freiburg, das selbstverwaltete autonome Zentrum für Politik und Kultur, ruft unter dem Motto "Nazis ins Wasser schubsen" überregional zur Anti-Nazi-Blockade in Weil am Rhein auf.

 

Das gesamte Stadtgebiet, so die Ankündigung, wollen die Autonomen, die Anarchie als ihre politische Vision bezeichnen, an dem Samstag für Aktionen nutzen. Ziel soll es sein, den Naziaufmarsch um jeden Preis zu verhindern, "von der Anreise bis zur Abfahrt", wie sie schreiben. Mit "Out-of-Control Aktionen", die unkoordiniert und damit für ihre Gegner wie auch für die Polizei kaum abzuschätzen sind, wollen sie dem "Nazispuk keinen Meter Raum geben". Welche Mittel sie dabei im Blick haben, zeigt ein Foto der Dreiländerbrücke mit dem Schriftzug: "Nazis ins Wasser schubsen!" Über die Dreiländerbrücke, so das unmissverständliche Signal, das der Deutlichkeit halber auch auf Französisch zu lesen ist, sollen Rechte keinen Weg nach Friedlingen finden.

Aufruf auch auf Französisch


Auf der Homepage des Kulturzentrums als auch auf der linksradikalen Nachrichtenseite "linksunten"schreiben die Aktivisten: "Wir werden uns nicht einschüchtern lassen und uns dem Tag der europäischen Völker in den Weg stellen. Wir rufen dazu auf, am 24. September 2016 nach Weil am Rhein zu kommen und den Tag für die Nazis zum Desaster zu machen!" Gegen den "Nazispuk auf der Straße" helfe nur, sich öffentlich dagegen zu stellen und den Rechtsextremen keinen Meter Raum zu geben. "Dabei wollen wir den Neonazis jeden Raum in der Stadt nehmen", ist zu lesen.

 

Um dieses Ziel zu erreichen, rufen die Aktivisten zu Out-of-Control Aktionen im gesamten Stadtgebiet auf. Dabei sollen "viele verschiedene Protestformen Platz haben. Das wollen wir durch dezentrale Aktionen erreichen", heißt es in dem überregionalen Aufruf, der mit den Worten endet: "¡No Pasaran! (was heißt: Keiner soll durchkommen) – Für die Freiheit – Für die Anarchie!" Sitzblockaden schlagen die Autonomen dazu ebenso vor wie "Pink & Silver-Paraden, Punkmusik und Straßenpartys, agile Kleingruppen, etc." Dass der Aufruf auch auf Französisch übersetzt wurde, lässt vermuten, dass die Autonomen mit der Ankündigung ihre Gegner vorwarnen und einschüchtern wollen. Immerhin versuchen auch die Rechten, den "Tag der europäischen Völker" mit Flyern und einer eigenen französischen Seite in Frankreich zu bewerben. In dem Nachbarland, in dem übrigens auch der ehemalige Weiler und Organisator des Aufmarsches Andreas Weigand lebt, haben die Rechten eine große Lobby. Die Facebookseite zum Tag der europäischen Völker ist bereits über 1000 Mal geteilt worden, wenngleich sich erst 55 Menschen öffentlich für den Aufmarsch angemeldet und 124 ihr Interesse bekundet haben. Den deutschen Aufruf haben dabei 66 mit "gefällt mir" markiert, den französischen 129 Personen.

Von "unüberbrückbaren Gegensätzen", die sich mit den Rechten und den autonomen Linken am 24. September in Friedlingen wohl gegenüberstehen werden, spricht die Polizei. "Konflikte sind bei dieser Konstellation nicht auszuschließen", erklärt Pressesprecher Wissler. Die Polizei bereite sich schon seit Wochen auf den Einsatz vor, um jederzeit reagieren und Auswüchse verhindern zu können.

Spezielle Verkehrssituation birgt Brisanz


Wie brisant die Situation in Friedlingen ist, veranschaulicht schon der Blick auf die wenigen Zufahrtswege in den Stadtteil. Neben der Dreiländerbrücke, die die Autonomen offensichtlich schon im Blick haben, um Rechte am Durchkommen zu hindern, gibt es neben dem Weg über den Zoll und die Friedensbrücke nur noch die Zufahrt über den Kreisel an der Colmarer Straße, um an den Hüninger Platz zu kommen. Was an einem Samstag um die Mittagszeit – der Aufmarsch ist auf 13 Uhr angemeldet – Sitzblockaden oder andere "Out-of-Controll-Aktionen" für Folgen haben können, lässt sich ausmalen.

Wie gewaltfreier Protest gegen eine rechtsextreme Veranstaltung vonstatten gehen kann, zeigt im Übrigen der Blick nach Freiburg. Im Jahr 2002 hatte dort ein breites Bündnis eine NPD-Demo schlichtweg unmöglich gemacht. 10.000 Menschen versperrten die Straßen vor dem Hauptbahnhof. Für die 100 angereisten NPD-Anhänger war kein Durchkommen; sie sagten ihren Zug durch Freiburg ab.

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