Mitglieder des Oberligisten verbannen den speziellen Schlachtruf aus dem Alfred-Kunze-Sportpark.
Leipzig. Revolution in Grün-Weiß: Auf Beschluss der Mitgliederversammlung der BSG Chemie Leipzig hat der Fangesang „Nur ein Leutzscher ist ein Deutscher“ ab sofort nichts mehr im Alfred-Kunze-Sportpark zu suchen. Der Fanclub „Herrengedeck“ hatte bei der Zusammenkunft am 30. Juni einen entsprechenden Antrag auf Aufnahme der Zeilen in die erweiterte Stadionordnung, quasi den Index des Clubs, gestellt. Das Protokoll der Versammlung wurde am späten Sonntagabend veröffentlicht. Demnach votierten 89 der 110 anwesenden Stimmberechtigten „nach intensiver Diskussion“ für den Antrag, sechs stimmten dagegen, 15 enthielten sich.
In den vergangenen Monaten hatte es rund um die Zeilen immer wieder Diskussionen und im Stadion auch Auseinandersetzungen gegeben. Der Hauptvorwurf: Rassismus. „Herrengedeck“ gab in dieser Frage ein Gutachten bei Dr. Robert Feustel, Politikwissenschaftler und Historiker an der Uni Leipzig, in Auftrag. Der kommt zu dem Schluss: „‘Nur ein Leutzscher ist ein Deutscher‘ gehört aus verschiedenen Gründen in die Rubrik politisch diskriminierender Verhöhnung.“ So sei der Spruch zunächst natürlich sachlich falsch, weil nicht alle Deutschen Leutzscher seien. Des Weiteren schließe das Wörtchen „nur“ alle Nicht-Leutzscher von der vom Gesang als positiv bewerteten Eigenschaft Deutscher zu sein aus. „Der Gesang dient offensichtlich dem Selbstlob und betont den eigenen Nationalstolz – als Leutzscher und als Deutscher“, heißt es im Gutachten, das auch auf der Webseite des Fanclubs zu finden ist. „Das allerdings heißt, dass das Wort „Deutscher“ einen nationalistischen Charakter hat und damit wenig harmlos daherkommt. Es rekurriert unverhohlen auf gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und stellt sich damit gegen alle Nichtdeutschen.“
Die bei „Herrengedeck“ organisierten Chemie-Anhänger stützten ihren Antrag auf eben diese Argumentation. Die Mitgliederversammlung der BSG Chemie folgte mit deutlicher Mehrheit dieser Argumentation. „Nur ein Leutzscher ist ein Deutscher“ ist nun Bestandteil der erweiterten Stadionordnung im Alfred-Kunze-Sportpark und steht damit auf dem vereinsinternen Index. Dort finden sich unter anderem auch Hakenkreuz und Reichsadler, Schwarze Sonne und Keltenkreuz, verschiedene Zahlencodes, Shirts von einschlägigen rechten Bands aber auch Sprüche wie „Todesstrafe für Kinderschänder“ oder „Good night left side“.
Hallt der Spruch künftig dennoch durch den AKS, können Ordnungsdienst und Fanordner die Verursacher nun direkt ansprechen und zunächst verwarnen. Bei Wiederholung drohen dann weitere Sanktionen.